Flugzeuge bremsen bei der Landung nicht nur mit den Scheibenbremsen am Fahrwerk. Zur Unterstützung der Bremswirkung kann der Abgasstrahl am Triebwerk durch Klappen nach schräg vorn umgeleitet werden. Die Geschwindigkeit wird durch diesen Umkehrschub abrupt reduziert. Eine ausgefeilte Technik sorgt gewöhnlich dafür, dass der Umkehrschub erst nach dem Aufsetzen ausgelöst werden kann.

Auch ohne diese zusätzliche Bremse kann ein Flugzeug landen. Es gibt Flughäfen, auf denen zum Beispiel aus Lärmschutzgründen kein Umkehrschub verwendet werden soll. Ein Ausfall der Einrichtung wird dem Piloten durch das Kontrollsystem angezeigt, so dass er sich auf die Situation einstellen kann. Beim Simulationstraining wird jeder Pilot darauf vorbereitet. In einer sogenannten Minimum Equipment List (MEL, Liste mit den minimalen technischen Voraussetzungen) des Flugzeugherstellers wird dem Piloten angezeigt, ob trotz eines Fehlers gestartet werden darf. Ein Fehler beim Umkehrschub ist laut MEL kein Grund für ein Startverbot. Ein Flugzeug wird zugelassen, als brauche es keinen Umkehrschub.

Bereits vor gut 17 Jahren spielte Umkehrschub bei einem schweren Flugzeugunglück eine Rolle: Am 26. Mai 1991 starben in Thailand 228 Menschen beim Absturz einer Boeing 767 der Lauda-Air. Wodurch der Umkehrschub in den Triebwerken ausgelöst wurde, konnte nicht geklärt werden. Fünf Jahre später stürzte nach dem Start im brasilianischen São Paulo eine Fokker 100 der Gesellschaft TAM in ein Wohnviertel. 99 Menschen kamen ums Leben. Unglücksursache: technischer Fehler beim Umkehrschub.