Rund eine Million Opfer politisch motivierter Verfolgung während des spanischen Bürgerkrieges und der darauffolgenden Franco-Diktatur sollen eine moralische Wiedergutmachung bekommen. Spaniens sozialistische Regierung will Überlebenden und Hinterbliebenen nach Presseberichten vom Wochenende die Möglichkeit einräumen, ein entsprechendes Dokument des Justizministeriums zu beantragen. Darin sollen sie oder ihre Angehörigen offiziell als Opfer anerkannt und rehabilitiert werden. Die Initiative muss nun vom Staatsrat, dem höchsten Beratergremium der Regierung, geprüft werden.

Das Vorhaben beruht auf einem Gesetz zur Aufarbeitung des Bürgerkrieges (1936-1939) und der Diktatur (1939-1975), das Ende vergangenen Jahres vom Parlament verabschiedet worden war. Opferverbände waren damals mit der Forderung gescheitert, die Unrechtsurteile der Franco-Zeit für null und nichtig zu erklären. In Einzelfällen will die Regierung auch Entschädigungen von 135 000 Euro gewähren. Dies gilt auch für die turbulenten Jahre des Übergangs zur Demokratie bis zu den ersten freien Wahlen 1977.

Außerdem soll den Angehörigen der internationalen Brigaden, die aufseiten der Republik gegen die Franco-Truppen kämpften, auf Wunsch die spanische Staatsangehörigkeit zuerkannt werden. Von den damals rund 60 000 Freiwilligen aus 60 Ländern leben heute noch etwa 1000.

Im Bürgerkrieg waren rund 600 000 Menschen ums Leben gekommen. Selbst nach Ende des Konfliktes ließ Franco Schätzungen zufolge etwa 150 000 Gegner erschießen. Den "Hinrichtungskomitees" der Republikaner sollen im Bürgerkrieg bis zu 60 000 Menschen zum Opfer gefallen sein. Nach dem Tod des Diktators im Jahr 1975 bewahrten die Parteien aus Rücksicht auf einen reibungslosen Übergang zur Demokratie weitgehend Stillschweigen über die Geschehnisse.