Mehr als 70 Jahre nach der Ermordung von Federico García Lorca durch die Faschisten im spanischen Bürgerkrieg wird die Leiche des großen Dichters exhumiert. Der Madrider Ermittlungsrichter Baltasar Garzón ordnete am Donnerstag an, das Massengrab zu öffnen, wo Lorca nach seiner Erschießung im August 1936 mit drei Leidensgenossen von den Schergen des späteren Diktators Francisco Franco verscharrt worden war.

Die Öffnung war von den Hinterbliebenen von zwei der Opfer - einem republikanischen Lehrer und einem anarchistischen Stierkämpfer - beantragt worden. Sie wollen ihre Angehörigen würdevoll bestatten. Die Familie Lorcas hatte sich jahrelang gegen die Exhumierung gewehrt, vor einem Monat aber eingewilligt.

Spaniens berühmtester zeitgenössischer Dichter war den Faschisten als Linker, Homosexueller und "Volksdichter" besonders verhasst. Der Autor der "Zigeuner-Romanzen" und von Theaterstücken wie "Bernarda Albas Haus" wurde nur 38 alt. Das Grab war 1971 nahe Granada in Südspanien entdeckt worden. Historiker und Schriftsteller fordern schon seit Jahren, auch der Dichter müsse eine würdevolle Beisetzung erhalten. Einen Termin für die Exhumierung gibt es noch nicht.

Richter Garzón ordnete am Donnerstag die Öffnung von insgesamt 19 Massengräbern in ganz Spanien an. Dies ist Teil einer großangelegten Untersuchung zur Aufklärung der politisch motivierten Verbrechen während des Bürgerkrieges (1936-1939) und der anschließenden Franco-Diktatur (1939-1975). Noch heute liegen rund 40 000 Opfer in namenlosen Massengräbern.