Ihre repräsentativen Pflichten erfüllt die spanische Königin Sofía seit Jahrzehnten tadellos. Ihr unterlaufen keine Schnitzer auf diplomatischen Parkett, und sie sorgt auch nicht mit unbedachten Äußerungen für Skandale. Wenn die Spanier an der Königin etwas auszusetzen hatten, war es allenfalls dies: Sofía wirke im Vergleich zu dem - als besonders warmherzig geltenden - König Juan Carlos ein wenig reserviert und strahle eine gewisse "germanische Kühle" aus, hieß es gelegentlich.

Aber die Königin, die an diesem Sonntag (2. November) 70 Jahre alt wird, hat sich geändert. "Sie ist viel lockerer, witziger und umgänglicher geworden", berichtet die Biografin Pilar Urbano. Sofía hat in den vergangenen Jahren für sich eine neue Rolle im Königshaus gefunden. Seit die Kinder - Kronprinz Felipe (40) sowie die Infantinnen Elena (44) und Cristina (43) - aus dem Haus sind, trat sie aus dem Schatten des Königs heraus. Sie reist unabhängig von Juan Carlos in ferne Länder, besucht Projekte der Entwicklungshilfe und kümmert sich um die Ärmsten der Armen.

"Ich hoffe, dass die Geschichte anerkennt, dass ich nützlich gewesen bin", sagte die frühere griechische Prinzessin. "Das ist alles, was ich möchte: mich nützlich machen." Die Urenkelin des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. wurde in Psychiko bei Athen als Sophia von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg geboren. Ihr Vater war der griechische König Paul I., ihre Mutter die Kaiser- Enkelin Friederike. Als Sofía drei Jahre alt war, mussten die Eltern vor den Truppen Hitlers und Mussolinis zunächst nach Kreta und dann nach Ägypten und Südafrika flüchten. Ihre Jugend verbrachte die Prinzessin zeitweise im Elite-Internat Salem am Bodensee.

Als sie im Mai 1962 den damaligen spanischen Prinzen Juan Carlos heiratete, konnte sie nicht darauf zählen, einmal Königin zu werden. In Spanien herrschte damals die Franco-Diktatur (1939-1975), und Juan Carlos wusste selbst nicht, ob er jemals den Thron besteigen würde. Nach dem Tod des Diktators erlebte Sofía an der Seite ihres Mannes die schwere Zeit des Übergangs zur Demokratie mit.

In der Nacht des 23. Februar 1981, als die junge spanische Demokratie an einem Putschversuch zu zerbrechen drohte, soll Sofía den König darin bestärkt haben, den aufständischen Militärs die Stirn zu bieten. Dabei dürften auch die Erfahrungen eine Rolle gespielt haben, die ihre Familie in Griechenland gemacht hatte: Sofías Bruder Konstantin hatte 1967 als griechischer König beim Putsch der Militärs versucht zu taktieren. Damit brachte er sich nicht nur um den Thron, sondern auch um die Sympathien der Griechen.

Juan Carlos und Sofía sind heute eines der populärsten Monarchenpaare der Welt. Dass das spanische Königshaus weitgehend frei von Skandalen ist, dürfte auch ein Verdienst der Königin sein. Sofía akzeptierte es, dass nicht nur ihre Töchter, sondern auch der Thronfolger Felipe Bürgerliche heirateten. "Wer an der Eheschließung des Prinzen mit einer Journalistin (Letizia Ortiz) etwas auszusetzen hat, denkt in völlig veralteten Kategorien", schrieb sie den Traditionalisten ins Stammbuch. "Es ist gut, dass das Königshaus sich öffnet."