Rubén Noé Coronado hat seinen Schädel fast kahlscheren lassen, er trägt einen Drei-Tage-Bart - und er ist schwanger. Der 25-jährige Spanier gilt weltweit als der erste transsexuelle Mann, der Zwillinge erwartet. Die Geburt wird für September erwartet.

Der Licht- und Tontechniker war in einem Dorf in Südspanien als Frau zur Welt gekommen. Aus der Provinz flüchtete er in die Gegend von Barcelona und begann vor wenigen Jahren eine Geschlechtsumwandlung. Er ließ seine Brüste operativ entfernen und sich mit männlichen Geschlechtshormonen behandeln. Dann fassten Rubén und seine Lebensgefährtin Esperanza den Entschluss, dass sie Kinder bekommen wollten. Die 43-jährige Esperanza fühlte sich jedoch für eine Schwangerschaft zu alt und gesundheitlich zu schwach.

Aus diesem Grund unterbrach Rubén die Hormonbehandlung. "Dies ist meine letzte Chance", sagte er. "Mein Körper kann mir noch von Nutzen sein." Der 25-Jährige besitzt noch Eierstöcke und Gebärmutter und ist daher in der Lage, schwanger zu werden und ein Kind auszutragen. Der Transsexuelle ließ sich mit dem Samen eines Spenders befruchten und erhielt kürzlich von der Klinik die Nachricht, dass er mit Zwillingen schwanger ist.

Noch vor der Entbindung will Rubén seine Freundin heiraten, damit diese rechtlich die Mutter der Kinder werden kann. Nach der Geburt will er die Geschlechtsumwandlung fortsetzen und sich durch eine Operation die weiblichen Organe entfernen lassen. "Ich werden den Prozess zum Abschluss bringen; denn ich bin ein Mann", sagt Rubén.

Seine Schwangerschaft löste in Spanien eine Debatte darüber aus, ob es moralisch zu rechtfertigen ist, einen Transsexuellen künstlich zu befruchten. "Dass eine solche Schwangerschaft technisch machbar ist, bedeutet nicht, dass sie moralisch akzeptabel ist", sagte der Androloge Josep Lluís Ballescà der Zeitung "El País". "Eine Geschlechtsumwandlung sollte vollständig sein. Was Rubén tat, ist ein Widerspruch."

Mehr als 150 Kliniken hatten eine künstliche Befruchtung abgelehnt. Der junge Mann wies die Bedenken zurück: "Wir werden eine Familie mit Vater, Mutter und Kindern sein. Wo steckt das Problem?" Der spanische Schwulen- und Lesben-Verband betonte, auch Transsexuelle hätten das Recht, eine Familie zu haben. "Fälle wie der von Rubén werden jedoch seltene Ausnahmen bleiben", sagte Verbandschef Antonio Poveda. "Es gibt für Transsexuelle auch andere Wege, eine Familie zu gründen."

Der Spanier ist nicht der erste "schwangere Mann". In den USA brachte der Transsexuelle Thomas Beatie im vorigen Jahr ein Mädchen zur Welt. Dass ein Transsexueller Zwillinge bekommt, hat es - soweit man weiß - weltweit bisher nicht gegeben. Der Mediziner Iván Mañero warnte davor, dass solche Schwangerschaften dazu missbraucht werden könnten, das Interesse der Medien anzuziehen. "Medizinisch gesehen ist daran nichts Besonderes. Diese Fälle sind vor allem ein Medienspektakel." Dabei dürfte der Arzt an die vielen Auftritte gedacht haben, die Rubén in spanischen Fernsehshows hatte.