Trotz der Wiederaufnahme des Flugbetriebs am Samstagnachmittag (4.12.) konnte ein Großteil der Flüge auf dem Flughafen von Mallorca nicht abgewickelt werden. Von den 243 geplanten Flügen wurden 203 gestrichen. Nur Air Europa, Air Berlin und Swiss Air hoben wieder ab. Die Bilanz des 24-stündigen Streiks auf Son Sant Joan: 317 ausgefallene Flüge, rund 35.000 betroffene Passagiere.

Während einige Passagiere die gesamte Zeit am Flughafen ausharrten, waren die meisten gestrandeten Urlauber in Hotels untergebracht worden. Nachdem sich der Flugbetrieb auch am Samstagmorgen nicht normalisierte, kehrten sie wieder in die Hotels zurück. Im Hafen von Palma bildeten sich am Morgen vor den Schaltern der Fährgesellschaften Acciona-Trasmediterránea und Baleària lange Schlangen. Viele Mallorquiner, die eine Urlaubsreise während der Brückentage bis Mittwoch geplant hatten, stornierten ihre Tickets und kehrten nach Hause zurück. Bis zum Nachmittag waren weite Teile des Flughafens verwaist, nur an den Schaltern der Airlines war Betrieb. Passagiere standen in langen Schlangen, um Informationen zu erhalten und Tickets ausgefallener Flüge zu tauschen.

In der Nacht auf Samstag hatte der Befehlshaber der Luftwaffenbasis von Mallorca, Carlos de Palma Arrabal, das Kommando auf dem Flughafen Son Sant Joan übernommen. Da allerdings auf Mallorca keine militärischen Fluglotsen stationiert sind, konnte er nur den Betrieb der zivilen Mitarbeiter überwachen. Die krankgemeldeten Fluglotsen fanden sich erst allmählich ein und nahmen ihren Dienst erst am Nachmittag auf, nachdem die spanische Regierung den Alarmzustand ausgerufen und den Lotsen mit Gefängnisstrafen gedroht hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatten aber mehrere Airlines bereits die Flüge bis zum nächsten Morgen abgesagt. Zudem gab es Zweifel, ob die vom Konflikt aufgeriebenen und übernächtigten Lotsen übehaupt dienstfähig sind.

So war der Freitag

Son Sant Joan hatte am Freitagabend praktisch ab 18 Uhr seinen Betrieb eingestellt. 114 Flüge mussten an dem Tag gestrichen werden. Nach Informationen des "Diario de Mallorca" hatten 11 der 16 Fluglotsen in Palma mit Verweis auf gesundheitliche Probleme ihren Dienst verweigert. Daraufhin musste der Luftraum über Palma geschlossen werden. Tausende Passagiere protestierten auf Palmas Flughafen, vor den Schaltern der Flugunternehmen bildeten sich lange Schlangen. Während Residenten wieder nach Hause zurückkehrten, mussten für Urlauber Hotels gefunden werden, viele verbrachten auch die Nacht am Flughafen.

Zum Dienstwechsel um 22 Uhr meldeten sich nur vier der elf eingeteilten Lotsen zum Dienst. Die Zentralregierung ordnete jedoch bereits die Militarisierung der Flughäfen an, und die wichtisten Flugunternehmen hatten bereits angekündigt, ihre Flüge bis zum Samstagmorgen auszusetzen.

Air Berlin konnte nach eigenen Angaben 900 von 2.400 in Palma gestrandeten Passagiere in Hotels unterbringen. Den restlichen 1.500 wurden Decken und Kissen sowie Essen angeboten, um die Nacht auf dem Flughafen gut zu überstehen. Bei der Unterbringung in anderen Flügen würden Familien mit kleinen Kindern und Senioren bevorzugt, sagte Álvaro Middelmann, Spanien- und Portugal-Chef der Airline. Er zeigte sich entsetzt über die Folgen für die Passagiere und den Imageschaden für Spanien.

Balearen-Premier Francesc Antich forderte die Lotsen in einer Pressekonferenz am Freitagabend auf, ihre Arbeitsplätze wieder einzunehmen und nicht auf Kosten der Passagiere ihre "astronomischen Gehälter" zu verteidigen. Die Regierung prüfe rechtliche Schritte gegen die Fluglotsen und habe zudem die Fährunternehmen gebeten, Sonderfahrten zwischen Mallorca, den Nachbarinsen und dem Festland einzulegen. Scharf kritisiert wurde die Situation auch von Mallorcas Hoteliersvereinigung. Das Verhalten der Lotsen sei unannehmbar, sie hätten die Passagiere als Geiseln genommen und fügten der Tourismusbranche auf Mallorca enormen Schaden zu. Ein Sprecher forderte die Regierung auf, resolut gegen die Lotsen vorzugehen.

Prominente Opfer des wilden Fluglotsen-Streiks waren Inselratspräsidentin Francina Armengol, die nicht zu Patenkindern in Nordafrika fliegen konnte, der Vorsitzende der konservativen Oppositionspartei PP, José Ramón Bauzá, der Familienangehörige zum Abflug nach Barcelona begleitete, sowie Präsidialminister Albert Moragues und Tourismusministerin Joana Barceló, die nach Menorca zurückkehren wollten.