So sehr sich Institutionen, Organisationen und ehrenamtliche Helfer auch bemühen, dem immer größer werdenden Heer der Bedürftigen auf Mallorca zu helfen – das, was diese Menschen am dringendsten brauchen, können sie ihnen nicht geben: einen Job. Statt für sich selbst und ihre Familien zu sorgen, müssen die „neuen Armen" Suppenküchen und Hilfsorganisationen aufsuchen, um über die Runden zu kommen. Die Ämter können kaum noch etwas für sie tun: Von der Staatsschuldenkrise gebeutelt, sieht sich Madrid dazu gezwungen, die sozialen Ausgaben drastisch zusammenzustreichen – bis hin zu den ohnehin schon zeitlich begrenzten Hilfen für Langzeitarbeitslose.

Einzig in Verbindung mit Weiterbildungsmaßnahmen soll es, so die jüngste Ankündigung aus Madrid, noch Unterstützung für Langzeitarbeitslose geben. Das immerhin ist ein richtiges Zeichen. Denn die, die jetzt auf Lebensmittelspenden angewiesen sind, können sich häufig deswegen nicht selbst helfen, weil sie schlecht oder gar nicht ausgebildet sind. In der Krise, die auf das Platzen der Immobilienblase folgte, ist das eigentliche Versagen des spanischen Staates deutlich zutage getreten: die unzureichende Schul- und Berufsausbildung und die damit einhergehende niedrige Produktivität der Wirtschaft. Denn während die Arbeitslosigkeit 20 Prozent beträgt, werden laut Arbeitsministerium durchaus qualifizierte Fachkräfte gesucht. Verwaltungsfach­angestellte, Programmierer, Ingenieure – in vielen Bereichen sind spanienweit Stellen zu haben, erst recht, wenn die Bewerber fit in einer Fremdsprache sind.

Daraus und aus den katastrophalen Ergebnissen der Pisa-Studie müsste eigentlich eine groß angelegte Bildungsoffensive folgen. Doch die großen Parteien in Spanien sind ideologisch zerstritten, und statt über Schlüsselqualifikationen und den Aufbau von Zukunftsbranchen zu diskutieren, reduziert sich die Debatte auf Themen wie Staatsbürgerkunde und regionale Unterrichtssprachen.