Die Meinungen über Facebook und andere soziale Netzwerke mögen geteilt sein. Schließlich will nicht jeder private Fotos im weltweiten Netz veröffentlichen. Doch wer Arbeit sucht, sollte sich vielleicht nicht grundsätzlich vor sozialen Netzwerken verschließen. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Social-Media-Kompetenz

Erstens suchen immer mehr – gerade kleinere und mittlere Unternehmen – Mitarbeiter, die sich auch mit diesen neuen Medien auskennen. Und das gilt ziemlich unabhängig von der Branche. „Gerade haben wir die Stelle eines Rezep­tionisten vergeben, bei der wir ausdrücklich darauf geachtet haben, dass die Bewerber auch mit sozialen Netzwerken umgehen können", erklärt zum Beispiel Ricarda Söhnlein als Geschäftsführerin des kleinen Stadthotels Palau Sa Font in Palma. „Bislang dachten wir immer, dass unser Hotel so besonders ist, dass die Kunden uns allein über Mundpropaganda finden", fügt sie hinzu. Inzwischen mussten sie aber auch lernen, dass die Mundpropaganda, das boca a boca, wie man auf Spanisch sagt, heutzutage größtenteils über Facebook und Twitter läuft. Der neue Rezeptionist soll deswegen neben seiner normalen Arbeit auch die Facebook-Präsenz des Hotels pflegen.

Wichtige Kontakte

Zweitens gibt es nicht nur die „Spaß"-Netzwerke wie Facebook. Bei Xing (vor allem unter Deutschen verbreitet) oder LinkedIn (internationaler und in Spanien viel benutzt) geht es darum, sich beruflich darzustellen und mit Kollegen, potenziellen Kunden oder Arbeitgebern und Mitarbeitern zu kommunizieren. Wer in Xing oder LinkedIn ein Profil anlegt, stellt also nicht die Familienfotos ins Netz, sondern die berufliche Laufbahn, Ausbildung und Erfolge.

Die Kommunikation verläuft über Gruppen, die sich über Schlagworte leicht finden lassen. So gibt es bei Xing eine deutschsprachige Gruppe „Palma de Mallorca" oder auch die „Mallorca-Deutschland Connection" (siehe Kasten).

Stellensuche

Und drittens funktionieren LinkedIn und Xing auch direkt als Stellenbörsen. Unternehmen, die sich in den Netzwerken ebenfalls präsentieren, können ihre Stellen direkt ins Netz stellen. Die Bewerber finden sie per Schlagwortsuche. Und wer in der Branche gut vernetzt ist, hat auch die besten Chancen, sich auf ein eventuelles Vorstellungsgespräch gut vorzubereiten. Schließlich kann man einen Kontakt, mit dem man per LinkedIn oder Xing verbunden ist, schnell mal die Frage stellen, wie viel man in der Firma eigentlich verdient, oder auf welche Qualifikationen der Chef besonders viel Wert legt.

Die Kommunikation in diesen Netzwerken muss man sich etwa so vorstellen wie in einer Firmenkantine. Formlos und nicht nur geschäftlich, aber doch auch niemals zu persönlich.

Gruppen auf Mallorca

Das überwiegend deutschsprachige Netzwerk Xing hat in vielen Orten sogenannte „Ambassadors", also Botschafter, die meist eine große regionale Gruppe verwalten. Auf den Balearen übernehmen diese Arbeit Guido Hansen von Escola Global und Manuel Tietsch vom Lions Club Palma. In ihrer Ambassador-Gruppe „Xing Islas Baleares" sind über 3.000 Mitglieder angemeldet.

Kleiner und etwas gemütlicher geht es bei der Mallorca-Deutschland-Connection zu. „Bei uns geht es vor allem darum, uns auch persönlich auf Treffen kennenzulernen", erklärt der Gruppenleiter Dirk Bosner, der regelmäßig thematische Treffen organisiert. Die Gruppe hat inzwischen knapp 900 Mitglieder, von denen verlangt wird, dass sie sich in einem Forum der Gruppe kurz selbst vorstellen. Zugelassen wird hier nur, wer auch ein Foto und eine Kurzbeschreibung im Profil stehen hat.

„Wer zu unseren Treffen kommt, findet nicht unbedingt gleich einen Job, das ist auch nicht das Ziel. Es geht vielmehr darum, Kontakte für Kooperationen zu knüpfen und Informationen zu bekommen, wie man sich auf Mallorca selbstständig macht oder ein Unternehmen aufbauen kann", beschreibt Bosner seine Gruppe.

Auch LinkedIn bietet eine Reihe von Mallorca-Gruppen, in der Regel auf Spanisch. Anhand der Mitgliederzahlen und Kurzbeschreibung kann man sich schnell ein Bild davon verschaffen, welche Gruppen einem nützlich sein können.