Ein Beispiel für gute Ideen, die sich lohnen können: Der Mallorquiner Felipe Navío (28) studierte zunächst Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftswissenschaften in Madrid. Anschließend arbeitete er in der Unternehmensberatung und für soziale Netzwerke im Internet. Vor vier Jahren kam ihm die Idee, das private Kontaktnetz aus Facebook für die Jobsuche und Arbeitsvermittlung zu nutzen. Daraus entstand die Internet-Plattform Jobandtalent, die inzwischen ein international agierendes Unternehmen ist und in Madrid, Barcelona, London und Warschau insgesamt 40 Mitarbeiter beschäftigt.

Wie kamen Sie auf die Idee von Job­andtalent?

Es war 2008. Ich saß mit Freunden aus der Uni und Arbeitskollegen in einem Starbucks-Café. Aus eigener Erfahrung wussten wir, dass Job­suche immer sehr viel mit persönlichen Kontakten zu tun hat. Ich hatte bereits für die Unternehmensberatung McKinsey gearbeitet. Den Job hatte mir eine Bekannte aus Schweden vermittelt. Auch mein späterer Job bei Tuenti (einem sozialen Netzwerk, Anm.d.Red.) kam über persönliche Kontakte zustande.

Haben Sie die sozialen Netzwerke im Internet genutzt, um die Idee in die Tat umzusetzen?

Klar. Auf der Suche nach Startkapital haben wir alle Hebel in Bewegung gesetzt, die uns zur Verfügung standen. Aber die wohl effektivste Methode war es, über LinkedIn Kontakte zu Geldgebern herzustellen.

Ihre Plattform kooperiert nun mit Facebook, wo die meisten Nutzer eher private Kontakte suchen. Warum arbeiten Sie nicht mit LinkedIn, das sich ja mehr an die Geschäftswelt richtet?

Jobandtalent ermöglicht es den Nutzern, ihr Netzwerk für die Jobsuche zu nutzen. Facebook bietet da mehrere Vorteile: Erstens hat es mehr und aktivere Nutzer, etwa eine Milliarde im Gegensatz zu den etwa 200 Millionen von LinkedIn. Zweitens sind die Freundschaften auf Facebook meist enger und wahrhaftiger. Man hält Kontakt zu alten Freunden aus der Kindheit, Studienfreunden oder Ex-Kollegen. Die sind es, die uns später den Firmen empfehlen, bei denen wir arbeiten wollen.

Sie leben in Madrid und haben gerade ein Büro in London eröffnet. Ein weiteres in Berlin ist gerade im Entstehen. Brauchen Unternehmen im Internet überhaupt noch Firmensitze in den Weltstädten? Könnte man sie nicht ebensogut aus einem Tramuntana-Dorf führen?

Möglich ist es. Aber nicht so einfach. Ich bin immer stärker davon überzeugt, dass Projekte mit globaler Reichweite sehr stark von ihrem Umfeld abhängen. Vor allem in ­Bezug auf Fachkräfte und Kapitalgeber. Am meisten bereue ich, dass ich mit der Idee nicht nach Silicon Valley gezogen bin.

Was für ein Unternehmen würden Sie denn auf Mallorca gründen?

Jedes Unternehmen im Internet kann man von überall auf der Welt starten. Aber wenn man ein wirklich großes Projekt im Kopf hat, sollte man sich auf die herausragenden örtlichen Merkmale spezialisieren. Bei Mallorca wäre es eine Dienstleistung, die mit dem Tourismus oder der Seniorenbetreuung zu tun hätte. Etwa so, wie es in Florida in den USA geschieht.

Spaniens Arbeitslosigkeit liegt bei fast 25 Prozent. Führt das dazu, dass die Leute eher bereit sind, ihre privaten Daten aus Facebook über Jobandtalent mit der Geschäftswelt zu verknüpfen?

Sie werden ja nicht verknüpft. Wenn man über Facebook ein Konto bei Jobandtalent einrichtet, werden geschäftliche und private Daten nicht miteinander vermischt. Die Privatsphäre der Fotos und Kommentare wird geachtet. Es werden nur die Daten benutzt, die sich für die Jobsuche eignen.

Welche sozialen Netzwerke sollte man bei der Jobsuche nutzen?

Dieselbe Information in verschiedenen Netzwerken zu publizieren erhöht nicht unbedingt die Wahrscheinlichkeit, entdeckt zu werden. Viel wichtiger ist es zu verstehen, dass ein Profil in einem geschäftlich genutzten Netzwerk ebenso vollständig und aktuell sein muss wie ein ausgedruckter Lebenslauf. Auf keinen Fall darf man das Profil veralten lassen und nur darauf warten, dass sich jemand meldet, um einem einen Job anzubieten.

Wo und nach welchen Kriterien suchen Sie Ihre Mitarbeiter aus?

Natürlich über Jobandtalent. Titel und Zeugnisse spielen bei der Auswahl kaum eine Rolle. Schließlich sucht man ja vor allem ehrgeizige Leute, die Spaß an der Arbeit haben und sich gerne weiterbilden wollen. Das sind Eigenschaften, die man nur bedingt anhand eines Lebenslaufs und eines Interviews feststellen kann. Also lassen wir uns die Bewerber meist von unseren eigenen Mitarbeitern empfehlen.