Wer etwas Geld zum Investieren hat, der kann die aktuelle Wirtschaftskrise auch dazu nutzen, relativ preiswert ein Geschäft aufzukaufen. Dazu gibt es in Spanien eine recht merkwürdige Formel, die kaum rechtlich geregelt ist: den traspaso. Einen Laden, der abzutreten ist, erkennt man meist daran, dass ein Schild se traspasa im Schaufenster hängt. Das Wort traspasar heißt so viel wie „abtreten" oder „übergeben". Zum Beispiel benutzt man das Wort auch für die Übergabe politischer Ämter nach einem Regierungswechsel.
Im spanischen Recht gibt es die Möglichkeit, einen Laden zu übernehmen. Damit ist nicht nur der Aufkauf des Mobiliars und eventuell des Warenbestands gemeint. Auch der Mietvertrag läuft weiter. Der Vermieter muss lediglich informiert werden und hat das Recht, die Miete um maximal 10 oder 20 Prozent anzuheben. Bei alten Mietverträgen kann das durchaus vorteilhaft sein. Auch die Betriebsgenehmigung vom Rathaus kann einfach auf den neuen Namen überschrieben werden. Eine Ausschankgenehmigung für Alkohol oder die Lizenz, rund um die Uhr zu öffnen, müssen beispielsweise nicht neu beantragt werden.
Nötig ist für den traspaso ein vor dem Notar abgeschlossener Vertrag, in dem sich der neue Ladenbetreiber verpflichtet, mindestens ein Jahr lang dieselbe Aktivität weiterzuführen (ein Kiosk bleibt ein Kiosk und eine Bar eine Bar).
Der ehemalige Betreiber verpflichtet sich seinerseits, den Vermieter in einer Frist von höchstens einem Monat über die Geschäftsübergabe schriftlich in Kenntnis zu setzen. Der Vermieter – also der Eigentümer des Gebäudes, in dem sich das Geschäft befindet – darf keinen Einspruch gegen den neuen Mieter einlegen, es sei denn, ein traspaso ist im Mietvertrag eindeutig ausgeschlossen. Es gibt auch Mietverträge, in denen sich der Vermieter einen Anteil an der Summe zusichert, falls das Geschäft an einen neuen Betreiber überschrieben wird. Dieser Anteil liegt in der Regel zwischen 10 und 30 Prozent. Dabei ist es durchaus üblich (aber natürlich verboten), den offiziell im Vertrag festgelegten Preis für den traspaso geringer zu veranschlagen und den Rest (oft mehr als die Hälfte) schwarz zu bezahlen.
Der Preis, der für den traspaso gefordert wird, kann meist stark nachverhandelt werden. Gerade seit Beginn der Krise wollen viele ihr Geschäft loswerden und erhalten relativ wenig Angebote. Die Preise beginnen meist bei etwa 8.000 bis 10.000 Euro für kleinere Geschäfte in einem Dorf. Etwa 30.000 Euro verlangen die Vorbesitzer für eine Cafetería mit festem Kundenstamm. Bei einem Restaurant im Zentrum von Palma kann der Abschlag auch schon mal 85.000 Euro betragen. Diese Investition lohnt sich vor allem dann, wenn man Einrichtung und Waren komplett übernehmen möchte und der Mietpreis aufgrund eines alten Vertrages trotz guter Lage relativ preiswert ist.