Die Tourismus-Branche hat das Web 2.0 für sich entdeckt. So zumindest scheint das Online-Portal Trip4real (zu lesen trip for real = Englisch für ´wahrhaftig reisen´) zu funktionieren. Wer auf die Webseite geht, entdeckt über ganz Spanien verteilt ´Einheimische´ (sogenannte locals, auch hier der englische Begriff), die den potenziellen Reisenden ihre Heimat auf besondere Weise zeigen wollen.

Wer sich Mallorca von den Einheimischen - dazu gehört theoretisch jeder, der hier wohnt - zeigen lassen will, hat bislang die Wahl zwischen 25 Angeboten. Der Tourist, oder auch der Mallorca-Resident, der sich die Insel mal von einer anderen - sehr persönlich gefärbten - Seite anschauen will, kann sich zum Beispiel von Cesar Bravo mit einem Oldtimer durch die Tramuntana chauffieren lassen (175 Euro pro Person), zusammen mit Jaime Salom eine nächtliche Fotoexkursion zum Erlernen von Langzeitbelichtungen unternehmen (45 Euro) oder sich von Noelia Melis die unberührtesten Naturstrände der Insel zeigen lassen (45 Euro). Auch Streifzüge durch das Viertel Santa Catalina oder der Besuch verschiedener Kirchen stehen zur Auswahl.

„Ich bin mir sicher, dass wir in den kommenden Monaten noch viel originellere Angebote für Mallorca bekommen. Es ist eine Insel, die sehr viel zu bieten hat", wirbt Gloria Molins, die Gründerin des Projekts, im Gespräch mit der MZ. Ein bisschen vermisst sie noch die wirklich einheimischen Angebote, zum Beispiel einen Dorfbewohner, der die Besucher zu sich nach Hause einlädt, um dort ein wirklich typisch mallorquinisches Gericht zuzubereiten. Oder den Residenten, der den Besuchern etwas zeigen möchte, dass man auf Mallorca unbedingt gesehen haben muss.

Molins startete Trip4real bereits im vergangenen Jahr, zunächst vor allem für den Großraum Barcelona, wo es am meisten locals gibt, die ihre katalanische Heimat zeigen wollen. Die große Aufmerksamkeit in den Medien kam dann vergangene Woche, als bekannt wurde, dass Spaniens bekanntester Koch, Ferran Adrià, in das Projekt eingestiegen ist und es in Videospots bewirbt: „Es geht darum, etwas anzubieten, was dir wirklich gefällt. Wenn es dir gelingt, dass du bei der Aktivität genauso zufrieden bist wie deine Gäste, dann ist das etwas Magisches", erklärt Adrià in einem Spot auf Youtube. Innerhalb kurzer Zeit wolle man mindestens 1.000 Unternehmer finden, die auf Trip4real etwas Originelles anbieten, um ihr Dorf, ihre Stadt, ihre Region, ihr Land zu zeigen und damit Geld zu verdienen.

„Die Allermeisten werden von dem Angebot sicherlich nicht leben können, es ist vielmehr als Zusatzverdienst gedacht", räumt Molins ein. „Andere leben vielleicht schon von derselben Aktivität und Trip­4real bietet lediglich einen zusätzlichen Verkaufskanal.

Tatsache ist, dass sich das Angebot weit vielfältiger liest als die typischen Reiseprospekte, wenn man eine touristische Region besucht. Der Nutzer der Webseite hat vielmehr den Eindruck, vor einer Mischung aus Volkshochschulkurs-Programm und Kontaktbörse zu sitzen. Die Präsentation der Guides und die Kommentare, die andere zu dem jeweiligen Angebot hinterlassen haben, vermitteln eine gute Vorstellung davon, wer einem da die Insel Mallorca oder eine andere Region Spaniens zeigen möchte.

So verdienen Sie mit Trip4Real Geld

Grundsätzlich kann jeder etwas über Trip4real anbieten. Dazu muss man sich auf der englisch- und spanischsprachigen Webseite www.trip4real.com zunächst registrieren. Wer eine gute Idee hat, die vielleicht den einen oder anderen Mallorca-Besucher ansprechen könnte, kann unter der Rubrik añadir actividades (neue Aktivität ergänzen) in einem entsprechenden Formular sein Angebot vorstellen. Dazu muss in möglichst kurzen Texten auf Englisch und Spanisch erklärt werden, woraus das Angebot besteht, was es kostet und an wen es sich richtet.

Das Team von Trip4real verspricht, innerhalb von 24 Stunden zu prüfen, ob die Aktivität im Webportal aufgenommen wird oder nicht. Auswahlkriterien sind vor allem Seriosität und Kreativität. Am Ende wählt ja der Kunde, welches Angebot ihm am ehesten zusagt. Der Tourist zahlt das gebuchte Angebot über die Webseite. Nach Abschluss der Aktivität - also zum Beispiel nach der gemeinsamen Radtour durch die Tramuntana - wird der Tourguide ausgezahlt. Die Betreiber des Webportals behalten 18 Prozent plus Mehrwertsteuer des bezahlten Gesamtpreises ein.