Nicht alle Branchen leiden gleichermaßen unter der Wirtschaftskrise. Mallorcas Sprachschulen zum Beispiel sind gefragter denn je. Besonders die Englisch- und Deutschkurse sind voll, die Schulen sind ständig auf der Suche nach Lehrern.

„Wir suchen immer gute Deutschlehrer", bestätigt Natalia Poma-Humke der Sprachschule Die Akademie in Palma. Zur Zeit seien dort vier Lehrer beschäftigt, es gebe aber immer wieder Nachfragen für Unterricht zum Beispiel an Samstagen, wo zusätzliche Lehrer einzelne Stunden arbeiten könnten.

Auch in der deutschen Buchhandlung Dialog ist die Nachfrage an Deutschkursen gestiegen. Man suche weitere Lehrer, vor allem würden Kurse für Kinder nachgefragt. „Es sind nicht nur deutsche Familien, die auf Mallorca leben und sich für ihre Kinder Deutschunterricht wünschen. Es gibt immer mehr spanische Eltern, die wollen, dass ihre Kinder Deutsch lernen", heißt es in der Buchhandlung in Palma.

Vor allem in den vergangenen 18 Monaten sei eine verstärkte Nachfrage an Deutschkursen zu verzeichnen, bestätigt der Leiter der Berlitz-Sprachschule George Napier. Zum einen gebe es bestimmte Berufsgruppen wie Krankenschwestern und Inge­nieure, die sich in Sprachkursen darauf vorbereiten, in Deutschland Arbeit zu suchen. Zum anderen sei durch die hohe Arbeitslosigkeit auch der Anspruch der mallorquinischen Arbeitgeber gestiegen. „Manche Unternehmer nutzen die wirtschaftliche Situation aus, um viel mehr von ihren Mitarbeitern zu verlangen", meint Napier, in dessen Institut drei Lehrer Deutsch unterrichten.

Auch die Ansprüche an die Sprachlehrer seien gestiegen. In der Regel würde ein ­Germanistikstudium verlangt, sowie praktische Erfahrung im Unterrichten. Im Gegensatz zur Escuela Oficial de Idiomas (siehe Kasten) kralle man sich aber nicht an bestimmten akademischen Titeln fest, heißt es übereinstimmend in den privaten Sprachschulen. „Wir achten zum Beispiel auch auf die menschliche Wärme der Lehrer", erklärt Poma Humke gegenüber der MZ. Schließlich bringe der beste Universitätsabschluss nichts, wenn man keinen Draht zu den Schülern habe.

Bei der Bezahlung der Sprachlehrer hielten sich alle Schulen im Gespräch etwas bedeckt. „Zwölf bis 16 Euro die Stunde", hieß es bei der einen, „wer bei uns volltags arbeitet, ist kein mileurista (verdient also deutlich mehr als 1.000 Euro im Monat, Anm. d. Red.), meinen die anderen.

Insgesamt ist der Stundenlohn in den vergangenen Jahren allerdings eher gefallen. „Wenn man vor fünf Jahren auch mal 25 Euro pro Unterrichtsstunde verlangen konnte, liegt der Lohn inzwischen eher unter 18 Euro", erklärt eine Lehrerin gegenüber der MZ.

BÜROKRATISCH, ABER GUT BEZAHLT: ESCUELA OFICIAL DE IDIOMAS

Besonders hoch angesehen sind die Sprachdiplome der Escuela Oficial de Idiomas (EOI), also der staatlich anerkannten Sprachschule, die auf Mallorca über Niederlassungen in Palma, Manacor und Inca verfügt. Allerdings gibt es hohe bürokratische Hürden, um in dieser Sprachakademie zu unterrichten. „Das Auswahlverfahren läuft über das balearische Bildungsministerium", erklärt eine Sprecherin des Instituts. Die Ausschreibung erfolge in der Regel einmal im Jahr, meist im Frühjahr. Um sich über die Fristen und den Beginn des Ausschreibungsverfahrens zu informieren, empfehle sie, sich an die Lehrergewerkschaften zu wenden. Diese würden auf den Webseiten über die Einzelheiten informieren. Wer an der EOI unterrichten will, muss nicht nur Deutsch können. Um in die Auswahlliste aufgenommen zu werden, müsse man neben einem Germanistikstudium auch ein Katalanisch-Zertifikat nachweisen. In Ausnahmefällen könne auf das abgeschlossene Germanistik­studium verzichtet werden, sofern ein anderer sprachwissenschaftlicher Universitätsabschluss sowie ausreichende Deutschkenntnisse vorgewiesen werden können. Außerdem müsse man einen Master in Lehrerausbildung an der Universität belegen, den man zum Beispiel an der Fernuni UNED oder an der Balearenuniversität UIB absolvieren könne. Wer all diese Kriterien erfüllt, kommt auf die Warteliste derjenigen Lehrer, die als Ersatzlehrkräfte gerufen werden, um eine vorübergehend freie Stelle zu besetzen. Dabei weist das Bildungsministerium eine Lehrkraft zu, die nach Titeln und Abschlussnote die höchste Punktzahl für den Job hat. Das Einstiegsgehalt als Volltagslehrkraft liegt bei rund 1.500 Euro.