Als Konsulin Sabine Lammers am Montagabend (9.11.) zum Grußwort ansetzt, dauert es einen Moment bis die rund 70 Anwesenden sich aus dem Gespräch reißen lassen. So ist das auch gedacht. Die Vertreter von zehn deutschen Firmen stehen um hohe Tische im Hotel Meliá Palas Atenea am Paseo Marítimo in Palma und knüpfen Kontakte zu inselansässigen Hausbesitzern, Immobilienvermittlern oder Gutachtern. Das Thema der von der Interessenvereinigung Fundamente Mallorca mitorganisierten Veranstaltung: „Energieeffizientes Bauen und gehobener Innenausbau".

Der Abend ist der letzte Programmpunkt eines eintägigen Aufenthalts auf Mallorca. Am Vormittag haben die Teilnehmer ein Bauprojekt besichtigt, nachmittags den Vorträgen lokaler Experten gelauscht, am nächsten Morgen geht es weiter nach Barcelona. Zum inzwischen fünften Mal hat die Deutsche Handelskammer für Spanien (AHK) eine Unternehmerreise für kleinere und mittlere Handwerksbetriebe organisiert.

Die erste Gruppe kam 2013 und aus Nordrhein-Westfalen. „Bisher sind Betriebe aus den wirtschaftsstärksten Bundesländern gekommen, weil dort die Handwerkskammern entsprechend engagiert sind", sagt Markus Kemper, Leiter der Marktberatung bei der AHK. Das heißt de facto: Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern.

Diesmal sind erstmals Unternehmer aus fünf verschiedenen Bundesländern dabei. Die Mehrzahl kommt aus Bayern, mit dem Bauunternehmen Nostitz aus Sachsen schnuppert zum ersten Mal auch ein Betrieb aus den neuen Bundesländern über die AHK Inselluft. Es ist die erste Reise, die das Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegeben und finanziert hat. „Ohne einen externen Projektträger könnte die AHK die Reisen nicht stemmen", sagt Kemper.

Die Idee für das Konzept, das Marktsondierung und Networking mit potenziellen Kunden und Partnern vor Ort kombiniert, wurde ursprünglich vom Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) angestoßen. „Der ZDH hat uns zugetragen, dass das Konzept auf Interesse stoßen könnte", sagt Kemper.

Hinzu kam eine Studie aus dem Jahr 2012, die Immobilien an der Costa Blanca eher dem Massenmarkt zuordnete, während auf Mallorca gut betuchtes Klientel zu finden sei. Dass deutsche Unternehmen und die AHK-Reisen eher auf das gehobene Segment abzielen, hat Kemper zufolge einen guten Grund: „Für einen deutschen Handwerker lohnt es sich nicht, seine Leistungen zum spanischen Marktniveau anzubieten."

Wobei man natürlich nicht ausschließlich auf exklusive Kundschaft setze. „Das Spektrum reicht vom Normalsterblichen bis zum Multimillionär", sagt der Markt-experte. Und die Nachfrage ist definitiv groß. „Gewisse Gewerbe werden hier nicht in der Qualität angeboten, wie die Bauherren sich das wünschen", sagt Kemper. In den vergangenen Jahren ist ein weiterer Faktor hinzugekommen: So mancher lokale Betrieb hat die Krise nicht überlebt. „Es ist eine Lücke entstanden, die wir jetzt nutzen können", sagt der AHK-Mitarbeiter.

Am Ende des Networking-Abends ziehen die Teilnehmer eine positive Bilanz, wobei in mancher Hinsicht die Arbeit jetzt erst anfängt. Stefan Oberhaizinger und Martin Unterstaller wollten sich für das Einrichtungsunternehmen Oberhaizinger zunächst einen Eindruck verschaffen, um zuhause gegebenenfalls konkreter zu planen. „Ganz rund ist die Sache noch nicht, aber ich kann mir zum Beispiel vorstellen, dass wir bei uns einen spanischen Lehrling ausbilden, der dann im Anschluss für uns auf Mallorca arbeitet", sagt Unterstaller.

Steinmetz Uwe Petry hat am Montag direkt Interessenten für das Angebot der UP Feine Steine gefunden und wird bei seiner Rückkehr nach Deutschland einige Angebote schreiben. „Wir sitzen im Saarland, und ob wir unsere Produkte nach Berlin oder Mallorca liefern, ist im Prinzip egal", sagt der Unternehmer.

Für Christian Marquart, Shareholder bei Schotten & Hansen, ist die Ausgangssituation wieder eine andere: Die Firma ist auf Holzoberflächen spezialisiert und betreibt bereits Showrooms in Barcelona, Madrid und Palma. „Wir möchten das Geschäft wieder ankurbeln, das durch die Krise eingebrochen ist", sagt Marquart.

Drei Unternehmen, drei Szenarien. Markus Kemper empfiehlt allen, am Ball zu bleiben. „Wir versuchen, den Stein ins Rollen zu bringen, bieten Informationen und Kontakte, dann sind die Unternehmen in der Verantwortung", sagt er.