Seit gut vier Monaten leitet die Madrilenin Maria Tugores die wichtigste Hotelfachschule der Insel, die 1995 gegründete Escola d´Hoteleria de les Illes Balears (EHIB). Als Direktorin der Schule greift die 43-jährige Mallorquinerin und promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin auch auf die Erfahrungen aus ihrem Fachbereich zurück.

Wie gehen Sie Ihre neue Stelle an?

Für mich als Ökonomin und Professorin ist es eine großartige Gelegenheit. Ich befasse mich dabei sehr unmittelbar und sehr pragmatisch mit meinen Forschungsschwerpunkten Humankapital und Tourismus - und mit allem, was mit der Ausbildung in der Hotellerie zu tun hat, dem wichtigsten Wirtschaftszweig auf den Balearen.

Hat sich in der EHIB etwas verändert, seit sie Direktorin sind?

Vor zwei Monaten haben wir einen Ableger in Capdepera und einen in Ibiza-Stadt eröffnet. Wir können uns jetzt also wirklich balearische Hotelfachschule nennen.

Was braucht es, um gute Hotel­manager oder Köche auszubilden?

Der Schlüssel zum Erfolg ist, unabhängig von der Art der Ausbildung, praxisorientierter Unterricht. Nicht nur in Form von Praktika bei Unternehmen, sondern schon vom ersten Tag an hier an der Schule, ­beispielsweise in unseren drei ­Restaurants.

Was und wie kann man an der EHIB lernen?

Wir arbeiten mit drei verschiedenen Ausbildungswegen. Wir haben fünf reguläre Lehren - vom Koch über das Restaurantmanagement bis hin zur Vermarktung von Hotels. Für das Studienfach internationales Hotelmanagement kooperieren wir mit der Balearen-Universität. Hinzu kommen unsere Weiterbildungsangebote, die in der Regel berufsbegleitend organisiert sind und für die wir eng mit Unternehmen kooperieren. Schließlich bieten wir gemeinsam mit dem Arbeitsamt nachmittags Sprachkurse und Umschulungen für Arbeitssuchende an.

Welche Fortbildungen sind besonders beliebt?

Etwa unser zweijähriger Sommeliers-Kurs. Die Teilnehmer sind nicht nur aus dem Restaurant- und Hotelbereich, sondern haben auch andere Berufe und melden sich an, weil sie Weinliebhaber sind. Auch der Kurs im Restaurantmanagement läuft sehr gut. Das Angebot für Fortbildungen und die Kurse, die wir mit dem Arbeitsamt anbieten, lässt sich relativ leicht ändern. Wir versuchen, uns an die Gegebenheiten des Marktes und den ständigen Wandel im Tourismus anzupassen.

Wie geht die EHIB damit um?

Der Unterricht konzentriert sich schon länger darauf, nachhaltigen und qualitativ hochwertigen Tourismus zu fördern, der weniger von der Hauptsaison abhängig ist. Das sind wichtige Ziele. Dafür brauchen wir qualifizierte Mitarbeiter und das in einer Branche, in der es lange Zeit üblich war, weniger gut oder ungelerntes Personal einzustellen.

Welche Entwicklungsmöglich­keiten sehen Sie für den Tourismus auf Mallorca?

Das gastronomische Angebot ließe sich als Attraktion noch erheblich ausbauen. Das würde auch zum Schwerpunkt unserer Schule ­passen.

Hat sich schon die ­Hyatt-Kette, die in Canyamel ein neues Hotel eröffnet, an Sie gewandt?

Oh ja, wir stehen in Kontakt. Sie haben die Schüler unserer Abschlussklassen kennengelernt und ihnen von der Neueröffnung erzählt. Einige unserer Absolventen sind zu Bewerbungsgesprächen eingeladen worden - soweit ich weiß, waren die Hyatt-Mitarbeiter sehr zufrieden mit deren Ausbildungsniveau.

Wie stellen Sie als Direktorin den Übergang von der Ausbildung ins Berufsleben sicher?

Durch umfassende Praktika während der Ausbildung, für die wir auf zahlreiche Kontakte zu Unternehmen zurückgreifen. Beim ­internationalen Hotelmanagement ist ein Praxisjahr im Ausland im Studium inbegriffen. Unsere Studenten gehen also nach Deutschland, in die Dominikanische Republik oder eines der Arabischen Emirate. Das funktioniert sehr gut, ist aber natürlich immer ausbaufähig. Außerdem haben wir eine Jobbörse, die ich in den nächsten zwei Jahren erweitern möchte. Schließlich will ich noch die Berufsberatung am Ende der Ausbildung optimieren.

Was haben Sie noch für Pläne?

Ich will die Jobbörse auch dafür nutzen, den Kontakt zu ehemaligen Schülern zu halten, damit wir wissen, wo sie später arbeiten. Außerdem möchte ich die Türen der Schule weiter öffnen und Austauschprogramme fördern: Wir haben gerade eine Gruppe aus den USA zu Gast, vor Kurzem waren neun Schüler aus China hier.