Es gibt Veranstaltungen, für die muss man nicht die Werbetrommel rühren. Der Ansturm von Jobsuchenden zur Fira de l´Ocupació im April gilt als sicher. Damit die Schlangen nicht mehr so lang werden wie im vergangenen Jahr, wird die Jobmesse zu ihrer inzwischen dritten Ausgabe vom ehemaligen Armenhaus Misericòrdia in die Palma Arena verlegt und auf drei Tage ausgeweitet.

Aber nicht nur das Interesse der Jobsuchenden wächst, auch das der vertretenen Unternehmen. „Es sind noch ein paar in letzter Minute hinzugekommen", sagt Eugenia Crespí, Stadträtin für Beschäftigung und Geschäftsführerin von Palma Activa, der städtischen Agentur für Jobvermittlung. So wird nun etwa auch das Communication Center España 24 (CCES24) dabei sein, das Callcenter mit inzwischen mehr als 500 Mitarbeitern auf Mallorca, das unter anderem die Kunden des Internetanbieters 1&1 betreut. Die insgesamt 63 vertretenen Unternehmen haben mehr als 400 Stellen im Gepäck. Mit dabei sind die Supermarktketten Lidl und Aldi genauso wie der Möbelgigant Ikea, der gerade erweitert, die Baumärkte Leroy Merlin und Brico Depot, mehrere Hotels, das Palma Aquarium, Restaurants oder Autovermieter.

„Jetzt ist der ideale Zeitpunkt, einen Job zu suchen", sagt Crespí - und meint damit einheimische wie ausländische Bewerber, die Tourismus- und Gastronomiebranche wie auch den Dienstleistungssektor allgemein. Mallorca hat die Wirtschaftskrise überwunden und nimmt Anlauf zu einer Urlaubssaison der Rekorde. Das gibt Impulse auch für andere Branchen, wo in den kommenden Wochen ohnehin große Neueröffnungen anstehen - allein im neuen Shoppingzentrum FAN in Coll d´en Rabassa sollen ab Juni 1.500 direkte Jobs entstehen, unter anderem in der zweiten Mallorca-Filiale von MediaMarkt. Der französische Konzern Adeo (Leroy Merlin) eröffnet im Gewerbegebiet Nou Llevant indes seine erste Filiale der Baumarktkette Bricomart, auch Deichmann erweitert sein Filialnetz. „Vor allem deutsche und französische Konzerne expandieren derzeit", konstatiert Crespí.

Gründerstimmung auch im Tourismus: Hier läuft nicht nur die alljährliche Personalsuche für die Wiedereröffnung der Hotels, es stehen auch Neueröffnungen an. Während das Rekrutierungsverfahren für das große Hyatt Resort in Canyamel weit fortgeschritten ist, wird in Kürze auch Personal für die neuen Luxushotels an der Playa de Palma gesucht, zum einen für das Hotel Saïd der Hipotels-Gruppe, zum anderen für ein Haus der Gruppe Llaüt. Beide sollen in der Saison 2017 an den Start gehen - noch einmal rund 300 neue Arbeitsplätze, wie Crespí sagt.

Bei Palma Activa weiß man das so genau, weil die Agentur bei diesen wie auch anderen Investitionsprojekten bei der Personalsuche hilft. Die frühere Behörde Imfof, die 2012 in Palma Activa umgetauft wurde, ist inzwischen auch Weiterbildungs-, Gründer- und Innovationszentrum für Palmas Arbeitsmarkt. Die Geschäftsführerin freut sich speziell über ausländische Jobsuchende, bringen diese doch gefragte Deutsch- und Englischkenntnisse mit, die nach wie vor bei vielen einheimischen Bewerbern fehlen.

Für die Jobsuche deutschsprachiger Kandidaten hat sich allerdings auch eine eigene Infrastruktur herausgebildet - von Annoncen bei den Insel-Medien über die Social Networks bis hin zu Jobvermittlern wie Doris Stangier. Eigentlich immer etwas zu haben sei in den Bereichen Dolmetschen, Sekretariat oder Buchhaltung, wenn Kandidaten neben Deutsch auch Englisch- und Spanischkenntnisse mitbrächten, sagt Stangier. Die Unternehmerin vermittelt des Weiteren neben Personal, das unter das Stichwort Vertrauen und Diskretion fällt - Finca-Betreuer, Hausangestellte oder Chauffeure für Priva­tiers - auch hochqualifizierte Profile etwa im medizinischen Bereich.

Am anderen Ende des Spektrums stehen Saisonjobs, deren Angebote derzeit die ­sozialen Netzwerke überquellen lassen: Wer jung ist, gerne kommuniziert und „den Sommer seines Lebens erleben" möchte, hat als Party- und Ausflugspromoter eine Chance. „Normalerweise sind die Angebote zu Beginn der Saison viel zahlreicher, inzwischen werden in verschiedenen Branchen aber auch ganzjährig Mitarbeiter gesucht", sagt Simone Amar. Sie verwaltet seit inzwischen rund fünf Jahren die Facebook-Gruppe Job Börse Mallorca mit knapp 5.000 Mitgliedern. Unseriöse Angebote und Multi-Level-Marketing - also Empfehlungsmarketing - sortiere sie konsequent aus.

So einfach die Veröffentlichung und die Kontaktaufnahme über die Facebook-Gruppen sind, so bunt gemischt präsentiert sich die Jobwelt in der Timeline: Gesucht werden gerade Maler, Bratwurstgriller, Komparsen, Kosmetikerinnen, Fliesenleger, Souschefs, Chat-Moderatoren, Immobilienberater, Yachtvercharterer sowie auch „jemand, der bei ballermann9 meine Fenster putzt".

Geht man nach der Jobbörse des „Mallorca Inselradio 95,8", die sich bei deutschsprachigen Bewerbern wie Arbeitgebern einen Namen gemacht hat, gibt es vor allem in den Bereichen Verkauf und Büro, Immobilien und Yachten, Küche und Service sowie Handwerk und Hauswirtschaft die besten Chancen. Neben diesen immer wieder genannten Sparten finden sich aber auch Angebote für Friseure, Fitnesstrainer, Rechtsanwälte oder Versicherungsfachangestellte.

Im Vergleich zum deutschen Jobmarkt müssen Bewerber in der Regel sowohl hinsichtlich des Gehalts als auch bei den Karriere­chancen Kompromisse machen - gezahlt wird im Schnitt ein Drittel weniger als in Alemania, und angesichts der meist deutlich kleineren Betriebsgrößen gibt es nicht viel Luft nach oben. Gerade in den großen Hotelkonzernen bestünden aber durchaus Aufstiegschancen, betont Stangier - wer mit einem einfachen Job einsteige und sich bewähre, könne es im Laufe der Jahre weit bringen.

Wer Spanisch spricht, aber noch Starthilfe für den Jobmarkt Mallorca braucht, dem wird übrigens auch bei Palma Activa geholfen. In Kürze startet zum Beispiel das von der EU mitfinanzierte Projekt Lanzadera de Empleo, bei dem eine Gruppe von 25 jungen Leuten unterschiedlichster Branchen Coaching und Kontakte erhält. Erfolgsquote: 70 Prozent.