Am Ende war es die 200-Prozent-Stelle, die Ralf Dreher im Jahr 2007 zum Umdenken brachte. Der studierte Betriebswirt hatte zwar in Freiburg einen gut bezahlten Job in der Immobilienbranche, aber dafür auch eine 80-Stunden-Woche, die Spuren hinterließ. Er verzichtete auf eine Vertragsverlängerung und flog zum ersten Mal nach Mallorca. Sechs Monate arbeitete er als Bike-Guide. Auch in den nachfolgenden Sommern kam er immer wieder zurück, bis er vier Jahre lang in einem Hotel im Skigebiet Laax in der Ostschweiz als Leiter für Sport und andere Aktivitäten und als Skilehrer arbeitete.

Seit April ist er wieder auf Mallorca. Mit einem Unterschied: Er möchte bleiben. Die feste Arbeitsstelle hat er bereits. Ralf Dreher ist jetzt Leisure Consultant im Hapimag-Resort in Peguera. „Ich helfe den Gästen, ihren Urlaub außerhalb des Resorts zu gestalten", sagt er. Sein Büro steht den Urlaubern wortwörtlich immer offen. Es liegt direkt in der Eingangshalle. „Das ist perfekt, da die Rezeption immer direkt auf mich verweisen kann - wenn ich meinen Namen höre, dann winke ich schon", sagt er.

Wo kann ich Fahrräder leihen? Kennen Sie eine gute Jogging-Strecke? Wann starten die Bootstouren? Wie komme ich am besten nach Palma? Haben Sie Ideen für einen Ausflug in die Tramuntana? Welche Hotel-Animation gibt es? Die Fragen sind grundverschieden und doch immer ähnlich. Ralf Dreher nimmt sich für jeden Gast die nötige Zeit. „Es ist kein Standardprogramm, was ich anbiete, sondern eine individuelle Freizeitgestaltung, genau das, was gewünscht wird." Er sei kein Verkäufer, müsse niemanden drängen. Zudem zeigt er den neuen Gästen beim Peguera-Rundgang den Ort oder bietet eigene Wanderungen an.

Weiß der 41-Jährige die Antwort mal nicht, dann findet er sie heraus. „Ich lese und recherchiere ungemein viel, denn alles kann ich natürlich noch nicht wissen, auch wenn ich die Insel mittlerweile schon sehr gut kenne." Sein bester Freund sei außerdem Mallorquiner und zeige ihm sehr viel. Ralf Dreher möchte alles wissen, auch aus eigenem Interesse, denn von nun an will er ja längerfristig auf der Insel bleiben. Zweimal die Woche geht er deswegen auch zum Spanischkurs. „Dann kann ich mich in der Hotelkantine auch besser mit den Kollegen unterhalten."

Sitzt Ralf Dreher nicht an seinem Schreibtisch, sucht er auf dem Resort-Gelände das Gespräch mit den Gästen. Er fragt, wie es ihnen geht, wie der Ausflug war, ob er was für sie tun kann. Viele kommen auch von selbst auf ihn zu. „Die Gäste geben mir dann Feedback." Diese Unterhaltungen mit den Urlaubern würden ihm am meisten Spaß machen, sagt er. Wenn man sich gut verstehe, werde es dann auch mal privat.

„Wenn die Gäste happy sind, dann bin ich glücklich", sagt Ralf Dreher. Der Urlaub solle schließlich die schönste Zeit des Jahres sein. „Dazu trage ich gerne meinen Teil bei." Zumal er ja jetzt hier auf Mallorca lebt. /bs