„Laptop und Lederhose" - für alle Nicht-Bayern: Das war der Slogan des früheren Bundespräsidenten Roman Herzog aus dem Jahr 1998, um den Übergang Bayerns von einem Agrar- zu einem Hightech-Standort zu charakterisieren. Im Freistaat klappte das leidlich, inzwischen kann sich vor allem München und Umgebung vor florierenden IT-Unternehmen kaum noch retten.

Auf Mallorca hat man sich rund 20 Jahre nach Herzog unbewusst ein Vorbild an der bayerischen Strategie genommen. Das Pendant lautet hier „Sol y datos" (Sonne und Daten) oder auf Englisch „Sun and data". Es ist eine Anspielung auf das allseits bekannte touristische Erfolgsrezept „Sol y playa" (Sonne und Strand).

Die Idee dazu hatte Benjamí Villoslada, der Generaldirektor der Abteilung Technologie. „Dem früheren Tourismusminister Biel Barceló gefiel der Slogan", erzählt Villoslada am Telefon. Er ­verwendete ihn bei vielen Gelegenheiten - und Villoslada merkte, dass sein Motto, weil so griffig, häufig von den Medien aufgegriffen wurde. „Wir wollten damit eine Alternative zum Tourismus aufzeigen, denn diese Insel ist weit mehr als nur ein Reise­ziel", sagt Villoslada.

Daran, dass von Biel Barceló die Rede ist, merkt der aufmerksame Leser, dass die Anfänge der Initiative einige Zeit zurückliegen. „Sol y datos" stammt bereits aus dem Jahr 2016. Barceló ist seit Dezember 2017 nicht mehr Tourismusminister. Nach einer zweifelhaften Gratis-Reise in die Dominikanische Republik musste er zurücktreten.

Die Idee von Villoslada wurde nach dem behutsamen Auftakt - wenn auch im Schneckentempo - weitergeköchelt. Anfang 2017 begab man sich auf die Suche nach einem Corporate Design und veranstaltete einen Wettbewerb, der sich über mehrere Monate hinzog. „Im Dezember haben wir dann den Sieger gekürt", sagt Villoslada. Vorgestellt wurde die Initiative, nachdem auch die Fundació Bit mit ins Boot geholt wurde, dann erst beim Smart Island World Congress in Calvià Ende April. „Wir haben den passenden Rahmen abgewartet", sagt Villoslada.

Zusammengefasst ist „Sol y datos" der Versuch, auf ­Mallorca ein europaweites IT-Cluster aufzubauen, Unternehmen anzulocken oder auch einzelne IT-Experten aus anderen Ländern, die per Homeoffice von der Insel aus arbeiten sollen. „Und das in einem angenehmen Klima mit viel Sonne und dem Strand vor der Haustür", erklärt Villoslada.

Er preist damals wie heute die für den Tourismus geschaffene Infra­struktur und allem voran den Flughafen Son Sant Joan an. „Man ist innerhalb von zwei Stunden in vielen europäischen Metropolen", wirbt der Generaldirektor. Diese Fluganbindung und die immer größere Unabhängigkeit der Arbeitswelt von Büroräumen wolle sich Mallorca zunutze machen. „In der vierten industriellen Revolution, in der wir uns gerade befinden, kann man alles ebenso gut von der Insel aus erledigen."

Allerdings ist „Sol y datos" offenbar selbst auf der Insel noch nicht allzu vielen ein Begriff. Auf die Kampagne angesprochen, sagen etwa die Verantwortlichen von ­TravelgateX, nie etwas davon gehört zu haben. „Die Zusammenarbeit von Privatunternehmen mit der öffentlichen Hand ist auf der Insel ohnehin ­ziemlich mühsam", sagt Óscar Pérez von TravelgateX. Verschiedenste Kooperationsversuche etwa mit der Balearen-Uni seien an der Bürokratie gescheitert.

Dabei ist die Balearen-Regierung laut dem Generaldirektor bereits in Vorleistung getreten, um genau solche IT-Unternehmen anzulocken. „Wir haben 95 Prozent der Insel mit Glasfaser ausgestattet. Man kann jetzt etwa in der Idylle von Pina sitzen, hat schnelles Internet und ist, wenn nötig, in 20 Minuten am Flughafen." Auch der Parc Bit biete Subventionen für Start-ups, die man beantragen könne. In dem Technologie-Park außerhalb von Palma haben sich bereits 148 Firmen angesiedelt, rund 5.000 Menschen arbeiten hier. Geplant war, dass es irgendwann einmal 10.000 sein könnten - in durchaus idyllischer Umgebung am Fuß der Tramuntana-Berge.

„Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Menschen in einem schönen Umfeld mit angenehmem Klima bessere Ideen haben", sagt ­Villoslada. Jetzt müsste diese Erkenntnis allerdings noch effektiv und schnell unter die Leute gebracht werden. Schließlich wartet niemand auf Mallorca dort draußen in der Welt.