Lautlos, umweltfreundlich und kinderleicht: City-Touren mit einem Segway sind nicht nur für Science-Fiction-Fans ein außergewöhnliches Erlebnis.

Wenn Patricia Juárez mit einer ihrer Segway-Gruppen durch Palmas Altstadt fährt oder an der Strandpromenade entlang in Richtung Playa de Palma rollt, fühlt sich manch ungläubig staunender Passant in einen Science-Fiction-Film versetzt. Und noch während er darüber nachdenkt, ob es sich um „Star Wars“ oder „Raumschiff Enterprise“ handelt, sind die futuristischen Gefährte schon flüsterleise aus seinem Blickfeld verschwunden. In der Tat sehen die merkwürdigen Zweiräder ein bisschen so aus, als wären sie zum Transport von Astronauten auf gigantischen Raumschiffen entwickelt worden. Und vermutlich sind seine amerikanischen Erfinder ihrer Zeit tatsächlich ein wenig voraus.

Seit zwei Jahren bietet Patricia Juárez (39) Segway Touren durch Palma an. Durch das historische Zentrum, hoch zur Burg Bellver oder einfach immer am Meer entlang. Je nachdem, wozu die Teilnehmer Lust haben.

Einen Segway zu fahren, ist kinderleicht. Einen Führerschein braucht man nicht. Dafür ein Mindestgewicht von 45 Kilo, sonst arbeiten die Sensoren nicht korrekt. Und dennoch, wer zum ersten Mal auf der kleinen Plattform steht, unter der sich ein verschleißfrei arbeitender Elektromotor dreht und zwei kräftige Lithium-Ionen-Batterien für ausreichend Power sorgen, verspürt ein leichtes Kribbeln in der Magengegend. Nicht, dass das ungewöhnliche Fahrzeug vibrieren würde. Im Gegenteil. Es schnurrt ohne Ruckeln nahezu geräuschlos vor sich hin. Der Kopf des Fahrers ist das Problem. Für ihn wirkt alles verwirrend. Warum kippt man mit dem Teil nicht um? Gelten die Gesetze der Schwerkraft nicht mehr? Woher weiß die Maschine, ob man bremsen, beschleunigen oder abbiegen will?

„Dynamische Stabilisation“ heißt das Zauberwort der Segway-Ingenieure. Dahinter versteckt sich eine perfekt arbeitende, hochkomplizierte Austariertechnik, die es dem Segway ermöglicht, nahtlos mit den Bewegungen des Körpers zusammenzuarbeiten. Gyroskope und Neigungssensoren überwachen den Schwerpunkt des Fahrers etwa 100-mal pro Sekunde. Das klingt teuer, und ist es mit 5.500 Euro pro Segway auch. Wenn sich der Fahrer leicht nach vorne lehnt, bewegt sich der Segway vorwärts. Beugt sich der Fahrer leicht nach hinten, bewegt sich der Segway zurück. Je mehr man sich nach vorne lehnt, umso schneller fährt man. Gelenkt wird je nach Modell mit der kompletten Steuersäule oder dem Lenkergriff.

„Selbst absolute Technikmuffel haben das nach spätestens zehn Minuten im Griff“, weiß Patricia aus Erfahrung, „und dann düsen wir auch schon los.“ Der Segway ist recht hart gefedert und schüttelt einen auf dem groben Pflaster der engen Altstadtgassen etwas durch. Aber das beeinträchtigt das imposante Fahrgefühl nur wenig. Vor der Kathedrale tummeln sich die Urlaubermassen, Touristen in den Pferdekutschen blicken neidisch auf die Segway-Truppe hinab, die sich in dem Gewühl so sicher bewegt, als ginge sie selbst zu Fuß. Das heftige Gefälle zum Parc de la Mar hinab wird wie im Reflex abgebremst. Kaum zu glauben, wie schnell die Fahrtechnik in Fleisch und Blut übergeht. Man ist so beweglich wie ein Fußgänger, nur deutlich schneller. Und anstrengend ist es auch nicht.

An der Plaça de la Reina stauen sich Autos und Busse, während sich die Segways abgasfrei über den Zebrastreifen bewegen. Noch weiß der Gesetzgeber nicht, wie er die Fahrzeuge einstufen soll. Deshalb gilt für sie bis auf Weiteres Bürgersteig- oder Radwegpflicht.

Durch den Feixina-Park geht es hoch zur Aussichtsplattform des Baluard-Museums. Und nach dem wirklich tollen Blick auf den Hafen hinab zum Meer. Auf der Promenade in Richtung Portitxol kommt man schnell an das Speedlimit. Bei 20 Stundenkilometern kühlt der Fahrtwind an diesem heißen Sommertag nicht wirklich. Aber mit den beiden sonnenverbrannten, schweiß- überströmten Joggern, die gerade etwas schadenfroh überholt werden, möchte garantiert keiner aus der Gruppe tauschen.

Start und Ziel der umweltfreundlichen Rundfahrten ist bei

Segway Baleares, C/. Pureza, 4, Palma,

Tel.: 971-49 52 74.

Die ganzjährig auf Spanisch oder Englisch geführten Touren kosten für eine Stunde 35,

für zwei Stunden 50 Euro.