Obwohl das Thermometer bereits am frühen Vormittag die 30-Grad-Marke überschritten hat, hält sich die gefühlte Temperatur in Grenzen. Vor allem neben den künstlichen Wasserfällen, deren Gischt vom Wind bis über den Weg getragen wird, ist es angenehm frisch. Aber das landschaftliche Idyll interessiert die drei Braunbären wenig. Sie scheinen darum zu streiten, wer sich zuerst in ihrem kleinen See den Pelz kühlen darf. Und auch die Pfauen, die lautstark durch den Wald schreien, stören sich an den Besuchern des Naturparks bei Puigpunyent nicht.

Kein Zweifel, „La Reserva“ ist eine Oase, die auf Mallorca ihresgleichen sucht. Unterhalb des 1.027 Meter hohen Gipfels des Galatzò erstreckt sich ein 250 Hektar großer Park, der über weite Strecken so ist, wie Mallorca vor vielen, vielen Jahren einmal war.

Ein 3,5 Kilometer langer Pfad schlängelt sich auf und ab durch das Gelände. An bizarren Felsformationen und Überhängen vorbei, an Wasserläufen entlang, über Holzbrücken hinweg. Hin und wieder ein Päuschen in einer kühlen Höhle oder auf einem Steinbänkchen neben einem der Gumpen, in denen das von den Bergen herabstürzende Wasser aufgefangen wird. Enten watscheln vorbei. Goldfische ziehen ihre Kreise. Lauschige Plätzchen am laufenden Band.

Eine Schlangenpinie kriecht um die zwei Meter parallel zum Boden entlang, bevor sie die Richtung wechselt und senkrecht aus dem sie umgebenden Dickicht hinaus in Richtung Himmel wächst. Mufflons und Ziegen springen geschickt von Fels zu Fels, Raubvögel dösen träge in ihren Käfigen vor sich hin, Schafe blöken den Vorbeigehenden zu.

„Wir legen großen Wert darauf, unsere Anlage so natürlich wie möglich zu belassen. Wir haben auch nur einheimische Tier- und Pflanzenarten hier, oder solche, die auf dem spanischen Festland leben und wachsen“, erklärt La-Reserva-Direktor Marcos Buades das Konzept der Anlage. „Seit wann leben denn in Spanien Emus und Strauße?“, fragt der leicht irritierte Reporter. „Na ja“, korrigiert sich Buades, fast nur endemische Arten.

Der gegen Aufpreis buchbare Kletter- und Abenteuer-Park ist heute verwaist. Für Abseil- und Balanceakte ist es definitiv zu heiß. Dafür tummeln sich die ersten Besucher bereits in dem in die Felslandschaft integrierten Pool oder räkeln sich unter den herabprasselnden Kaskaden. Vom Grillplatz zieht ein scharfer Geruch empor. Ein Esel schreit so laut, als würden gerade seine zu Wurst verarbeiteten Artgenossen gebraten.

Naturpark La Reserva, täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet.

Anfahrt ab Puigpunyent ausgeschildert.

Eintritt Erwachsene 11,90 Euro, Kinder 5,95 Euro.

Inselresidenten erhalten 10 Prozent Rabatt.