Ohne Schiffe und Seeleute ging in Sóller über viele Jahrhunderte gar nichts. Die nur schwierig zu überwindenden Gipfel der Tramuntana schnitten den Landweg zum restlichen Mallorca für den Handel ab. Sóller war wie eine Insel auf der Insel. Ein kleines Museum am oberen Ende des Hafens widmet sich der vom Meer geprägten Geschichte des Ortes und der bewegten Vergangenheit seiner Bewohner.

Ein gewaltiges Tau rahmt im Patio des Museu de la Mar ein kleines Holzboot ein, mit dem die Fischer vor mehr als 100 Jahren fuhren - und dies mit nahezu baugleichen Nussschalen auch heute noch tun. Das mächtige Seil erinnert an jene Zeiten, als noch richtig große Schiffe im Hafen festgemacht haben.

Im Innenraum des äußerst schlicht gehaltenen Museums werden diverse Exponate des früheren Hafenlebens ausgestellt. Darunter Werkzeuge, Fischereimaterial, Gesundheitszeugnisse, die früher für die Ein- und Ausreise genauso Bedingung waren wie ein Pass, und eine imposante Pinne, an deren Ende ein geschnitzter, grimmig blickender Tierkopf den harten körperlichen Einsatz erahnen lässt, dem die Seeleute damals ausgesetzt waren.

Ein maßstabsgerecht nachgebildetes Modell greift das Schicksal der „Villa de Sóller“ auf, der Dampfer verband ab 1904 im Linienverkehr den Orangenort mit Barcelona. 1917 wurde er von einem deutschen U-Boot versenkt. Sóller war erneut von der Außenwelt abgeschnitten.

Die originelle Decke des schlauchartigen Ausstellungsraums ähnelt einem auf dem Kopf stehenden Schiffsrumpf. Akustisch untermalt wird die Szenerie durch ein künstlich erzeugtes, monotones Knarren von Dielen und das nachgeahmte Geräusch der Wellen.

Ein etwa 15-minütiger Film, der im Wechsel auch auf Deutsch zu sehen ist, gibt einen historischen Überblick. Er erzählt die lange Geschichte des Ortes. Von Piratenüberfällen (14. Jh.) über die Pest im Jahr 1572 bis hin zur wirtschaftlichen Blütezeit des Hafens (18 Jh.), dessen spätere Verarmung (19. Jh.), der massenweisen Immigration der Sóllerics in die ganze Welt (Ende 19. Jh.) und deren späteren Rückkehr (20. Jh.).

Wenngleich das Museum einen Abstecher lohnt, viel erwarten sollte man dort nicht. Es besticht mehr durch seine Architektur und seine imposante Lage als durch die Vielfalt seiner Exponate. Es ist perfekt in den Gebäudekomplex rund um die ehemalige Kapelle Santa Catalina aus dem Jahr 1280 integriert, die an die wundersame Reise des Heiligen Ramon de Penyafort erinnert, der das Meer zwischen Sóller und Barcelona auf seinem Mantel überquert haben soll.

Die Aussicht von den diversen Terrassen auf den Hafen und die offene See ist auch im frühen 21. Jahrhundert noch immer grandios.

Museu de la Mar: Carrer de Santa Caterina d‘Alexandria, 50, Port de Sóller.

Geöffnet Dienstag bis Samstag von 10 bis 18 Uhr, Sonntag von 10 bis 14 Uhr.

Eintritt: 3 Euro.