Inca hat die älteste Stierkampfarena der Insel und das jüngste Stierkampfmuseum Spa­niens. Aber sehr zum Bedauern von Betreiber Tomeu Llobera ist weder die Plaça de Toros aus dem Jahre 1910 noch das Museo Taurino aus dem Jahre 2008 für Orts­unkundige leicht zu finden. Dabei wäre es schon mit einer minimalen Ausschilderung seitens der Stadtverwaltung getan, denn sowohl die Arena als auch das darin integrierte Museum liegen nur einen Steinwurf vom Bahnhof entfernt.

Jahrelang hat Llobera alles zusammengetragen, was in Spanien mit corridas, toros und toreros zu tun hat. Im vergangenen November erfüllte sich der lang gehegte ­museale Traum des Stierkampffans. In drei Räumen dreht sich seitdem alles um sein Steckenpferd. Ein Steckenpferd, das die Nation spaltet. Stierkampf lässt in Spanien niemanden kalt. Man ist dafür - oder dagegen. Eine Brücke zwischen den Lagern gibt es nicht. Die will der 48-Jährige auch gar nicht schlagen.

„Wir haben hier einige Stücke, nach denen sich selbst die großen Museen in Madrid und Sevilla die Finger lecken würden“, sagt Llobera voller Stolz und zeigt auf die komplette Montur eines picadors, der seinerzeit mit Torero-Legende Manolete kämpfte. Nur das Pferd des Lanzenmanns fehlt noch, sonst ist alles zu sehen. Die hochgezogenen Stiefel aus Metall, die in Kniehöhe einen Knick wie ein Ofenrohr haben, die schweren Steigbügel, Sattel, Anzug und natürlich sein Speer.

Farbenfrohe Anzüge - darunter einer des berühmten Matadors El Cordobés -, kontrastieren mit alten Schwarz-Weiß-Fotos, Stierköpfe ­blicken mürrisch auf die Besucher herab. Eine Zigarettenspitze im ­Lederetui, die Ava Gardner ihrem Liebhaber und Matador Juan Belmonte geschenkt haben soll, ist ein weiteres Ausstellungsstück, auf das Llobera gerne verweist. Sie liegt in der Vitrine, gleich neben einer schwarzen Kappe von Manolete.

„Wir haben 550 Plakate von allen Arenen Spaniens. Und natürlich alle aus Inca. Wir haben sogar das Plakat der Eröffnungscorrida der Plaça de Toros in Palma vom 21. Juli 1929.“ Das sei das letzte, das es noch gebe. Auf einem weiteren Plakat ist der Name von Ángel Celdrán Carratalá verewigt. Der einzige jemals in Inca getötete Torero hatte seinen letzten Kampf eine Woche später, am 28. Juli 1929.

Wer Glück hat, trifft zwischen all den Ausstellungsstücken auch auf einen leibhaftigen Torero. „Pablito“ Llompert stellte sich 1956, im Alter von 19 Jahren, den Kampfstieren. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er mehr als nur ein Jahr in der Arena gestanden. „Es waren schlimme Zeiten damals. Die Leute hatten kein Geld und nichts zu essen. Ich war da keine Ausnahme. Und als dann noch mein Vater schwer erkrankte, war es mit den corridas für mich vorbei.“

Aber Pablitos Herz schlägt noch immer für den Stierkampf. Oft schaut er im Museum vorbei. Und wenn er gut gelaunt ist, zeigt er den ­Interessierten, dass er nichts verlernt hat. Elegant schwingt er das bis zu zwölf Kilo schwere rote Tuch (capa) und fordert den Stier zum Tanze auf, auch wenn das ausgestopfte Ungetüm dem Takt nicht folgen will.

Wer noch Arenaluft schnuppern möchte, kann die Plaça de Toros durch das Museum betreten und seine Spuren im Sand hinterlassen. Früher gab es in Inca viele corridas. Heute gibt es sie nur noch zu den Patronatsfeiern im Juli. Dann werde auch die kleine Kapelle in den Katakomben der Arena wieder in Betrieb genommen, in die sich die Toreros vor dem Kampf zum Beten zurückziehen.

Museo Taurino Inca

Avenida de las Germanías 129 (kreuzt die Avenida del Tren, direkt am Bahnhof).

Fr und Sa 17-20 Uhr, So 10-14 Uhr oder nach Absprache

Tel.: 646-89 61 56

Eintritt frei.