Um es vorweg zu nehmen: Mode­präsentationen finden auf dem „Laufsteg" an der Cala Mesquida nicht statt. Zum einen ist er viel zu lang und im Sommer viel zu heiß, zum anderen müssten die Zuschauer in den Dünen sitzen, um die defilierenden Frauen und Männer zu bewundern. Und genau da sollen sie nicht hin. Rund 470.000 Euro hat das spanische Umweltministerium ausgegeben, um das empfindliche und in den vergangenen Jahren stark gebeutelte Dünensystem des Besuchermagneten Cala Mesquida zu schützen und zu regenieren.

Seit März diesen Jahres präsentiert sich der hintere Bereich des Naturstrandes in einem völlig neuen Gesicht. Neben unzähligen Sandbarrieren, die ein Abtragen der Dünen durch Wind und Wetter verhindern sollen, wurde auch mit einer aufwendigen Neubepflanzung des Areals begonnen. Und: Die Menschen wurden ausgeschlossen. Zumindest, was den direkten Zutritt anbelangt. Das Betreten der Dünen ist nunmehr verboten.

Stattdessen bietet ein etwa 500 Meter langer, auf Stelzen befestigter Holzsteg, die Möglichkeit, in etwa einem Meter Höhe über die Dünenlandschaft zu spazieren und diese ausgiebig und umweltschonend zu betrachten. Eine Schutzmaßnahme, die auch an anderen Dünenstränden der Insel Schule machen könnte.

Selbst wenn sich nicht ­alle Playa-Besucher an das Verbot halten und ihre Spuren im gefährdeten Sand hinterlassen, ein Anfang ist gemacht. Und er ist gut gemacht. Der Spaziergang über den Laufsteg allein ist bereits eine Ausflug an die Cala Mesquida wert, so dass sich diese wohl künftig auch in den Wintermonaten großer Beliebtheit erfreuen wird.

Nach kräftigen Regenfällen bahnt sich sogar ein kleiner Flusslauf durch die Dünen hindurch seinen Weg zum nahegelegenen Meer. Einen besseren Blick auf Dünen, Meer, Wald und Berge haben nur noch die Ausflügler des nahegelegenen Reiterhofs, die hoch zu Ross am Rand der Dünenzone entlangtrotten, vorausgesetzt, sie müssen sich nicht all zu sehr auf ihr Pferd konzentrieren.

An beiden Enden des Steges sind Informationstafeln angebracht, die die Bedeutung des Dünenschutzes für das Ökosystem erklären und auf einige der dort ansässigen Vogel- und Pflanzenarten hinweisen. So fühlen sich dort unter anderem Stranddisteln (Eryngium maritimm), Phönizischer Wacholder (Juniperus phoenicea), der gemeine Strandhafer (Ammophila arenaria) und die Dünen-Trichternarzisse (Pancratium maritimum) heimisch.

Mit ein wenig Glück hört man auch Buchfinken (Fringilla coelebs), Grauschnäpper (Muscicapa striata) oder einen Fichtenkreuzschnabel (Loxia curvirostra) trällern. Vorausgesetzt, der Wind weht nicht aus Nord. Dann wird der Geräuschpegel von dem aufgepeitschten Meer bestimmt. Mächtige Wellen schlagen an den Strand und die Brandung übertönt jeden noch so singfreudigen Piepmatz. Wenn der Wind über das Dünensystem hinwegpfeift, werden auch die Sandbarrieren und Pflanzen auf die Probe gestellt.

All das scheint den kleinen Käfer nicht zu stören, der sich gerade abmüht, das Areal in Richtung Strand zu durchqueren. Geschickt umgeht er die größten der bis zu zehn Meter hohen Dünen und sucht sich seinen Weg zum Strand. Was er dort will, weiß der schwarze Sechsbeiner wohl nur selbst. Und er weiß auch, dass er sich beeilen muss, denn heute bläst kein scharfer Wind, der seine natürlichen Feinde von einem Jagdausflug abhalten könnte. Und von denen wird es aufgrund der Dünenschutzmaßnahmen – wohl zum Bedauern des Käfers – in Zukunft wohl immer mehr geben.

Anfahrt: Von Artà in Richtung Capdepera. Am Kreisel von Capdepera links der Ausschilderung Cala Mesquida folgen. Zu Beginn der Siedlung rechts abbiegen und nach 100 Metern parken.