Die warmen Strahlen der Spätnachmittagssonne dringen nur spärlich durch den Dunst, der sich bereits über den zahlreichen terrassenartig angelegten Feldern rund um Banyalbufar ausgebreitet hat und das Dorf in einen dichten Nebel zu verhüllen droht. Vor allem Tomaten und der Malvasia-Wein werden auf den stufenförmigen Nutzflächen, die im Laufe der Jahrhunderte dem steilen Tramuntana-Gebirge abgerungen worden sind, angebaut. In den Ortskern selbst scheinen sich die feuchten Schwaden nicht zu wagen. Vielleicht wollen sie Ban­yalbufar nicht aus seinem Dornröschenschlaf erwecken.

Es ist kurz vor 17 Uhr und die Siesta sollte eigentlich beendet sein. Aber nicht einmal eine Handvoll Menschen sind auf der das Dorf durchziehenden Landstraße unterwegs, die zu den Nachbar­orten Esporles und Estellencs führt. Im Sommer kommt es hier oft zu Staus, da die Straße aufgrund parkender Autos innerorts eigentlich nur einspurig befahren werden kann. Jetzt ist es ruhig. Lediglich in der Bar Bella Vista herrscht ein wenig Betrieb. Auf der kleinen Terrasse zur Hauptstraße hin ist ein halbes Dutzend Rentner bei Kaffee und Brandy in ein mit wilden Gesten begleitetes Gespräch vertieft. Obwohl in dem Ort auf den ersten Blick nichts los zu sein scheint, haben sie sich viel zu erzählen.

Auf der großen Terrasse mit dem herrlichen Meerblick sitzen hingegen vier Urlauber bei Bier und Rotwein und flüstern sich leise ihre Erlebnisse des Banyalbufar­ausflugs zu. Ein Pärchen ist immer noch von dem steil zur Playa hinab führenden Weglein angetan, von dem die beiden nicht gedacht hätten, dass dieser mit dem kleinen Mietwagen zu bewältigen sei. Und auch der eiskalte Wasserfall, der immer noch mächtig rauschend auf den Kieselsteinstrand klatscht, hat Eindruck hinterlassen.

Das andere Pärchen sieht sich die Bilder des ehemaligen Wachturms Torre del Verger auf dem Display ihrer Digitalkamera an. 1579 ist er gebaut worden, um rechtzeitig vor bevorstehenden Piratenangriffen zu warnen. Heute ist er eine der touristischen Hauptattraktionen der 600-Seelen-Gemeinde. Über eine etwa zwei Meter hohe Eisenleiter, die durch eine offenstehende Falltür führt, kann der Ausguck erklommen und das Traumpanaroma der Steilküste genossen werden.

Links und rechts der Durchgangsstraße schmiegt sich der Ort an das Gebirge. Immer wieder gibt es idyllische kleine Plätzchen umrahmt von alten Natursteinhäusern. Viele Gassen können nicht befahren werden. Lastenraupen transportieren schwere Güter zu den Haushalten.

Ein Spiegel an der - abgesehen von der Landstraße - vermutlich einzig befahrenen Straße im Dorf lässt unterhalb des Hotels Mar i Vent die Autofahrer um die Ecke blicken. Denn auch hier hat nicht mehr als ein Fahrzeug gleichzeitig Platz. Unterhalb des Spiegels ist ein Verkehrsschild mit einer durchgestrichenen Hupe befestigt. Vermutlich wurde es auf Betreiben der Hoteliers dort angebracht, damit auch wirklich alle wissen, dass Ban­yalbufar ein ruhiges Flecken Erde ist und dieses auch weiterhin sein möchte.

Infos

Nach Banyalbufar kommt man von Palma aus über Esporles, von Andratx aus über Estellencs

auf der Landstraße C 710.