Zwei Gatter überklettern, eine Viertelstunde auf einem mal mehr, mal weniger holprigen Weg spazieren, und schon dringt aus dem Wald das Rauschen des Coanegra. Blitzartig vergessen sind die trüben und niederschlagreichen Tage der vergangenen Woche. Dank der starken Regenfälle führt der Wildbach bereits Ende September Wasser und sucht sich rauschend seinen Weg durch eine tiefeingeschnittene Schlucht hinab nach Santa Maria. Ein Naturschausspiel, das auf der Insel kaum jemand vermutet.

Mit etwas Gleichgewichtssinn lässt sich der Bach an einer Furt trockenen Fußes überqueren. Keine fünf Minuten auf dem Pfad am Flusslauf entlang und der Coanegra stürzt sich 20 Meter in die Tiefe. Mehrere etwas kleinere Wasserfälle können weiter unten bewundert werden. An einigen Stellen kommt man direkt ans Wasser heran, und der weiche Waldboden lädt zum Picknick ein. Sonnenstrahlen bahnen sich ihren Weg durch die dicht stehenden Bäume bis hinab zur Schlucht. Ein bezaubernder Märchenwald, der auch die Kulisse für einen Harry-Potter-Film bieten könnte. Doch statt Fabelwesen waten hin und wieder mit Neoprenanzügen bekleidete Menschen den Bach entlang und seilen sich abenteuerlich die Wasserfälle hinab. ­Canyoning erfreut sich auch Mallorca zunehmender Beliebtheit.

Wer keinen Gummianzug dabei hat, muss für ein Bad schon etwas abgehärtet sein, das Wasser ist verdammt kalt. Dass Kevin kein Warmduscher ist, beweist der Urlauber aus Liverpool nicht nur mit seiner gepiercten linken Brustwarze. Von einem vier Meter hohen Vorsprung unterhalb der ersten Kaskaden springt er, nur mit einer Badehose bewaffnet, in das natürliche Auffangbecken. Seine beiden Kinder machen es ihm nach. Und schon war den Neoprenmenschen die Schau gestohlen.

Infos

Coanegra: MA-2100 bei Kilometer 8,5 zwischen Orient und Bunyola parken und dem markierten Weg folgen.

Weitere Wasserfälle gibt es unter anderem in Fornalutx

(von der Tramuntana-Straße kommend, am Ortseingang links dem Weg folgen)

und auf dem Weg hinab zum Hafen von Valldemossa.