Es gibt Ecken auf Mallorca, da scheint die Zeit stillzustehen. Son Real ist so eine. Wenngleich die Felder der knapp 400 Hektar großen Riesenfinca mitsamt Museum schon lange nicht mehr mit einem Handpflug umgegraben werden und Fallensteller nicht mehr mit List und Tücke auf der Jagd nach ihrem Mittagessen sind, findet das moderne Leben erst weit hinter der Grundstücksbegrenzung wieder statt. 2002 wurde das einst private Anwesen von der balearischen Landesregierung erworben und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Vor einem Jahr wurde das Museum über das Landleben Mallorcas vor der Ära des Massentourismus eröffnet.

Schon die Fincagebäude, teilweise aus dem 15. Jahrhundert, sind einen Ausflug wert. Dass der Haupttrakt des alten Gemäuers früher ein Stall war, nimmt der Besucher trotzdem nicht mehr wahr. Perfekt renoviert und museums­didaktisch gut präsentiert reihen sich alte Werkzeuge an Festagsgewänder und Musikinstrumente. Die Arbeit der Köhler, Schäfer, Holzfäller und Steinbrucharbeiter wird ebenso dokumentiert wie die der Schmuggler.

Die original Bauernküche wirkt aus heutigem Blickwinkel mit ihrem großen Kamin und dem Herd mit seiner offenen Feuerstelle fast romantisch. Wenige Meter weiter befindet sich die „museale Speisekammer". Gut geschützt vor dem hungrigen Zugriff der Besucher hängen Sobrassadas von der Wand und stapeln sich Gläser mit Eingelegtem. Die einzigen Schaustücke, die aufgrund ihrer Verfallsdaten regelmäßig erneuert werden.

Weiterhin vorgestellt werden unter anderem ibizenkische Hunde bei der Kaninchenjagd, Fischer beim Reusenflechten sowie die Talayot-Zeit. Eine Stimme berieselt über Lautsprecher die Besucher mit noch älteren Geschichten (auf mallorquín). Sonst werden alle Informationen auch auf Deutsch gegeben.

Um einen wirklichen Eindruck von der auch im Museum allgegenwärtigen Natur zu bekommen, empfiehlt sich ein Ausflug in selbige. Auf der Finca sind vier Spazierwege und drei Touren für Radfahrer (Räder können Besitzer der Umweltkarte tarjeta verde gratis ausleihen) ausgeschildert. Unter anderem führen sie zu der Nekropolis Son Real direkt am Meer. Es ist eine der am besten auf Mallorca erhaltenen Grabstätten überhaupt.

Und noch etwas: Obwohl es sich bei Son Real um ein touristisches Highlight handelt, ist der Ansturm bisher ausgeblieben. Es scheint tatsächlich noch Geheimtipps auf der Insel zu geben.

Infos

Son Real: Landstraße MA-12 Can Picafort-Artà, km 17,7.

Museum und Anwesen sind bis Ende September von 10 bis 19 Uhr, von Oktober bis März bis 17 Uhr geöffnet.

Der Eintritt für das Museum beträgt 5, mit Umweltkarte (Tarjeta Verde) 3 Euro.

Spazierengehen kostet nichts.

www.balears-sostenibles.com