Der Iberia-Airbus nimmt Fahrt auf, wird immer schneller, rast mit gefühlten zehn Metern Abstand vorbei und hebt vor der Skyline des Tramuntana-Gebirges in den Himmel ab. Wow. Was für eine Aussicht. Nein, nicht der übliche malerische Mallorca-Blick auf Meer und Küste. Sondern auf die Startbahn des Flughafens Son Sant Joan und zwar so, als ob man fast selbst drauf stehen würde.

Flugzeugdonnern statt Wellenrauschen. Technik, Geschwindigkeit, Weite. Plastikstühle statt Polsterlounge. Während eine Maschine nach der anderen heranrollt, kann man gemütlich ein kleines Bier trinken (1,20 Euro) oder ein kleines Frühstück mit Kaffee und tostadas genießen (1,90 Euro). Das außergewöhnliche Flugzeug-Panorama tut sich vor der Terrasse der Cafeteria „Meeting Point" im Gewerbegebiet Son Oms auf.

Nomen ist bei dieser Bar leider nicht gleich Omen, erfährt man aus den Klagen von Inhaberin Encarna López (60). „Wir können nichts verbessern, weil kein Geld hereinkommt", meint die Wirtin mit entschuldigender Geste in Richtung der einfachen Ausstattung ihres Lokal. Denn der wundersame Boom, den die Planer des Gewerbegebiets herbeigeredet hatten, sei dort bislang nicht eingetreten und dementsprechend tröpfle die Kundschaft, die sich vor allem aus den Mitarbeitern der umliegenden Büros und Lagerhallen zusammensetzt, nur spärlich herein.

Zufällige Laufkundschaft verirrt sich kaum in die Bar mit Flugzeug-Blick, die von der Straße aus gar nicht zu sehen ist und nur mit einem unscheinbaren Plakat beworben wird. Dennoch scheint dem seit rund einem Jahr geöffneten Lokal noch eine große Zeit bevorzustehen: als Treffpunkt für plane-spotter aus der ganzen Welt. Denn während auf Mallorca kaum jemand die im Polígono Son Oms versteckte Cafeteria kennt, hat sich die besondere Location bereits in deutschen und englischen Fachkreisen von Flugzeugfanatikern herumgesprochen.

„Manchmal kommen Gruppen von 20 bis 30 Leuten, um hier Fotos zu machen", berichtet Pedro Orchando, der das Gebäude erbaut hat und bei Encarna gerade einen Kaffee trinkt. Diese hat deswegen ihre Speisekarte, die ansonsten hauptsächlich aus Standard-Bocadillos besteht, schon um das typisch englische Frühstück mit Bohnen, Eiern und Speck (5 Euro) erweitert.

An diesem Tag wird es vielleicht noch Rob Skinkis aus Manchester genießen. Der 50-jährige Frührentner aus Manchester ist eigens zum Flugzeuggucken- und fotografieren aus dem Vereinigten Königreich angereist. Ein Bekannter mit dem gleichen Hobby hatte ihm den Tipp gegeben. „Freunde haben dann Geld zusammengelegt und mir die Reise zu Weihnachten geschenkt", erzählt er. Damit landeten sie einen Volltreffer. „Näher kann man kaum rankommen", sagt Skinkis, der üblicherweise im heimischen Manchester startende und landende Flugzeuge abpasst. Aber dort werden die Fotos nicht so schön. „Meistens regnet es."

Nach seiner Ankunft auf Mallorca ließ sich Skinkis direkt von einem Taxifahrer zur Cafeteria „Meeting Point" bringen. Immerhin hat er nur zwei Tage auf der Insel. Für einen plane-spotter wie ihn ist der Ort ein Traum. „Wenn die Leute das hier erst mal kennen, werden sie in der Bar ordentlich Geld scheffeln", meint Skinkis. Er steht mit seinem im Wind flatternden Hemd am Geländer der Terrasse und hält sein gewaltiges Objektiv auf die heranrollenden Flugzeuge. Ein silberfarbener Flieger von Germanwings braust vorbei. Klick. Skinkis hat ihn direkt vor dem Tower eingefangen.

Alles im Blick:

Cafeteria Meeting Point, C/. Vial, 4, Edificio Naves Blancas im Gewerbegebiet Son Oms, Palma-Autobahn Ausfahrt 10, Mo bis Sa von 7 bis 16 Uhr, auf Anfrage auch geschlossene Veranstaltungen und Privatfeiern

möglich, Tel.: 667-29 54 99.

In der Printausgabe vom 29. April (Nummer 521) lesen Sie außerdem:

- Piratenbollwerk Torre de Canyamel

- Die besonders gute Adresse: Café Botiga in Palmanova

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