Als Chef delegiert man ja ganz gerne das eine oder andere. So trifft es sich gut, dass pünktlich zum turnusmäßigen Strandreporter-­­Einsatz Besuch aus Deutschland auf Mallorca eintrifft und der auch noch, wie es sich andererseits für ­Besuch aus Deutschland gehört, voll ­Tatendrang ist. Ein paar erläuternde Worte, und Julius (9) und Frederik Kremp (11) übernehmen den Job. Einsatzort ist Son Serra de Marina.

Die Anfahrt erfolgt getrennt. Als der Auftraggeber an dem ­kilometerlangen Strand zwischen Can Picafort und Colònia de Sant Pere ankommt, sind die beiden schon mittendrin in der Wasserprobe. Auf mitgebrachten Luftkissen flitzen sie auf den Wellen gen Strand. Das Meer ist aufgewühlt, die Gischt springt noch höher als sonst in Son Serra de Marina, und die Strandreporter sind mit kleinen Algenschnipseln übersät, als sie wieder herausgestapft kommen. Die Augen aber leuchten. „Mir hat eine Welle fast die Badehose weggehauen", freut sich Julius.

Das Aufschnappen eines Gesprächs hingegen erweist sich als schwierig – Son Serra de Marina ist kein allzu frequentierter Strand, von den weit verstreut sitzenden Strandgästen sind viele Mallorquinisch palavernde Mallorquiner, und überhaupt finden die beiden verdeckten Ermittler diese Aktion nicht so prickelnd. Zu mehr als der knappen Anweisung eines deutschen Vaters an sein Kind reicht es nicht: „Jetzt zieh das T-Shirt doch nicht wieder aus."

Weniger Probleme bereitet da trotz fehlender Sprachkenntnisse der Eiskauf, ein Calippo-Cola für 1,80 Euro und ein Magnum für 2,50 Euro sind schnell in einer Bar der Ferien­siedlung besorgt.

Es wird ein Strandtag für große Jungs. Plötzlich rast vor unseren Augen ein Düsenjäger vorbei, zieht in die Höhe, stürzt hinunter, bleibt stehen, startet wieder durch. Es dauert eine Weile, bis Strandreporter und Auftraggeber den Zusammenhang mit der blauen Strandmuschel nebenan erfassen, in der ein Mann im ­Schneidersitz konzentriert nach oben blickt und an einem ­Steuergerät hantiert.

Die private Flugschau dauert ­exakt sieben Minuten. Dann sind die Batterien alle, der Styropor-Flieger fällt ins Wasser, und eine Welle haut der selbst gebastelten F-22 einen Flügel entzwei. Strandmuschel-Bewohner Jaime Rosselló trägt´s mit Fassung: „ Cosas de aviones", sagt er. Will heißen: So ist das mit der Fliegerei.

Rosselló, der eigentlich immer von neugierigen Männern umgeben ist, in diesem Fall also von uns, gibt gerne Auskunft. Er komme aus Selva, sei Ingenieur und baue und fliege schon seit 30 Jahren Modellflugzeuge. Bei sich zu Hause habe er noch 25 weitere Flieger.

Die Erziehungsberechtigten drängen zum Aufbruch, ein Hüngerchen macht sich bemerkbar, und so bleibt für die letzte Aufgabe – Strandgut sammeln – nicht mehr viel Zeit. Dabei lohnt sich das hier. Inmitten Tausender flauschiger Seebälle finden sich bei einem kurzen Spaziergang Sepiaschalen, Naturschwämme, ein noch nicht geöffnetes Päckchen spanischer Tempos sowie ein kunstvoll geschwungenes Stück Plastikgitter, aus dem ein prima Mobile hätte werden können, wenn es nicht am Strand vergessen worden wäre. „Aber wir kommen ja sicher noch mal wieder", befindet Frederik.

So geht's hin

Son Serra liegt zwischen Can Picafort und Colònia de Sant Pere. Strandinfrastruktur gibt es nur an dem an der Siedlung gelegenen Abschnitt. Richtung Colònia wird es einsamer. Vorsicht mit Strömungen! Auf Flaggen der Strandwacht achten!

In der Printausgabe vom 29. Juli (Nummer 534) lesen Sie außerdem:

- Nachtschwärmer: „Marcha Mallorquina" in Manacor

- Schrecken der Meere, Teil 4: Wie Pollença die Korsaren vertrieb

- Kindermenü: Neue Spielsachen für draußen

- Neue Kunst am Wein: Die Fässer der Bodega Ribas

- Schöne Dinge: Rückkehr zu den arabischen Wurzeln

- Wellness für alle Sinne: Ausgefallenes im Hotel Valparaíso

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