Maria Antònia Caldentey ist die Herrin über den Fahrradkeller vom Institut d´Educació Secundària in Felanitx. Die kleine, aber dafür sehr lebhafte Frau mit der durchdringenden Stimme schiebt mir eines der 40 Mountainbikes hin, mit denen sie ansonsten mit ihren Schülern Ausflüge unternimmt. Seit 15 Jahren schon kämpft die Sportlehrerin für mehr Fortbewegung auf dem Zweirad und hat deshalb einst die Drahtesel anschaffen lassen. Ganz nebenbei gibt sie auf dem Rad dann auch noch Unterricht in Heimat- und Sachkunde. Mit ihren Schülern bricht sie im Frühjahr regelmäßig zu Fahrradtouren in die Umgebung auf.

Wir starten an der Schule und folgen zunächst der Ma-5100 in Richtung Porreres nach Norden. Nach wenigen hundert Metern biegen wir in einen Feldweg ein, der um den Berg Puig de sa Mola führt. Schon erspäht Caldentey eine erste Sehenswürdigkeit. „Lass uns mal hier anhalten!", ruft sie und springt vom Rad. Sie zeigt auf eine Steinmauer mit großen Felsblöcken am Wegesrand. „Das sind Befestigungsmauern einer talayotischen Siedlung. Hier haben vor einigen tausend Jahren etwa 400 Menschen gelebt." Leider sei diese archäologische Stätte in einem erbärmlichen Zustand. Wie überhaupt so vieles in Felanitx. „Das meiste ist hier sehr heruntergekommen, es wird nichts investiert. Die Gegend hier wird von den Politikern ihrem Schicksal überlassen", sagt die braun gebrannte Frau etwas resigniert.

Wobei das gar nicht so richtig zu ihr passt. Deshalb geht es schnell weiter. An einer kleinen Mauer gibt es den nächsten Stopp. „Das ist eine sogenannte Trockenmauer, typisch für diese Gegend. Für diese Mauern werden Steine aufeinander­geschichtet, ohne ein Bindemittel zu verwenden", erklärt sie. Dadurch habe die Mauer Spielraum und sei stabiler als eine, deren Steine mit Zement verbunden seien. Das Negativbeispiel steht direkt gegenüber und ist die Außenmauer einer Finca. „Wenn es stark regnet, kann es passieren, dass ein ganzes Stück der Mauer umkippt." Die Lehrerin erblickt den Eigentümer des Hauses und ruft einen lauten Gruß in die ländliche Ruhe.

Maria Antònia Caldentey ist in Felanitx geboren. Der Großteil ihrer Familie lebt dort, man kennt sich. „Ach, wir machen noch schnell einen Abstecher auf die Schneckenfarm zu Gabriel Sbert!", ruft sie und biegt in einen anderen Feldweg ab. Sbert züchtet mit seiner Frau Schnecken, auf Mallorca eine Delikatesse. Gerade haben die Schnecken Eier gelegt, Sbert zeigt stolz seine Zucht.

Wir radeln weiter, immer mit Blick auf den Klosterberg Sant Salvador. Am Ortseingang von ­Felanitx packt die Lehrerin die Abenteuerlust. „Wir gehen jetzt mal auf das Gelände der ehemaligen Weinkooperative. Es steht schon lange leer und verfällt langsam." Wir finden einen Eingang in die großen, beeindruckenden Hallen. Einige Maschinen stehen noch herum.

Wir fahren weiter durch das Zentrum von Felanitx zum Platz vor der Hauptkirche. Dort gibt es einen Brunnen, der in Erinnerung an ein Pferd, das den Brunnen entdeckt haben soll, in Hufeisenform angelegt ist. Und dann geht es zum Abschluss noch auf den Calvario hoch, eine kleine Kapelle der Felanitxer Nonnen. Mit dem Mountainbike ist der Aufstieg ganz schön happig. Kurz vor dem Ziel schieben wir, weil es immer steiler wird und Stufen das Fahren zusätzlich erschweren. Der Blick von oben ist großartig. Bis zum Puig Major und nach Cabrera öffnet sich die Landschaft. Der Abstieg auf der anderen Seite ist steil, steinig und nur zu Fuß zu bewältigen. An den Felanitxer Mühlen fahren wir schließlich zurück zur Schule. Nach 17 Kilometern sind wir am Ausgangspunkt angelangt.

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