Einfach so kann man die Relejoría Alemana nicht betreten. Sicherheitsbeamte wachen intensiv, aber relativ diskret über die teuren Pretiosen, die im Stammhaus in der Carrer Colón in Palma, aber auch in den Filialen in der Jaume III und in Puerto Portals verkauft werden. Tradition wird hier großgeschrieben, und mit Stolz blickt man auf den Gründer, den Deutschen Wilhelm „Guillermo" Krug, der das Geschäft vor gut 130 Jahren eröffnete. Da er kinderlos blieb, setzte er seinen langjährigen Mitarbeiter und Sohn-Ersatz Pablo Fuster als Erben ein.

Im Laufe der Jahrzehnte wurde aus dem kleinen Laden Mallorcas wichtigste Anlaufstelle, wenn es um hochwertige Uhren, Schmuck und Silberwaren geht. Auch die Cartier-Filiale in der Jaume III gehört zur Gruppe. Heute leiten die ­Urenkel des ersten Fuster das Unternehmen: Blanca (32), Paula (28) und Pablo Jr. (26). Beratend steht ihnen der Vater (60) zur Seite, der sich wegen einer Erkrankung vor ein paar Jahren aus dem operativen Geschäft zurückgezogen hat.

Alle vier Fusters traten vergangene Woche anlässlich der Eröffnung der aktuellen TAG-Heuer-­Jubiläumsausstellung vor eine erlesene Gästeschar: 150 Jahre TAG-Heuer-Uhren, ein Blick zurück mit erlesenen seltenen Exponaten, aber auch ein Blick nach vorne mit Stücken, die erst Ende des Jahres auf den Markt kommen werden (noch bis 4. Oktober zu besichtigen).

Marken wie Rolex, Patek Philippe oder Audemars Piguet führt die Relojería Alemana exklusiv auf den Balearen. Zu ihren Kunden zählt die haute volée der Insel, auch die königliche Familie darf nicht fehlen. „Der König sammelt wertvolle Uhren", erzählt Pablo Fuster, „da liegt es nahe, dass er zu uns kommt." Sein Bild samt einem Glückwunsch an die Familie ziert die Festschrift, die vor fünf Jahren anlässlich des 125-jährigen Bestehens erstellt wurde.

Und so ist in der Relojería Alemana alles überaus ­nobel und stilsicher, auch das sympathische Nachwuchs-Trio macht da keine Ausnahme – sie sind die besten Werbeträger für ihr Unternehmen und natürlich große Uhrenfans. „Mir gefallen vor allem antike Stücke", meint Pablo. Blanca votiert für Cartier, Paula für Rolex. Für alle drei stand von jeher außer Frage, dass sie diesen Beruf ergreifen.

Jetzt blicken sie auch gemeinsam nach vorn. „Mein Vater hält viel von Tradition, aber mit einer hat er gebrochen. Er hat uns alle drei zu Nachfolgern bestimmt, normalerweise übernahm immer nur der Sohn die Geschäfte", erzählt Blanca. Eine weitere Neuerung ist die eigene Schmuckkollektion der Töchter: Ringe, Armbänder und Ketten unter dem Label B&P. Exklusivst und ausgefallen, wie man an dem üppigen Ring sieht, den Paula trägt. Gut 5.000 Euro kostet der mit Gold und Brillanten umrankte Rauchtopas.

Auch die Medien werden jetzt intensiver genutzt mit neuem Internetauftritt, Onlineshop und eigenem Magazin. Und es wird eine Geschäftserweiterung geplant, deren Details aber noch nicht bekannt gegeben werden: „Wir planen etwas Neues, jenseits von Uhren und Schmuck. Es hat auch mit Luxus zu tun", schürt Pablo Fuster die Spannung.