Als Clara Bermúdez (Name von der Redaktion geändert) vor ein paar Wochen an einem Geldautomaten ihrer Bank BMN - ehemals Sa Nostra - im Einkaufs- und Vergnügungszentrum Ocimax in Palmas Norden Bargeld abheben wollte, traute sie ihren Augen nicht. Ihre eigene Bank erhob für das Abheben eine Gebühr von einem Euro. Sie brach entrüstet den Vorgang ab. Die Empörung und das Erstaunen wuchsen noch, als ihr Mann, der ein Konto bei der Internetbank ING Direct besitzt, mit seiner Karte gebührenfrei am BMN-Automaten abheben konnte.

Der nächste Weg des Paares führte direkt zur BMN-Filiale, wo die Schalterangestellte kleinlaut zugab, dass diese Provision neu sei, viele Kunden bereits verärgert habe und mit dem Zusammenschluss der Sa Nostra mit zwei Banken auf dem spanischen Festland zu BMN zusammenhänge. Die Provision werde immer dann fällig, wenn BMN-Kunden Geld an einem Automaten abheben, der nicht direkt an eine Filiale angeschlossen ist, wie eben in Einkaufszentren, Krankenhäusern oder der Universität.

„Dieses Vorgehen ist komplett illegal, es verstößt gegen ein Urteil aus dem Jahr 2003", empört sich Isabel Martorell vom spanischen Schutzverein für Bankkunden (Ausbanc). Der geschilderte Fall war ihr bislang unbekannt. Auf die MZ-Anfrage hin sicherte sie zu, das Beispiel zu untersuchen und eine Beschwerde bei der Bankenaufsicht einzureichen. „Eine solche Gebühr entbehrt jeglicher Logik, passt aber zu unserem Eindruck, dass Banken immer kreativer werden, wenn es darum geht, neue Gebühren zu erfinden."

Auch in Deutschland hat Anfang Juli die Commerzbank ihre Gebühren für Fremdabhebungen von 1,95 Euro auf 3,90 Euro erhöht, andere Privatbanken stehen schon in den Startlöchern, um in Kürze nachziehen. Spanische ­Kreditinstitute gehören schon lange zu den Vorreitern in Sachen comisiones in Europa. Sprachen Verbraucherschützer noch vor einigen Jahren von einer Trendwende, sieht es jetzt so aus, als zahlten spanische Bankkunden aktuell wieder deutlich mehr Gebühren. 2014, so eine Studie der Verbraucherschutzorganisation Adicae, verteuerten sich die Provisionen in Spanien um 14,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der durchschnittliche Bankkunde zahlt hierzulande gut 168 Euro nur an Gebühren und Provisionen.

Vor allem bei Barauszahlungen am Automaten für Fremdkunden schlagen die Banken drauf. „Hier wird großer Missbrauch betrieben", schimpft auch Alfonso Rodríguez von der Verbraucherschutzbehörde Facua auf den Balearen. „Ein kleiner Betrag wäre akzeptabel - immerhin nimmt man einen Service einer fremden Bank in Anspruch -, aber die Höhe der Gebühren steht in keinem Verhältnis."

Auf der Insel bewegen sich die Provisionen für Fremdkunden zwischen drei Prozent des Betrages oder einem Minimum von 2,40 Euro bis zu 5,5 Prozent des Betrages oder einem Minimum von 5,50 Euro. Das heißt, auch wer nur 20 Euro abhebt, zahlt 5,50 Euro zusätzlich. Die Gebühr kassiert die Bank, zu der die Karte gehört, mit der abgehoben wird. Eine neue Qualität hat das Vorgehen der katalanischen Bank „La Caixa". Das Kreditinstitut kassiert seit Mai dieses Jahres von jedem Fremdkunden eine Gebühr von zwei Euro pro Auszahlung. Das bedeutet, dass die Kunden in diesem Fall doppelt bezahlen - einmal an „La Caixa" und einmal an ihre eigene Bank. Die Europäische Kommission in Brüssel hat bereits angekündigt, dieses Procedere genau unter die Lupe zu nehmen.

Hoffnung auf Besserung aus Kundensicht gibt es derzeit nicht. „Die Banken können ja inzwischen machen, was sie wollen. Bis vor zwei Jahren mussten sie die Provisionen noch von der spanischen Zentralbank absegnen lassen, inzwischen haben sie lediglich Informationspflicht", erklärt Rodríguez. Die MZ versuchte vergeblich, Stellungnahmen von Banco Santander, BMN und La Caixa einzuholen.