Dennoch wirkt der 59-Jährige gelassen. Einen Tagesablauf über den Haufen zu werfen und spontan umzudisponieren, gehört zu seinem Job, in dem er auf eine 30-jährige Erfahrung zurückgreifen kann. ýIch habe immer einen Plan B", sagt er. Seit 1978, da war Spanien gerade eine Demokratie geworden, organisiert er die Terminkalender der jeweiligen Regierungschefs und hat viele Präsidenten ein- und ausgehen sehen im Consolat de Mar: Sozialisten und Konservative. Einige hätten ihn respektvoll behandelt, andere weniger. Er selbst habe ihnen allen mit gleicher Ergebenheit und Inbrunst gedient, sagt er.

In seinem Büro hängt eine Urkunde, die ihn als Träger des Großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland ausweist. Die Auszeichnung bekam Candela vom damaligen deutschen Bundespräsidenten Johannes Rau verliehen, als dieser sich 2002 auf Staatsbesuch in Spanien befand und auch einen Abstecher auf die Insel machte. ýFür Verdienste um die Beziehungen beider Länder", steht auf dem Dokument. Der gebürtige Katalane, der seit 46 Jahren auf Mallorca lebt, erzählt ganz unaufgeregt von der Verleihung und vom Besuch Raus. Der Umgang mit Staatsmännern, Königen und Prinzen ist Teil seines Jobs. Candela weiß über alle die Prominenten, die er im Laufe der drei Jahrzehnte kennengelernt hat, Geschichten zu erzählen.

Zum Beispiel von Kubas Staatschef Fidel Castro, den er bei einem offiziellen Besuch Antichs in dessen erster Regierungszeit vor einigen Jahren in Havanna die Hand drücken durfte. Candela saß bei einem Essen sieben Stunden am Nachbartisch des Gran Lider und zeigt sich - obwohl er für die Politik des ehemaligen Staatschefs nichts übrig hat - vom Wissen und der großen Wissbegierigkeit Castros beeindruckt.

An Bill Clinton schätzte Candela die Unbekümmertheit, die der Präsident bei seinen Mallorca-Besuchen an den Tag legte. Clinton sei immer von einem enormen Sicherheitsapparat umgeben gewesen. Doch habe er die spontanen Ausreißer gemocht, wie einmal in Valldemossa, als er nach einem Essen jede protokollarische Ordnung über den Haufen warf und zum Entsetzen seiner Leibwächter spontan mit König Juan Carlos durch die engen Gassen des Dorfes marschiert sei.

Auch der bereits verstorbene Palästinenserführer Yassir Arafat und der heutige israelische Staatspräsident Shimon Peres, die sich 2001 bei einem spannungsgeladenen Gipfel in Formentor trafen, sind Candela besonders in Erinnerung geblieben. ýEs war unglaublich, wie einfach und unkompliziert die beiden an diesem Ort miteinander umgingen." Meistens sind die Begegnungen mit den hohen Staatsgästen auf der Insel nur kurz gewesen - wie die mit dem japanischen Kaiser oder der thailändischen Königin - oder der Besuch von Lady Di in Palma. Candela fuhr mit dem damaligen balearischen Ministerpräsidenten Gabriel Cañellas zum Flughafen, um die Prinzessin der Herzen mit einem Geschenk, einer typisch mallorquinischen Glasbläserarbeit, zu empfangen. ýUnvergesslich", sagt er.

Eine ganz besonders herzliche Beziehung hat Candela in den drei Jahrzehnten zum spanischen Königshaus entwickelt. Da die Königsfamilie mindestens zweimal im Jahr ihre Ferien auf Mallorca verbringt, ist Candela für die Mitglieder bereits ein bekanntes Gesicht. Allen voran den König selbst mag der Protokollchef besonders. ýAn einem Ort können 1.000 Menschen sein, wie neulich bei der Tourismusmesse Fitur in Madrid. Wenn der König mich sieht, dann kommt er auf mich zu, um mich persönlich zu

begrüßen."

Die respektvolle Umgangsform zwischen Monarch und Candela spiegelt sich auch in der engen Beziehung der beiden Protokollabteilungen in Palma und Madrid wider. ýIm Zarzuela-Palast weiß man, unsere Verbundenheit mit dem Königshaus zu schätzen, die Zusammenarbeit ist hervorragend", sagt Candela. Von allen balearischen Ministerpräsidenten schätzt er besonders Gabriel Cañellas, der wegen eines Korruptionsskandals 1995 zurücktreten musste. Cañellas stand mit drei Legislaturperioden am längsten an der Spitze der Regierung und wohnt wie sein ehemaliger Protokollchef in Bunyola. Dadurch habe sich im Laufe der Jahre eine echte Freundschaft gebildet. In Cañellas Zeiten war der Berater- und Begleitstab auch noch kleiner als heute. ýWir waren wie eine Familie", sagt Candela. Doch trauert er den Zeiten nicht wirklich hinterher. Denn während er damals in der Protokollabteilung fast auf sich allein gestellt war, darf er heute einen großen Mitarbeiterstab delegieren. Den Beruf des Protokollchefs müsse man wegen der vielen Stunden, die man mit den Regierungschefs auf den Inseln und im Ausland unterwegs ist, entweder lieben oder gleich lassen, meint Candela. Er jedenfalls würde ihn jederzeit wieder ergreifen. In der Druckausgabe lesen Sie außerdem:

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