Herr Küblböck, lange nichts mehr von Ihnen gehört.

Ich spiele jetzt nicht mehr den Kasper der Nation, deshalb bin ich nicht mehr so oft in den Boulevardmedien. Das muss ich nicht mehr haben. Man kennt ja vor allem di e lustigen Geschichten meines Lebens. Ich möchte jetzt lieber Dinge machen, die künstlerisch wertvoll sind. Ich mache Musik und bin mit meinen Liedern auf Tour quer durch Deutschland. Bereuen Sie heute Auftritte wie beispielsweise im ?Dschungelcamp´, als man eimerweise Kakerlaken über Sie geschüttet hat?

Ich war jung und brauchte das Geld. Ich bereue es nicht, es war für mich ein Abenteuer, nach Australien zu fliegen. Das würde jeder 18-Jährige wahrscheinlich genauso sehen. Aber jetzt gehe ich ja auf die 30 zu (lacht) und gebe mich für so etwas nicht mehr her. Haben Sie das Gefühl, oftmals ausgenutzt worden zu sein?

Nach dem DSDS-Hype - es war ja damals die erste Staffel und ganz anders, viel intensiver als heute - schwamm ich mittendrin im Haifischbecken der Fernsehwelt. Jeder wollte was von mir. Und ich, gutgläubig und naiv, wie ich war und manchmal immer noch bin, habe alles mitgemacht. Im Nachhinein sage ich: Von der ein oder anderen Sache hätte ich besser mal die Finger gelassen. Gab es niemanden, der Sie vor sich selbst geschützt hat?

Es wäre sicherlich besser gewesen, wenn mal jemand richtig auf den Tisch gehauen hätte. Mein Vater, damals noch mein Manager, hat zwar manchmal laut gefragt: ?Na, ob das so gut ist?´ Aber er konnte sich auch nicht gegen den durchgeknallten Jüngling durchsetzen. Neulich waren Sie bei Stefan Raab in der Sendung. Haben sie eigentlich nicht gemerkt, dass er seine Gags nur auf Ihre Kosten machte?

Das macht Raab ja nicht nur bei einem Daniel Küblböck. Ich habe natürlich damit gerechnet. Wenn ich damit nicht umgehen könnte, wäre ich da gar nicht hingegangen. Ich habe dort einige meiner Jazzlieder gesungen. Er hat bestimmt auf den ein oder anderen schiefen Ton von mir gewartet. Aber am Ende musste dann selbst Raab zugeben, dass sich da ganz schön was geändert hat. Was denken Sie, wenn Sie sich heute in einem Video von damals sehen, wie Sie bei DSDS schluchzend zusammenbrechen?

Dass ich diesen Typ im Fernsehen am liebsten ein bisschen verkloppen würde. Ist es schwer, das alte Image abzustreifen?

Das ist wie ein Kaugummi, das an der Schuhsohle klebt. Man wird es nie ganz los. Sie sind heute Jungunternehmer und betreiben eine Eventagentur mit sieben Angestellten. Ganz schön viel Verantwortung für einen 23-Jährigen.

Wer mich kennt, der weiß, dass ich privat eher locker bin. Ich bin mit einem Teil meiner Belegschaft hier im Urlaub auf Mallorca. Aber im Job muss ich auch manchmal Chef sein, und das bin ich dann auch. Vertrauen Sie auf Berater?

Ich habe schon Leute, die sich auskennen. Doch die meisten Entscheidungen treffe ich selbst. Es macht mich sehr stolz, eine eigene Firma zu haben. Von den anderen DSDS-Künstlern hat es niemand geschafft, sich was Eigenes aufzubauen. Womit verdienen Sie Ihr Geld?

Mit Veranstaltungen, die wir organisieren, mit meinen rund 20 Auftritten im Jahr und vor allem mit Merchandising. Es gibt beispielsweise jetzt Küblböck-Kondome. Damit die Menschheit sicherer ist. Sie singen Jazz- und Bluesstücke. Haben sich mit dem Repertoire auch ihre Fans geändert?

Bei mir fliegen jetzt keine BHs mehr, sondern Stützstrümpfe auf die Bühne. Aber im Ernst. Die Leute, die zu mir kommen, suchen einen sehr professionellen Jazz-Abend. Heute muss das ältere Publikum ja nicht mehr fürchten, dass ich mit einem String-Tanga auf der Bühne rumhüpfe wie früher. Sie haben ein eigenes Stück, das heißt ?Born in Bavaria´. Sind Sie sehr heimatverbunden?

Ja, sehr! Könnten Sie sich vorstellen, auf Mallorca zu leben?

Nein, das ist eine andere Baustelle. Ich kann zwei Sprachen: Bayerisch und Deutsch. Jetzt Spanisch zu lernen ..., nee, nee! Ich glaube, ich würde mich hier nicht zurechtfinden. Ich kriege ja schon in Deutschland die Krise, wenn ich mich beim Wohnungswechsel ummelden muss. Sie haben einen neuen Look. Die Haare sind ab. Erkennt man Sie noch auf der Straße?

Ja, aber vor allem an meiner Stimme. Wenn ich zum Metzger gehe und sage, ich hätte gerne 200 Gramm Gelbwurst, dann fangen die Verkäuferinnen an zu gackern. Sie werden es kaum glauben: Ich bin mal in Ägypten auf einem Kamel geritten, verschleiert, um mich vor dem Sand zu schützen. Dann habe ich zu meinem Vater, der vor mir ritt, gesagt: Papa, reit mal schneller. Daraufhin drehte sich eine ganze deutsche Reisegruppe nach mir um. Wann kommt Ihre nächste Biografie auf den Markt?

Meine Erlebnisse der vergangenen vier Jahre reichten schon für gut vier Bücher. Aber das meiste glaubt mir eh kein Mensch.