Fast genau ein Jahr nachdem Paris Hilton, Eva Longoria und Goldie Hawn auf dem roten Teppich von Palmas Kongresspalast Pueblo Español für den guten Zweck posierten, wachsen die Zweifel an dem vermeintlichen Erfolg des Charity-Events „Playing for Good". Ein Teil des versprochenen Geldes ist nie angekommen, es gibt geplatzte Schecks, nicht eingehaltene Abmachungen, offene Rechnungen und einen untergetauchten Geschäftsführer.

Im Mittelpunkt der Vorwürfe steht der Unternehmer Jan Stoltze aus Port d´Andratx. Er gründete zusammen mit dem Hamburger Finanzinvestor Constantin Dietrich vor zwei Jahren die Wohltätigkeitsstiftung „Playing for Good". Zusammen mit einer Freundin Dietrichs, der US-Schauspielerin Maria Bravo, sowie dem US-Industriellen Scott Lazerson organisierten die Deutschen die Ausrichtung eines dreitägigen sogenannten „Philanthropischen Gipfels" vom 30. August bis zum 1. September 2007 in Palma. Dabei sollten Spenden für insgesamt fünf Wohltätigkeitsorganisationen gesammelt werden.

Den Gästen wurde für die Spendensumme von 1.000 Euro ein glamouröses Wochenende geboten, das aus einem Golfturnier auf der Anlage von Golf de Andratx bei Camp de Mar, einer Konferenz „der bekanntesten und einflussreichsten Philanthropen der Welt" im benachbarten Dorint-Hotel sowie einem Gala-Abend im Pueblo Español bestand, an dem neben Hilton, Hawn und Longoria zahlreiche US-amerikanische Showbiz-Größen teilnahmen.

Laut den Veranstaltern war der Charity-Event ein voller Erfolg. Über eine Million Euro Spendenerlös sei zu der vorab garantierten Spendensumme von 1,25 Millionen Dollar (840.000 Euro) dazugekommen, sagte Contantin Dietrich nur wenige Tage nach der Veranstaltung der MZ. Jede der fünf Wohltätigkeitsorganisationen erhielt anschließend einen Scheck über rund 175.000 Euro.

Doch zumindest einer von ihnen platzte. „Als wir den Spendenscheck Anfang Dezember vergangenen Jahres einlösen wollten, stellte sich heraus, dass er nicht gedeckt war", sagt Jaime Coll Sureda, Vorsitzender der balearischen Vereinigung von Eltern krebskranker Kinder (Aspanob). „Die Bank forderte zudem von mir 1.500 Euro an Gebühren für die fehlgeschlagene Einlösung."

Coll wurde daraufhin bei Stoltze vorstellig, der ihm den Scheck wenige Tage zuvor im Beisein des damaligen Geschäftsführers der Stiftung „Juega para ellos" - unter diesem Namen wurde „Playing for Good" im balearischen Stiftungsregister geführt -, M.S., persönlich überreicht haben soll.

Stoltze einigte sich mit Coll auf ein notarielles Schuldanerkenntnis, das am 30. Januar 2008 von beiden Seiten unterzeichnet wurde. Darin verpflichtete sich der deutsche Unternehmer, die Summe von 176.500 Euro in monatlichen Raten von jeweils 17.944,44 Euro an Aspanob zu überweisen.

Tatsächlich wurden von Januar bis Anfang Mai nach Angaben von Aspanob insgesamt rund 69.000 Euro von Stoltze gezahlt. „Im Juni erhielten wir dann einen weiteren ungedeckten Scheck über 18.000 Euro ", sagt Coll. Daraufhin zur Rede gestellt, habe ihm der Deutsche erneut Zahlungsversprechungen gemacht, sie aber im Laufe der folgenden Wochen und Monate nicht eingehalten. „Es blieb mir am Ende gar nichts anderes übrig, als Stoltze wegen Nichteinhaltung des Schuld-anerkenntnisses anzuzeigen."

Quittungen nicht ausgestellt?

Stoltzes Anwalt Matthias Jahnel sieht das anders. „Mein Mandat hat die Zahlungen nur deshalb eingestellt, weil Aspanob ihm trotz wiederholter Aufforderung keine Spendenquittung für die jeweils überwiesenen Beträge ausgestellt hat", so Jahnel. Dass es überhaupt dazu kam, dass Stoltze ein Schuldanerkenntnis unterzeichnete, sei im Grunde genommen dem ehemaligen Geschäftsführers der Stiftung „Juega para ellos", M.S., zuzuschreiben. „Der hat damals einen Scheck ausgestellt, obwohl er wusste, dass das Konto der Stiftung nicht ausreichend gedeckt war."

Doch mit welchem Geld wurden dann die anderen vier Wohltätigkeitsorganisationen „Millenium Promise" (USA), „Spreadthenet" (Kanada), „Keep a Child Alive" (USA) und „The Hawn Foundation" (USA) bezahlt? „Das bei dem Event eingesammelte Geld hat längst nicht gereicht", sagt Constantin Dietrich. „Wir Gründer haben den Löwenanteil der Spenden aus eigener Tasche gezahlt." Stoltzes Part sei dabei die Zahlung an Aspanob gewesen.

Dass es dabei jetzt zum Eklat gekommen sei, hält Dietrich für ein Missverständnis. Stoltze wolle sich bestimmt nicht um die Zahlung drücken. „Das Charity-Event ist vollkommen sauber über die Bühne gegangen, da wurde kein Geld unterschlagen, wir müssen uns nichts vorwerfen." Eine Neuauflage von „Playing for Good" in Palma, wie anfangs geplant, hält Dietrich vorerst für ausgeschlossen. „Meine Erwartungen bezüglich der Spendenbereitschaft sind nicht erfüllt worden. Manche Dinge funktionieren eben anders, als man sie sich vorgestellt hat." Und bei der derzeitigen wirtschaftlichen Lage seien derlei Veranstaltungen ohnehin nicht durchführbar.

Wie der Rechtsstreit zwischen Aspanob und Stoltze ausgehen wird, ist vorerst ungewiss. „Mein Mandant wird nicht darum herum kommen, das ausstehende Geld zu zahlen. Schließlich hat er das Schuldanerkenntnis unterschrieben", sagt Anwalt Jahnel. Voraussetzung dafür sei jedoch die Ausstellung der Spendenquittungen. Die liegen nach Aussage von Jaime Coll im Aspanob-Büro zur Abholung „längst" bereit.

Wo ist der Geschäftsführer?

Doch es gibt noch andere Fragen im Zusammenhang mit der Veranstaltung „Playing for Good", die auf eine Antwort warten. So ist weiterhin unklar, warum der einstige Geschäftsführer der Stiftung, M.S., der sich nach seiner Kündigung von der Insel verabschiedete, den ungedeckten Scheck im Dezember 2007 überhaupt ausstellte. Und von wem stammte der zweite Scheck, der im Juni dieses Jahres platzte?

Auch im Luxushotel Dorint in Camp de Mar sorgt das Benefiz-Event für Ärger. Unterstützt hatten „Playing for Good" neben Golf-de-Andratx-Direktor Stefan Blöcher auch der damalige Direktor des Hotels, Angelo A. Mezzadonna, der im Sommer dieses Jahres seinen Hut nehmen musste. In der Dorint-Unternehmenszentrale in Köln will man sich nicht dazu äußern, ob noch Rechnungen von „Playing for Good" ausstehen. „Das ist ein schwebendes Verfahren", so ein Sprecher.

Auch im Pueblo Español, wo Paris Hilton und „Desperate-Housewives"-Star Eva Longoria noch vor rund einem Jahr unter dem Blitzlichtgewitter der Fotografen lächelten, haben die Veranstalter des Events noch offene Rechnungen - über allerdings vergleichsweise geringe Beträge.

(aus der MZ-Ausgabe vom 25.9.2008)