Von Thomas Zapp

Einen Verein ohne Satzung und Mitgliederversammlung will er gründen. „Drei Regeln reichen: einmal pro Woche eine halbe Stunde mit einem Sack Müll einsammeln, dreimal am Tag ein weggeworfenes Stück Plastik in den Mülleimer werfen und zum Einkaufen einen Korb nehmen." Anstatt sich die Packung Kaugummi noch mal in eine Plastiktüte stecken zu lassen, wie er hinzufügt. Kontakt können Interessenten per E-Mail aufnehmen (siehe unten).

Bis hierhin wäre die Geschichte eigentlich schon erzählt: Ein deutscher Idealist will auf Mallorca Müll aufsammeln. Doch der 57-Jährige, der da durch den Regen stapft, hat nur wenig mit einem schrulligen und realitätsfremden Aussteiger gemein. Wie man ein Projekt aufzieht und Ziele erreicht, weiß er bestens. Michael Horbach ist mehrfacher Selfmade-Millionär und hat seine Schäfchen längst im Trockenen. Im Jahr 2000 hat er den von ihm gegründeten Finanzdienstleister Horbach an den Branchenriesen AWD verkauft, für umgerechnet 40 Millionen Euro. „Ein Teil ist für Beteiligungen meiner Mitarbeiter draufgegangen, aber der Rest reicht für ein sorgenfreies Leben", sagt der Finanzprofi. Dafür hat er hart gearbeitet, im Schnitt zwölf Stunden am Tag. „Ich war ein Workaholic, habe gearbeitet wie ein Tier - und hatte Spaß daran", erzählt er. Pro Jahr schaffte sein Unternehmen 30 Prozent Umsatzsteigerung. „Das ist mir irgendwann über den Kopf gewachsen, ich bekam es mit der Angst zu tun", sagt er. Mit 50 wollte er aussteigen. Und hat es gemacht.

Größtes Übel Neoliberalismus

Jetzt hat Michael Horbach Zeit und genug Geld, um damit Gutes zu tun. Er hat die Michael-Horbach-Stiftung ins Leben gerufen, unterstützt mittellose Familien in Marokko, im Iran, in Afghanistan oder in Äthiopien, bedürftige Familien in Deutschland, fördert aber auch Künstler oder Fotografen, etwa mit dem alle zwei Jahre vergebenen Fotopreis, dotiert mit 10.000 Euro. Die von Schauspieler Karl Heinz Böhm ins Leben gerufene Hilfsorganisation „Menschen für Menschen" hat Horbach mit insgesamt einer Million Euro unterstützt. Auch die „Global Marshall Plan Initiative", die sich für eine gerechte Globalisierung einsetzt, wird von ihm gefördert. Der ehemalige Finanzoptimierer hat überraschende Einsichten gewonnen: „Der Neoliberalismus, die bedingungslose Gewinnmaximierung ist das größte Übel", sagt er. Man dürfe dem Markt nicht alle gesellschaflichen Aufgaben überlasen. „Warum gibt es immer noch billige Kinderarbeit? Warum werden die Eltern nicht anständig bezahlt? Warum werden europäische Früchte billig in Afrika verkauft? So etwas macht mich

wütend."

Horbach will von seinem geschäftlichen Erfolg möglichst vielen Menschen, die es nicht geschafft haben, etwas zurückgeben. „Das ist purer Egoismus, denn dadurch fühle ich mich besser", sagt der lebhafte Rheinländer. Dabei unterscheidet er nicht zwischen prestigeträchtigen und unspektakulären Projekten. Mal kann es die Stiftung des Schauspielers Böhm sein, mal ein Tangofestival in Horbachs Gemeinde. Oder eben eine unspektakuläre Müllsammelaktion auf Horbachs zweitem Wohnsitz Mallorca: „Wenn ich Jugendliche sehe, die Chipstüten auf den Boden schmeißen, gehe ich hin und hebe sie auf. Aber so, dass sie es sehen."

Kontakt für Idealisten:

michael.horbach@gmx.de. Weitere Infos: www.michael-horbach-stiftung.de In der Druckausgabe lesen Sie außerdem:

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