In Palma fühlt sich Carolin Reiber wie zu Hause. Bereits seit 1959, als sie die Insel erstmals mit ihren Eltern und ihren Großeltern besuchte, kommt die Fernsehmoderatorin immer wieder nach Mallorca. Sei es, um Urlaub zu machen oder um wie diesmal zu arbeiten. Zurzeit bereitet sie mit ihrem Team im Castillo Hotel Son Vida eine musikalische Unterhaltungssendung vor. Als Jugendliche besuchte sie acht Monate lang eine Klosterschule in Barcelona. Spanisch spricht sie fließend.

Frau Reiber, eigentlich kennt man Sie nur im Dirndl.

Ich habe schon mit drei Jahren mein erstes Dirndl angezogen. Damit bin einfach groß geworden.

Glauben Sie, die Volksmusik hat weiterhin Bestand?

Aber natürlich. Das bestätigen auch die Umfragen, wonach 42 Prozent der Deutschen sie mögen. Wir haben mit der Volksmusik immer noch mit die höchsten Einschaltquoten.

Viele Menschen hören sie, geben es aber nicht zu.

Das stimmt nicht, da muss ich Ihnen widersprechen. Vor allem in den neuen Bundesländern lieben die Menschen ihr Rennsteig-Lied so wie wir Alpenländler unseren Erherzog-Johann-Jodler mögen. Im Norden ist man vielleicht ein wenig zurückhaltender als in der Alpenregion. Aber dort hat man Speelwark und Godewind und es geht bis nach Südtirol zu den Kastelruther Spatzen, den vielfachen Echo-Gewinnern.

Legen Sie zu Hause oder im Auto auch Volksmusik ein?

Ich höre alles von Klassik bis Jazz und habe auch ein Opern- abonnement. Aber es gibt so viele traditionelle Festlichkeiten bei uns. Da ist einfach Volksmusik angesagt. Die Volksmusik, instrumental oder vokal, ist ein wunderschönes Element in meinem Leben. Da geht mir das Herz auf.

Haben Sie diese Liebe auch auf Ihre Kinder übertragen können?

Natürlich, die sind auch damit aufgewachsen. In den Jugendjahren haben sie andere Sachen gehört. Aber mit 18 bin ich auch nicht gerade auf Zither und Hackbrett abgefahren.

Braucht man in der heilen Welt der Volksmusik eigentlich einen Lebenslauf wie den Ihren: langjährig und glücklich verheiratet, zweifache Mutter und dazu immer fröhlich?

Ich kann nicht von der großen Liebe, von der Natur und der Gemeinschaft sprechen und zu Hause in einem Chaos sitzen. Aber das betrifft ja nicht nur die Volksmusiker, sondern auch die Politiker. Ich glaube, jeder Mensch darf Probleme haben. Das ist verständlich und menschlich. Es kommt darauf an, wie man sie löst: skandalös oder ruhig. Man sollte niemals über Dinge reden, die man nicht selbst lebt. Wichtig sind mir Glaubwürdigkeit und Authentizität.

Sie haben einen besonderen Bezug zu Mallorca.

Ich liebe Spanien, die Sprache, die Mentalität und natürlich auch dieses Hotel hier.

Wie hat sich Mallorca im Laufe der Jahre verändert ?

Die Insel war früher vielleicht gemütlicher. Auch vermisse ich das ein oder andere Lokal. Das Café Formentor gibt es leider nicht mehr und auch das Restaurant Penélope ist geschlossen. Das ist schade, wenn so liebgewonnene und mit Erinnerungen verbundene Lokale wie das Casa Eduardo im Hafen sich dem Wandel der Zeit beugen und jetzt schick, aber eben modern sind.

Haben Sie nicht schon mit Ihren Eltern im Schlosshotel gewohnt?

Nein, aber ich erinnere mich, dass ich mit meinen Eltern hierher zum Kaffee oder zum Tee kam. Es war etwas ganz Besonderes, es war die Zeit, als Grace Kelly und Fürst Rainier hier abstiegen. Kurz nach meiner Heirat hat mich mein Mann erstmals hierhin eingeladen. Er sagte: ‚So, jetzt wohnen wir auch einmal im Castillo.‘ Im Castillo Son Vida ist im Übrigen die Sendung ‚Tele-As‘ sendereif gemacht worden mit Frank Elstner als Produzent. Wir haben zwei Tage lang hart gearbeitet. Die Sendung war sehr erfolgreich. Arbeiten auf Mallorca ist für mich wie Urlaub.

Warum sieht man Sie kaum in TV-Talkshows?

Ich finde es für mich nicht so wichtig. Zuletzt war ich bei Frank Elstner bei ,Menschen der Woche‘. Er ist ein fairer Moderator.

Frank Elstner hat auch ein Haus auf Mallorca. Gibt es so etwas wie eine Mallorca-Connection?

Frank Elstner ist ein wunderbarer, verlässlicher Freund. Wenn ich seinen Rat befolgte, hat sich das immer bewährt. Das gleiche würde ich auch über Thomas Gottschalk sagen. Überhaupt gibt es in unserer Branche einen unglaublichen Zusammenhalt.

Hat Gottschalk die deutsche Fernsehwelt verändert?

Auf jeden Fall. Durch seine eigene Form des Entertainment hat sich die Art des Moderierens verändert. Sie ist lockerer geworden. Er hat eine liebenswürdige Weise, kleine Fehler auszubügeln. Ich erinnere mich, dass ich Anfang der 80er Jahre zur besten Sendezeit eine Eurovisions-Sendung moderierte und mich beim Radetzky-Marsch in der Jahreszahl irrte. Fehler waren für den Moderator damals noch unverzeihlich. Ich bin noch von der alten Schule und brauche auch keinen Teleprompter, also einen Bildschirm, von dem ich meine Texte ablese.

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