Kristina Bach steht auf der Terrasse ihrer Ferienwohnung und blickt auf die Terrassen von Banyalbufar und das Meer. „Hier zu sein und einfach einmal runterzukommen, ist für mich ein absoluter Luxus", sagt die Schlagersängerin. Bach ist nicht nur Sängerin, sie produziert auch für andere Stars. Seit einiger Zeit besitzt sie bei Koch Universal ihr eigens Label namens Bach Music Group (BMG). Einmal im Jahr gönnt sich die gebürtige Rheinländerin, die mit ihrem Lebensgefährten Peter Lichtsteiner in der Schweiz lebt, einen Aufenthalt auf der Insel. Mallorca, sagt sie sei eine Konstante in ihrem Leben. „Ich brauche die Insel, um dem Alltagsstress entfliehen zu können." Im September kommt sie vor allem, „weil ich hier den Sommer verlängern kann".

Gerade hat sie die Abschieds-CD ihrer Kollegin Michelle fertiggestellt, die nach einer Reihe von privaten Schicksalsschlägen ihre Karriere beenden möchte. Kristina Bach hat die Stücke nicht nur geschrieben, sondern auch produziert. Zu Michelle hat Bach eine besondere Beziehung. Schließlich war sie es, die das Gesangstalent ihrer Kollegin einst entdeckte und förderte. „Ich war bei ihr am Anfang und am Ende ihrer Karriere", sagt die 47-Jährige. Mit dem Stück „Goodbye Michelle" wird diese am 18. Oktober beim „Herbstfest der Volksmusik" in der ARD auftreten.

Die Plätze in einem der letzten TV-Formate, in dem Schlagermusik noch gespielt wird, sind rar und hart umkämpft. Kristina Bach hat es wieder einmal geschafft, mit Michelle einen ihrer Schützlinge zu platzieren. Mit ehrlicher und guter Arbeit, wie sie hinzufügt. Denn das Musik­geschäft sei knallhart. Es sei eine Welt voller Intrigen, in der sich nicht immer die Qualität durchsetze, sondern derjenige mit den besseren ­Beziehungen, und es wimmele in ihr von windigen Typen. Dass sie sich in der reinen Männerdomäne ein eigenes Label aufgebaut hat, erfüllt sie mit Stolz. Freundschaften gebe es nicht, sondern Seilschaften. Auch mit Michelle verbinde sie eine rein berufliche Beziehung. „Ich sehe mich als Wegbegleiterin, mehr nicht". Sie verhalf auch Kolleginnen wie Jeanette Biedermann und Helene Fischer zu ihrer Karriere. Mit Drafi Deutscher landete sie einst mit dem Duett „Gib nie auf" einen Hit. Der mittlerweile verstorbene Deutscher sei als Künstler genial gewesen, als Mensch sei er verzweifelt und wohl auch deshalb den Drogen verfallen. „Es ist schade, er ist viel zu früh von uns gegangen."

Kristina Bach, die mit bürgerlichem Namen Kerstin Bräuer heißt, startete früh ins Show- und Musikbusiness. Schon mit 13 Jahren gewann sie einen Nachwuchswettbewerb. Später stellte sie auch ihr schauspielerisches Talent unter Beweis, spielte einmal die ­Rolle der Rosa Fröhlich in Heinrich Manns „Professor Unrat". Nach dem Abitur nahm sie Gesangs- und Tanzunterricht, lernte Klavier und Gitarre. Alles war auf die Musik ausgerichtet. „Ich hatte nie einen Plan B", sagt sie. Mit Stücken wie „Erst ein Cappu­ccino" schaffte sie in den 90ern den Durchbruch. Das Wort hat für sie eine besondere Bedeutung. Es klingt gut und spiegelt eine Lebensart wider, sagt sie. Und nicht zufällig hat sie einer jungen Männerformation, die sie gerade produziert, diesen Namen gegeben. Die „Cappuccinos" sind auch am Mittwoch (30.9.) mit ihr an Bord des Tui-Kreuzfahrtriesen „Mein Schiff" gegangen. Kristina Bach und ihre Schützlinge sind die Gaststars im Programm. Zehn Tage werden sie mit dem Schiff unterwegs sein. Schlagerstar zu sein, bedeutet, ein Leben aus dem Koffer zu führen. Freunde und Familie seien in den vergangenen Jahren viel zu kurz bekommen. Doch wer erfolgreich sein wolle, müsse mit der Karawane mitziehen, sagt sie. Einfach war der Aufstieg nicht. Heute hätten es die Nachwuchsstars durch die Vielzahl von Casting-Shows wesentlich einfacher, entdeckt zu werden, findet sie.

Dann blickt sie wieder aufs Meer. Hat sie ihre Liebe zur Insel jemals in einen ihrer Texte einfließen lassen? „Nein." Die meisten Anregungen hole sie sich aus Frauenzeitschriften, sagt sie und lacht. Auf Mallorca vertieft sie sich in Literatur über die chinesische Kulturrevolution. Eine ganz andere Facette von Kristina Bach. Besonders mag sie die Romane der Nobelpreisträgerin Pearl S. Buck. „Vielleicht, weil sie eine starke Frau war."

In der Printausgabe lesen Sie außerdem

- Intrigen, Seilschaften, Cappuccino

- Oktoberfest in Peguera

- Rückblick: über 2.000 Besucher bei Maffay

- Carlos Moyà: Das Liebesleben mit dem Tennisstar