Santa Ponça ist an manchen Stellen durchaus noch in spanischer Hand, auch rund um das von mehreren deutschen TV-Sendungen gezielt bekannt gemachte Café des deutschen Starlets Daniela Katzenberger: Ein Spielplatz, Familienväter, die zusammen mit ihren Kindern von Balkons gucken, Hausfrauen mit Einkaufstüten. Alles voll normal!

Wie ein direkt aus einer anderen Welt reingebeamter Fremdpartikel wirkt das Lokal innerhalb dieser mallorquinischen Betulichkeit bei der Wiedereröffnung anlässlich der kommenden Hochsaison am Freitag (29.4.), was bei den einheimischen Nachbarn denn auch für Verwunderung sorgt: Zwei ältere spanische Frauen schauen sich scheu aus der Ferne den offensichtlich ausschließlich aus Deutschen bestehenden Menschenauflauf an, in welchen sich neben Normalos auch tätowierte Beachboys, wasserstoffblonde Katzenberger-Look-A-Likes und mürrische Türstehertypen gemischt haben, die sich im Blitzlichtgewitter der Fotografen spreizen und sonnen, als wären sie selbst prominent.

Einige Mercedes-Cabrios mit deutschen Kennzeichen schleichen betont langsam vorüber. Debe ser una persona muy famosa - "Das muss eine sehr berühmte Person sein", haucht eine der Frauen. Geräuschlos verschwinden sie. Perplex blicken einige andere einheimische Nachbarn auf das Spektakel, bei welchem mehrere TV-Teams mit aufgetakelten Moderatorinnen sogar so weit gehen, sich von mitgebrachten Fotografen selbst ablichten zu lassen. Auch einige deutsche Normalos nehmen den inszenierten Hype eher fassungslos zur Kenntnis. "Was ist denn hier los?", fragt ein Junge.

Als Daniela Katzenberger betont langsam und kerzengerade im roten Kleid auf die Straße stolziert, gehen "Ahs" und "Ohs" durch die Menge. Fotografierende Schaulustige weichen scheu und fast erschrocken zurück. "Boah, habt Ihr die Katze gesehen?", stößt ein kurzhaariger junger Mann mit schwarzem Pullover hervor. Er wirkt erlöst. Eine Frau fragt wie vom Donner gerührt mit Blick auf eines der TV-Teams: "Wisst Ihr, wann das ausgestrahlt wird?" Völlig befremdet blicken einige spanische Autofahrer auf die minutenlang stolzierende, scheu und unschuldig dreinblickende und fein zurecht gemachte "Celebrity" aus Deutschland.

Auf dem Mini-Jahrmarkt der Eitelkeiten vor dem eher unscheinbaren Café wird ein Stück gespielt, das nicht neu ist: Vom Fernsehen bekannt gemachte Figuren werden durch ihre scheinbare Bedeutung für einige Menschen so interessant, dass sie diese problemlos in den Bann schlagen. Das ist schon unzählige Male passiert. Hier wirkt das alles allerdings besonders grotesk, weil die Umgebung so beschaulich und zum Teil sogar leicht versifft ist: Hinterm Keyboard wächst Unkraut aus dem Teer, über dem Lokal steht die Wohnung aus unerfindlichen Gründen zum Verkauf, der Spielplatz gegenüber ist so einfach, dass er auch in einem schlechteren Stadtteil von Palma stehen könnte.

Betritt man das Café selbst, befindet man sich in Sekundenschnelle in der reingebeamten Separatwelt. Hier im Allerheiligsten, neben den Klos, den eingerahmten "Katzen"-Fotos und der Pappfigur mit dem Star ist Deutschland.

Doch draußen fährt plötzlich langsam ein Auto der "Policía Local" vorbei. Willkommen in der spanischen Wirklichkeit!