Ein Mallorquiner und seine Tochter haben sich 48 Jahre nach deren Geburt zum ersten Mal wieder getroffen. Die erste Zusammenkunft ergab sich in einer Apotheke, wo eine DNA-Analyse Klarheit verschaffen sollte. "Ich erkannte meine Tochter sofort, wird hätten gar keinen Test gebraucht", berichtet der Vater dem "Diario de Mallorca". Einen Monat später belegten die Testergebnisse den Verdacht: Antònia Morro war kurz nach ihrer Geburt in Adoption gegeben worden, während die Eltern glauben sollten, dass sie gestorben war.

Der organisierte Kindesraub ist eines der Verbrechen des Franco-Regimes in Spanien (1939-1975), die bis vor kurzem fast unbekannt waren und erst jetzt allmählich aufgedeckt werden. Es soll zehntausende Fälle gegeben haben, in denen Babys den republikanischen Eltern direkt nach der Geburt weggenommen und an regimetreue kinderlose Paare gegeben wurden. Nach Ende der Franco-Zeit wurde der ursprünglich politisch motivierte Kinderraub zum lukrativen Geschäft für Ärzte, Hebammen und Beamte - noch bis in die 90er Jahre.

Wie sich im Fall der Mallorquinerin Antònia Morro herausstellte, hatte sie ihren Geburtstag alljährlich zwei Tage zu früh gefeiert. Geboren wurde sie am 30. August 1963 im Hospital General. ihre Mutter starb drei Tage nach ihrer Geburt. Nicht nur ihren Vater, auch eine Schwester sowie Tanten und Onkel lernt sie nun erstmals kennen.

Die Zusammenführung der Familie wurde möglich, nachdem zwei Mitarbeiterinnen des Inselrats auf Mallorca Recherchen angestellt hatten. Sie waren auf die Patientenakte aufmerksam geworden und kontaktierten daraufhin die vier Jahre zuvor geborene mutmaßliche Schwester. Die Nonnen hatten offenbar die Adoption beschlossen, weil die Eltern nicht verheiratet waren. Den Adoptiveltern war erzählt worden, dass es sich um das Kind einer Prostituierten handelte, die es nicht aufziehen wolle. Die Tochter hofft nun, dass ihr Fall dazu beiträgt, weitere Schicksale auf Mallorca aufzuklären.