Dass der „König von Mallorca" in Santa Ponça sein Ort ist, gibt Jürgen Drews stolz zu erkennen: „Costa, wie geht es dir?", ruft das Schlager-Urgestein kumpelhaft und betont laut in das überschaubare Lokal mit den vielen Fotos aus seinem Leben. Dann bewegt er sich mit raumgreifenden Schritten auf ihn zu, und Costa Cordalis, das andere Schlager-Urgestein, signalisiert nickend sein Wohlbefinden.

Die Sänger sind hier, weil sie der Welt kundtun wollen, dass sie in der Wintersaison mal wieder das Party-Dorado der Alpen schlechthin heimsuchen wollen, den Ski-Ort Ischgl in Österreich. Um dort das tanzende Fun-Volk in Ekstase zu versetzen, möchte Cordalis mal wieder seinen Song „Hüttenhammer" darbieten.

Draußen ist es über 20 Grad warm, drinnen steht ein mit einem an Schnee erinnernden weißen Pulver bedeckter Weihnachtsbaum nebst Skiern. Große Wattebäusche, die ebenfalls Schnee symbolisieren sollen, wurden unter die Decke gehängt. Vor der Winterkulisse huscht eine Kellnerin in schwarzen kurzen Hosen zwischen den Tischen herum. Ihr Po wackelt vernehmlich.

„Das mit den Skiern im warmen Mallorca ist ein bewusst ausgedachter Spaß", sagt Jürgen Drews, zaubert in Sekundenschnelle sein den Deutschen seit einer gefühlten Ewigkeit wohlbekanntes breites Lachen ins Gesicht und löffelt Suppe. Bewusst nebenbei fügt er hinzu, nicht übel Lust darauf zu haben, bald eine Tournee mit einer großen Band machen zu wollen. Er lässt auch kurz seinen Song „Wenn die Wunderkerzen brennen" anspielen. Dann sagt er noch, dass seine Tochter Joelina („Ich kümmere mich jetzt hauptsächlich um sie") wahnsinnig gut singen könne und in Los Angeles (er spricht es gekonnt amerikanisch aus) schon eine richtig große Nummer sei. Unter einer Jacke trägt der 66-Jährige ein weißes Unterhemd. Costa Cordalis (67/„Anita" ) nickt. Er hat metallicfarbene Stiefeletten an. Er ist umgänglich, nett und begrüßt seine meist angejahrten Fans mit Handschlag.

Drews schaut in die Runde und erblickt zwei junge deutschsprachige Frauen, die verstohlen in seine Richtung blicken. „Sind die Mädels dahinten freiwillig gekommen?", fragt er ins Leere. Plötzlich ist da wieder der wohlbekannte blitzende Blick des Frauen-Betörers. Des Schwerenöters, der gern ein Schwerenöter ist. Er bittet die Mädels zum Tanz. Ein Hauch von Glückseligkeit ist in ihren Augen zu erkennen. Drews und Cordalis tänzeln einige Minuten vor den Kameras eines RTL-Teams zu den Rhythmen des „Hüttenhammers".

Der Mann, an dem seit „Ein Bett im Kornfeld" (1976) kein Weg vorbeiführt, setzt sich nach der Tanzeinlage wieder an einen Tisch. Ihn gelüstet es nach Kuchen. Dann erblickt er ein Paar nebst hübscher Tochter. Die Gäste blicken verschüchtert zu ihm. Die Frau ist sichtlich aufgeregt, hat sich perfekt zurechtgemacht. Maurice Gritzmacher, Manager des Lokals, raunt, dass diese Leute extra aus der Schweiz angereist seien, um des schon fast zum Mythos gewordenen Sängers ansichtig zu werden. Drews nimmt Kontakt zu ihnen auf. Er sagt: „Ich sehe euch zum ersten Mal", und signalisiert damit: Ich bin der normale Star zum Anfassen. Ich bin fast wie ihr. Der Familienvater reicht Drews zum Dank eine Art Hawaii-Hemd, Drews streift es sich über. Auch der Familienvater hat ein weißes Unterhemd an.

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