Mit Juan Ramón Chacha Theler ist am Dienstag (15.11.) eine der schillerndsten Figuren der Inselszene aus dem Leben geschieden. Der in Argentinien geborene Schweizer – daher die spanischen Vornamen – und Angehörige einer millionenschweren Unternehmerfamilie (Schweizerische National-Versicherungs-Gesellschaft) erlag in einem Krankenhaus den Folgen eines Kopfschusses.

Wie es dazu gekommen war, darüber gehen die Vermutungen auseinander. Ort der Tragödie war La Reserva Rotana, ein 200 Hektar großes Anwesen in der Gemeinde Manacor, wo Theler in nahezu 40-jähriger Arbeit ein kleines Paradies aus Luxusvillen, Luxushotel (Agroturismo La Reserva Rotana) und privatem Golfplatz geschaffen hatte. Unbestätigten Berichten zufolge ereignete sich das Unglück unmittelbar nach einer Mitarbeiterbesprechung in dem Landhotel, das soeben die letzten Gäste beherbergt hatte und die Schließung für die Wintersaison vorbereitete. Ein Mitglied der Familie soll den Unternehmer mit einer schweren Kopfwunde vorgefunden haben.

Theler lebte noch und wurde lokalen Medien zufolge mit einer Ambulanz ins nur drei Kilometer entfernte Krankenhaus Manacor gebracht, wo sofort eine Notoperation durchgeführt wurde. Doch die Ärzte konnten nichts mehr für ihn tun. Weil die Polizei bislang keine Hinweise auf Fremdverschulden fand, macht die Theorie vom Selbstmord die Runde.

Dazu befragt, reagierten mehrere Personen aus Thelers Bekanntenkreis mit Unglauben. „Er war absolut cool, entspannt und fröhlich", erzählt etwa die Journalistin Renate Pentzien, die Theler noch am Donnerstag (10.11.) für die Buchserie „People Mallorca" interviewt hatte.

Fassungslos ist auch Max Bienert, bis vor einem Jahr Direktor des Luxus-Landhotels. Er traf Theler etwa zwei Wochen vor dem mutmaßlichen Freitod. „Er war gut aufgelegt und wirkte vital und topfit wie immer."

Der Journalist und Autor Axel Thorer berichtet hingegen, ­Theler habe bei ihrer letzten Begegnung im Sommer angeschlagen gewirkt und auch offen über eine schwere Erkrankung gesprochen. Darüber hinaus habe ihn der Selbstmord seines Freundes Gunter Sachs im Mai dieses Jahres beeindruckt. „Ein gekrümmter Finger ist doch eine gute Lösung," soll er gesagt haben.

An der Seite von Gunter Sachs gehörte Chacha (den Spitznamen erhielt er angeblich nach einem Sieg in einem Tanzwettbewerb) ab den 60er Jahren zur Crème des Jetset und durfte auch im exklusiven Cresta-Zirkel nicht fehlen: sportliche Playboys, die auf einem Mikro-Schlitten bäuchlings die Cresta-Bobbahn von Sankt Moritz bezwingen. In einer legendären Wette mit Sachs marschierte Theler 1965 die Bahn barfuß ab und konnte danach wegen Frostwunden tagelang nicht gehen.

Eine andere Leidenschaft, die er trotz seines Alters (die Angaben schwanken zwischen 79 und 86) bis vor etwa zwei Jahren betrieb, war die Großwildjagd in Afrika. Deshalb hängen im agroturismo auch präparierte Tierköpfe an den Wänden. Der Chef hatte sie selbst geschossen.

Im Gespräch mit Menschen, die ihn kannten, entsteht das Bild eines sympathischen Exzentrikers. „Er war einer der tollsten Männer, die ich je kennengelernt habe", sagt etwa Nessrin Gräfin zu Königseck, die in der Nähe des ­Theler-Hotels ein Haus besitzt. „Vollkommen unspießig, großzügig, hilfsbereit und ohne jegliche Allüren, die er sich aufgrund seiner finanziellen Situation ja hätte leisten können."

Auch Ex-Hoteldirektor Bienert, der Theler seit Jahrzehnten kannte und drei Jahre lang eng mit ihm zusammengearbeitet hat, kommt mit seinem Lob an kein Ende: „Chacha Theler war hemdsärmelig und kümmerte sich auf dem Landgut um jedes Detail. Er sammelte Kunst und Antiquitäten und stattete damit dieses herrliche Hotel aus, in dem kein Zimmer aussieht wie das andere."

Theler, der auch auf Ibiza ein großes Anwesen besaß, hinterlässt seine Gattin, die Adelige Loretta zu Sayn-Wittgenstein, mit der er zwei Kinder hatte. Noch im Juli 2008 organisierte Theler auf ­Mallorca die Hochzeit seines Sohnes Win­s­ton. Als Mitgift überreichte er den Eltern der Braut zwei lebende Ziegen. Ein typischer Gag der Marke Chacha Theler, wie ihn viele vermissen werden.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 17. November (Nummer 602) lesen Sie außerdem:

- Weltfernsehtag: Die TV-Gewohnheiten der Spanier

- Erstes Deutsches Hygienezertifikat für Hautzentrum in Bendinat

- Dreharbeiten zu "Cloud Atlas" und "Jappeloup" gehen weiter

Hier geht's zum E-Papier: epaper.mallorcazeitung.es.