Wenn der Verkehr auf Palmas Paseo Marítimo am westlichen Ende der Stadtautobahn ins Stocken gerät, ist meist eine der Superyachten schuld, die im Privat­hafen Club de Mar an- oder ablegt: Auch autofahrende Wassersport-Laien geraten ob der schieren Größe dieser Schiffe ins Staunen. So geschehen zuletzt am Dienstag (1.8.), als die futuristisch anmutende „A" des russischen Oligarchen Andrei Melnitschenko am Steg des Yachtclubs lag.

Dass Yachten wie die „A" überhaupt in Palma Station machen, ist den Gründern des Club de Mar zu verdanken. Als sie den eleganten Sporthafen vor vierzig Jahren ins Leben riefen, geschah das mit dem erklärten Ziel, die Yachtbesitzer von der Côte d´Azur nach Mallorca zu locken.

Der ehrgeizige Plan von Javier de la Rosa, Initiator und späterer Clubpräsident, ging auf. Zu verdanken war das auch der Unterstützung durch Don Juan de Borbón, dem Vater des heutigen spanischen Königs Juan Carlos. Das Oberhaupt der spanischen Monarchie trug den ­Titel Graf von Barcelona, seine Kontakte zu den Königshäusern Europas machten sich für den Club de Mar bezahlt.

Und so waren bald nicht nur die Könige und Königinnen von Belgien, Schweden oder Jorda­nien zu Gast, sondern auch andere Persönlichkeiten wie der Schah von Persien, Religionsführer Aga Khan oder der griechische Reeder Stavros Niarchos zu Gast. Als dessen „Atlantis" im März 1978 in Palma anlegte, galt sie als die längste Privatyacht der Welt.

Entsprechend aufmerksam verfolgte die internationale Klatschpresse das Geschehen - ein echter Imagegewinn für die Insel. Farah Diba im Club de Mar, im Gespräch mit dem arabischen Geschäftsmann und Waffenhändler Adnan Khashoggi und dem - mittlerweile zum König aufgestiegenen - Juan Carlos, das war Anfang der 80er kein ungewöhnliches Bild.

Auch der ehemalige US-Präsident George Bush schaute mal im Club de Mar vorbei: An Bord der „Michaela Rose" erholte er sich im August 1993 von seiner vierjährigen Präsidentschaft und schipperte mit König Juan Carlos auf dessen Yacht „Fortuna" in den Gewässern Dragoneras.

Auch Hollywood-Star Liz Taylor soll an Bord der „Kalizma" Gast des Clubs gewesen sein. Allerdings ließ sie sich nicht blicken, zumindest nicht vor den Linsen der Fotografen: Die mussten sich im Sommer 1974 mit einem Foto der Bootsbesatzung zufrieden geben. Für Diskretion im Umgang mit den berühmten Gästen ist der Club de Mar auch heute noch bekannt. Mittlerweile wird der Hafen von Borja de la Rosa, dem Sohn des Hafengründers, geleitet. Es gäbe Gäste, die nicht gerne im Blick der Öffentlichkeit stünden, erzählt er. Für die sei der Club die geeignetere Adresse als Puerto Portals oder Port Adriano. Dazu gehört zum Beispiel auch der Emir von Katar, dessen Yachten regelmäßig im Club anlegen - allein schon deshalb, weil er mit einem Anleger von bis zu 350 Metern über reichlich Platz verfügt.

Auch jenseits der Schiffe hat der Club de Mar einiges zu bieten: Lulinarisch lockt ein Bistro-Ableger des Inselklassikers „Bens d´Avall" und im Nachtclub „Marsalada" tanzt die Jeunesse Dorée die Nächte durch. Fast so wie damals.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 2. August (Nummer 639) lesen Sie außerdem:

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