Die für Freitag (28.9.) angesetzte Versteigerung der Villa von Boris Becker auf Mallorca ist in letzter Minute abgesagt worden. Die rund 350.000 Euro, die der Ex-Tennisprofi der Gartenbaufirma Jardins de Alfabia schuldete, sind gerade noch rechtzeitig eingetroffen. Das teilte am Freitagmorgen der Anwalt von Beckers Gläubigern, Carlos de la Mata, gegenüber der Mallorca Zeitung mit.

Doch es war knapp, um ein Haar wäre Beckers Luxuslandsitz bei Artà tatsächlich unter den Hammer gekommen: Wie Matas erklärte, sei das Geld zwar überwiesen worden, was ein Einzahlungsbeleg bestätigen sollte - doch die Summe kam nicht an. Beckers spanischem Anwalt Pedro Feliú zufolge lag das an einem Zahlendreher in der für die internationale Überweisung nötigen IBAN-Nummer. Das habe sich beim Überprüfen der Daten herausgestellt. Erst nach der Korrektur konnte die Überweisung getätigt werden.

Auf die Frage, warum man die Zahlung bis auf den letzten Drücker hinausgezögert habe, antwortet der Jurist Feliú nur: "Schlechte Angewohneit." Es sei bei Verfahren dieser Art üblich, die Frist bis auf die letzte Minute auszureizen - und am Ende sei ja alles gut gegangen.

Die Zwangsversteigerung war angeordnet worden, weil Becker eine Rechnung einer Gartenbaufirma trotz entsprechendem Gerichtsurteil nicht bezahlt hat. Diese beläuft sich auf 276.162 Euro, für Gerichtskosten und Zinsen kamen nun noch einmal rund 70.000 Euro hinzu. Dass Becker die Frist tatsächlich verstreichen lassen und so seine vom Gericht auf 8,5 Millionen Euro geschätzte Finca aufs Spiel setzen würde, hatte auf Mallorca nie jemand ernsthaft für möglich gehalten. Schließlich soll das mehr als 26 Hektar große Anwesen laut Angebot einer Immobilienfirma für 12,5 Millionen Euro den Besitzer wechseln.

Nach all dem Hickhack um seine mallorquinische Villa hat der Ex-Tennisprofi nun also scheinbar endgültig keine Lust mehr auf das von Anfang an durch Bauverstöße, Bußgelder und Gerichtsverfahren gestörte Inselidyll bei Artà. Aus Maklerkreisen ist zu vernehmen, dass inzwischen fünf Agenturen das Luxus-Objekt im Angebot haben. Das Anwesen stand allerdings bereits vor Jahren zum Verkauf, für 15 Millionen Euro - und wurde zum Ladenhüter.

Abgeschlossen ist das Kapitel "Son Coll" für Becker aber immer noch nicht. Weitere 430.000 Euro ist er der Baufirma Melchor Mascaró schuldig, wie sein Anwalt Pedro Feliú am Freitag (28.9.)noch einmal bestätigte. Dieses Geld sei noch nicht überwiesen, obwohl es zunächst hieß, die beiden Rechnungen sollen in einem Aufwasch beglichen werden. "Das soll nun bis Mitte Oktober passieren", sagt Feliú.

Doch nicht nur der Ex-Tennisstar hat Schulden: Weil der Inselrat ihm einst eine zu hohe Strafe wegen eines Schwarzbaus berechnet hatte, steht ihm nun eine Rückzahlung in Höhe von 20.000 Euro zu. Wann Becker dieses Geld bekommt, weiß auch sein Anwalt nicht. "Hier warten noch viele andere auf ihr Geld."