Rührig, warmherzig, selbstaufopfernd und kompetent: Mit diesen Worten beschreiben Freunde und Weggefährten den am Sonntag (16.12.) überraschend verstorbenen José Antonio Rodríguez. Sein Markenzeichen war das ständig klingelnde Handy: Bis zu 50 Anrufe von hilfsbedürftigen Deutschen erhielt Rodríguez pro Tag.

„Herr Rodríguez hat in so vielen Fällen getan, was nötig war, ohne das öffentlich zu machen", so Konsulin Regina Lochner über den Träger der Bundesverdienstmedaille. 1996 hatte der umtriebige Spanier den Deutschen Kultur- und Sozial­verein Calvià (DKSV) gegründet und seitdem mit Unterstützung zahlreicher Vereinsmitglieder über tausend Menschen beigestanden.

Übersetzungen, Behördengänge, Arztbesuche und selbst die Rückkehr nach Deutschland: Rodríguez machte es mit seinen Kontakten, Erfahrungen und viel persönlichem Einsatz möglich. Er verhalf nicht nur verarmten Rentnern zur Sozialhilfe, sondern kümmerte sich auch um junge Obdachlose, machte Krankenhausbesuche und packte überall dort an, wo Not am Mann war.

Die Wurzeln für sein Engagement liegen in seiner Lebensgeschichte: Rodríguez wurde im nordspanischen La Felguera in der Region Asturien geboren. Zwar ist in seinem Ausweis der 31. Januar 1938 als Geburtsdatum angegeben. Doch eigentlich war er schon zwei Jahre zuvor auf die Welt gekommen, erzählt seine Ehefrau Hannelore Döhring: „Als im Spanischen Bürgerkrieg alle Papiere der Familie verbrannten, hat ihn seine Oma bei den Behörden zwei Jahre jünger gemacht."

1957 kam Rodríguez zum Arbeiten nach Mallorca, war zunächst in einem metallverarbeitenden Betrieb und dann als Kellner in einem Hotel tätig. Vier Jahre später lernte er hier seine spätere Frau kennen. Hannelore Döhring hatte 1959 erstmals auf der Insel Urlaub gemacht. „Unsere Hotelwirtin sagte damals zu mir: ´Komm´ doch als Zimmermädchen zum Arbeiten wieder!´ 1961 war es so weit - in diesem Sommer lernte ich José kennen." Als Hannelore im Herbst wieder nach Hamburg zurückkehrte, kam José mit, ein halbes Jahr später wurde geheiratet. Die beiden bekamen zwei Töchter, die noch heute in Hamburg leben und mittlerweile selbst Kinder und Enkel haben.

Erst 30 Jahre später kehrte das Ehepaar nach Mallorca zurück. Rodríguez ging für ein paar Jahre in die Inselpolitik und war als Mitglied der konservativen Volkspartei (PP) für den Bürger­verein „Ciudadanos Europeos" in Calvià tätig. Doch bald stellte er fest, dass er als Kommunalpolitiker nur wenig helfen konnte, und engagierte sich fortan als mobiler Allround-Sozialhelfer.

Rudi Pollhammer, der dem DKSV in den vergangenen vier Jahren bis April 2012 als Präsident vorstand, erinnert sich an Erzählungen von Rodríguez: „Er hat in der langen Zeit in Hamburg viel Unterstützung von Behörden und Nachbarn erfahren. Als er dann wieder nach Mallorca kam, sagte er sich: ´Das möchte ich den Deutschen hier zurückgeben´."

Auch Pfarrer Klaus-Peter Weinhold bestätigt: „Er wusste, wie es ist, im Ausland zu leben, und wollte hier so helfen, wie ihm damals geholfen wurde. Meine Frau und ich haben ihn als engagierten, liebenswürdigen und unglaublich kompetenten Menschen sehr geschätzt." Für das deutsche Konsulat war Rodríguez lange Jahre als ehrenamtlicher Sozialarbeiter unterwegs. 2006 bekam er deshalb von der damaligen Konsulin Karin Köller die Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland überreicht.

„Ich werde immer den Hut vor dem ziehen, was er geleistet hat - es war zum Teil fast übermenschlich", so Pollhammer. Der Tod Rodríguez treffe ihn in doppelter Hinsicht: Er verliere nicht nur eine tragende Stütze des Vereins, sondern einen Freund und Wegbegleiter.

Auch Konsulin Regina Lochner würdigte die Arbeit Rodríguez´. „Er hat vielen Deutschen das Überleben auf der Insel ermöglicht. Zudem war er sehr findig, hat für verarmte Menschen Kranken- oder Rücktransporte nach Deutschland organisiert und die Menschen dabei oft begleitet. Er wird, wenn überhaupt, nur sehr schwer zu ersetzen sein."

Als 50-Jähriger hatte José Rodríguez knapp einen Herzinfarkt überlebt, war seitdem frühpen­sioniert. Seine Gesundheit habe er aber nie geschont, so Pollhammer: Auch wenn es ihm selbst nicht so gut ging, habe er anderen selbstaufopfernd geholfen. Am Mittwoch (19.12.) nahmen Freunde und Familie von José Antonio Rodríguez in Bon Sosec in Palma Abschied.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 20. Dezember (Nummer 659) lesen Sie außerdem:

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