„Leider erfahren die meisten Auswanderer oder Rückwanderer eher durch Zufall davon, dass es uns gibt", sagt Monika Schneid, Leiterin der Informationsstelle des Raphaels-Werks. „Oder sie erfahren überhaupt nicht von uns." Dabei ist das Raphaels-Werk im Prinzip die erste Anlaufstelle für Menschen, die überlegen, Deutschland den Rücken zu kehren oder aus dem Ausland wieder nach Deutschland zurückzukehren.

Das Raphaels-Werk arbeitet nach dem Motto „Dienst am Menschen unterwegs" und ist eine Einrichtung der Katholischen Kirche. Bereits seit 1871 steht es Menschen, die auswandern oder nach Deutschland zurückkehren, mit Rat und Tat zur Seite steht. Im Bundesgebiet gibt es 14 Beratungsstellen. Geholfen wird im persönlichen Gespräch, per E-Mail oder auch telefonisch - somit auch auf Mallorca oder im restlichen Spanien, mit die beliebtesten Ziele von Auswanderern.

Diese Tendenz hat sich auch in der Krise nicht verändert. „Wir waren selbst ein bisschen baff und dachten, Spanien erlebt jetzt einen Einbruch", berichtet Schneid. „Aber das ist nicht so." Das Land habe nach wie vor eine riesige Anziehungskraft, die schon seit jeher unabhängig von der wirtschaftlichen Lage bestehe. „Das hat für uns schon etwas Irrationales. Man kann es fast den ,Spanischen Traum´ nennen."

Dabei sind bekanntlich längst nicht alle Auswanderkarrieren von Erfolg gekrönt. Gerade auf Mallorca gibt es zahllose Beispiele von deutschen Glücksrittern, die nach ihrer Ankunft auf der Insel stranden, sich durchschlagen müssen und keine Möglichkeit haben, nach Deutschland zurückzukehren.

Schneid besuchte selbst vor einigen Jahren Mallorca und war verblüfft, welche Menschen sie hier antraf. „Da gab es diejenigen, die am Strand schliefen, weil sie kein Dach über dem Kopf hatten. Oder eine Familie, die in ihrem Auto lebte und die Kinder schon seit Wochen nicht mehr in die Schule geschickt hatte."

Mallorca sei eben eine klassische Nische für Menschen, die Hals über Kopf aus Deutschland weg wollen oder müssen und in ein anderes Land kommen, in dem sie nicht zwingend auf Sprachkenntnisse angewiesen zu sein glauben. „Es gibt neben Mallorca keinen anderen Ort auf der Welt, bei dem die Leute so schnell denken, hier könnte alles besser sein als in Deutschland."

Oft läuft es aber auf der Insel nicht nach Wunsch - und es wird über einen Rückzug nach Deutschland nachgedacht. Und hier drohen viele Stolperfallen: „Vor allem sollte man, wenn es nicht unbedingt sein muss, die Rückwanderung nicht im Hauruck-Verfahren über die Bühne bringen." Bis zu einem Jahr sollte man sich Zeit nehmen und alles genau planen, rät Schneid: Die Wahl des Wohnortes, die Suche eines Arbeitsplatzes, der Papierkram - all das brauche Zeit.

Anders sieht es bei Menschen aus, deren Geld nur noch für zwei bis drei Monate reiche. Sie sollten laut Schneid möglichst schnell nach Deutschland zurückkehren. „Denn deutsche Sozialhilfe steht nur demjenigen zu, der auch seinen Fuß auf deutschen Boden gesetzt hat."

Viel zu oft gingen Menschen zu naiv an ihre Auswanderung und dächten, der deutsche Staat kümmere sich schon um sie, wenn es ihnen im Ausland schlecht erginge. Dabei existiert nicht einmal ein Anrecht auf eine Heimholung nach Deutschland. Auch das Konsulat kann dann nichts mehr tun, sondern nur Verwandte oder Freunde kontaktieren, die die Kosten für den Flug übernehmen müssen. Es gebe zwar auch Kredite vom Staat, so Schneid - aber nur, wenn auch die Rückzahlung gesichert sei.

Der Hauptgrund dafür, dass Menschen aus Spanien wieder nach Deutschland zurückwollen, ist nach Erfahrung des Raphaels-Werks eine finanzielle Notlage. Immer wieder hört Schneid aber auch von Senioren, die zurückkehren, weil die gesundheitliche Absicherung in Deutschland besser sei. „Aber das sind wirklich Ausnahmen." Wer sich dann ans Raphaels-Werk wendet, bekommt einen „Lotsen" an die Hand. Der Berater klärt die Hilfesuchenden über alle anstehenden Transaktionen auf, von Behördengängen über Kontakte auf dem Wohnungsmarkt bis hin zu möglichen Arbeitgebern. „Das einzige, was wir nicht geben können, ist Geld", sagt Schneid.

Aber auch, wenn die Rahmenbedingungen schließlich abgesteckt sind und der Entschluss zur Rückkehr steht, ist es noch lange nicht geschafft. „Wenn ich vier oder fünf Jahre im Ausland war, dann hat sich vieles in Deutschland verändert", warnt Schneid. „Ich finde nicht mehr automatisch das Umfeld vor, das ich einige Jahre zuvor verlassen habe."

Die Umstellung ist vor allem dann groß, wenn jemand fern der alten und neuen Heimat einen Ausländer geheiratet hat und nach Deutschland zurückkehren möchte. Solange der Ehepartner EU-Bürger ist, gebe es wenig Komplikationen. Aber stammt der Partner aus einem sogenannten Drittstaat, liegt die Tücke im Detail. Auch hier hilft das Raphaels-Werk - damit es in Deutschland keine böse Überraschung gibt.

Das Raphaels-Werk gibt auch Menschen, die im Ausland studieren oder arbeiten wollen, Hilfestellung. Weitere Informationen unter:

www.raphaels-werk.de und www.bva.bund.de

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 14. März (Nummer 671) lesen Sie außerdem:

- Vier Exoten im 17. Bundesland: Wandergesellen auf Mallorca

- Die selfmade-Hoteliers: Zwei Deutsche machen Häuser wieder flott

Hier geht's zum E-Papier: epaper.mallorcazeitung.es.