Über der Plaza de Toros weht eine mallorquinische Fahne, die Feuerwehr von Palma de Mallorca darf bei einer Wette mitmachen, und beim Blick über den Rand der Arena sind ein paar Wohnblöcke zu sehen. Das war´s dann auch schon fast mit dem Inselbezug der Sendung - das Sommerspezial von „Wetten, dass..?" am Samstag (8.6.) war wieder ein Raumschiff, das auf Mallorca landete, zusammen mit rund 9.000 Zuschauern, die vor der Sendung in den umliegenden Bars des Wohnviertels für Umsatz, aber auch viel sprachliche Verwirrung gesorgt haben.

Moderator Markus Lanz ist unter schwierigen Voraussetzungen an den Start gegangen: Prominente Gäste wie Pamela Anderson oder die Jackson-Kinder sagten ab. Auch der Kartenverkauf lief nicht so toll wie früher - genügend Stoff für die immer beliebtere Sportart Wetten-dass-Bashing. Das ZDF-Flaggschiff habe seine besten Zeiten hinter sich, so die Lästerer.

Doch die Mallorca-Sendung war Beweis dafür, dass es letztendlich nicht auf die Prominenz der Gäste, sondern auf die Originalität der Wetten ankommt - der Essenz von „Wetten, dass..?" So war es dann auch Sebastian Mirz, der per Salto in Badehosen sprang, der die erste und einzige La-Ola-Welle in der Arena auslöste. Bademützen-Zielwerfen in der Kinder-Wette, Nüsseknacken mit dem Hintern, Freeclimbing an der Feuerwehrleiter, Bodybuilder, die mit ihren Beinen ein Auto stemmten und schoben - die Ideen boten diesmal besonders viel fürs Auge und waren in jedem Fall besser als die Gespräche auf der Couch. Tiefpunkt der Interviews: Der Duschkopf, den Stefan Raab erfunden hat. Seinen Worten "Das ist Werbung, keine Schleichwerbung", ist nichts hinzuzufügen.

Zugute kam der Show, dass die Macher hier und dort beim Konzept nachgebessert haben. Diesmal musste etwa Hollywoodstar Gerard Butler nicht stundenlang auf dem Sofa sitzen und Spielchen mitmachen wie vor kurzem Tom Hanks. Die Wettpaten kamen stattdessen wieder nach und nach dazu, die Show gewann an Tempo. Okay, dann bekam Butler doch noch Eiswürfel in die Hose und musste aus dem Erlkönig zitieren. Wer zum Fremdschämen neigt, darf hier nicht einschalten.

Die Frage nach dem Charisma von Lanz gerät immer mehr in den Hintergrund, je bunter die Gäste sind. Assistentin Cindy aus Marzahn stahl dem Moderator mit jeder Pointe die Show, und ihre Konstümierung als fliederfarbene andalusische Faralá lenkte auch die Blicke vom spektakulären Kleid, mit dem Michelle Hunziker ihre Schwangerschaft kaschierte. Wenn dann noch ein paar Komiker wie Raab oder Paul Panzer auf der Couch sitzen, ist der Abend schon halb gerettet. Lanz ist lockerer geworden, aber nach wie vor meilenweit von der witzigen Spontaneität seines Vorgängers Gottschalk entfernt.

Keine gute Figur machte er etwa bei den Regelunklarheiten beim Limbo-Tanzen in der Lanz-Wette: Er konnte die Arena kaum beruhigen, als die Zuschauer einer Kandidatin den Preis nicht gönnten - eine Reise nach Hawaii - und buhten sie sogar aus. Bei dieser Lanz-Wette trat auch der angekündigte Überraschungsgast in Erscheinung: Zuschauer "Howard aus München" entpuppte sich als Schlagersänger Howard Carpendale.

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Schade, dass die Show nicht ganz auf den Ballermann verzichtete. Zum Glück wurden die Schlagerbarden Jürgen Drews und Co. gleich zu Beginn abgehandelt - mit einem Playback-Medley, das zuvor so ähnlich schon bei der RTL-Chartshow auf Mallorca zu hören war - und durften auch nicht auf die Couch. Anders die Geissens: Das Millionärspaar aus der Trash-Reality-Show von RTL 2, das als Ersatz für Pamela Anderson eingeladen worden war, zeigte, wie sehr die öffentlich-rechtliche Unterhaltung von den Stars des Privatfernsehens unterwandert ist. Das verzeiht kein Fernsehkritiker.

Egal ob Party-Schlager, die Hofierung von Trash-Fernsehen oder pubertärer Humor - es waren die Wetten, die die Sendung retteten. Olly Murs und Mike Rosenberg kamen gut an, und zum Musical "We will rock you" gab's dann noch die obligatorischen pyrotechnischen Effekte. Eine Party ist zu Ende - nicht mehr und nicht weniger. Die Lästerrunde kann beginnen...