Da kam der Vize-Ministerpräsident aber ins Schwitzen: Zum offiziellen Set-Besuch bei den Dreharbeiten der deutschen Komödie „Da muss Mann durch" auf Mallorca war neben Pressevertretern auch Antonio Gómez, stellvertretender Regierungschef der Balearen, geladen. Und der durfte sich - nach einem kurzen Small-Talk-Geplänkel - vom verantwortlichen Produzenten Alexander Thies in fließendem Spanisch erst einmal klare Worte anhören: Man sei schon erschrocken, als Pedro Barbadillo, Geschäftsführer der Mallorca Film Commission (MFC), mitten in den Verhandlungen über die Dreharbeiten auf der Insel plötzlich von der Bildfläche verschwunden sei.

Thies, Geschäftsführer der deutschen Produktionsfirma NFP*, bezog sich mit seiner Kritik auf die Auflösung der MFC im vergangenen Jahr. „Fast wäre der Dreh auf Mallorca daran gescheitert", so Thies im Gespräch mit der MZ. Wenn der Mittelsmann ohne Ankündigung und nachvollziehbare Erklärung mitsamt der Institution für Filmförderung von der Bildfläche verschwindet, verstärke das nicht eben das Vertrauen in den Filmstandort Mallorca.

Doch dank persönlicher Beziehungen und einem ausgeprägten Spanien-Faible des Produzenten, der sieben Jahre in Madrid gelebt hat, kam der größte Dreh des ­mallorquinischen Filmsommers dann doch noch zustande. Denn am Ende ist es beim Film wie auch in der Politik: Es geht alles über Beziehungen.

Als Thies im vergangenen Jahr gegenüber seinem Bekannten Rolf Wappenschmitt erwähnte, dass er die Fortsetzung der erfolgreichen Kino-Komödie „Mann tut, was Mann kann" gerne in Italien oder irgendwo am Mittelmeer drehen würde, da reagierte der Chef der auf Mallorca angesiedelten Produktionsfirma „Sunny Side Up" sofort und lud ihn zu einem Vorgespräch auf die Insel ein. Thies war schnell von der Insel als Location überzeugt - und änderte seine Meinung auch nicht mehr, nachdem die ursprünglich ­zugesagten Fördergelder einfach ausblieben.

Der gescholtene Vizepräsident Gómez zeigte Verständnis für die klaren Worte Thies´ und stellte noch für September das neue Gesetz für Audiovisuelle Medien und somit auch die Gründung einer neuen Einrichtung zur Filmförderung in Aussicht. Thies rechnete dem Politiker sein Kommen hoch an: „Er wusste ja, was ihn hier erwartet." Trotzdem: „Aus ökonomischer Sicht gab es für uns nach der Absage der mallorquinischen Fördermittel eigentlich kein Grund mehr, hier zu drehen. Wären wir kein Familienbetrieb, sondern ein Konzern, dann wären wir nach Italien gegangen." Dort habe es nämlich sehr wohl finanzielle Anreize für den Dreh gegeben.

Rolf Wappenschmitt, der für die von Warner Bros. koproduzierte Komödie nicht nur Drehorte wie das Anwesen La Fortaleza auf der Halbinsel vor Port de Pollença vorschlug, sondern auch alle nötigen Genehmigungen einholte, hofft ebenfalls auf eine baldige Wiederbelebung der Filmförderung. Die kommt für die seit Ende Juni auf Mallorca gedrehte Komödie bisher ausschließlich aus Deutschland selbst: Neben der Mitteldeutschen Medienförderung, Nordmedia und der Film- und Medienstiftung NRW sowie dem deutschen Filmförderfonds ist das Medienboard Berlin-Brandenburg an der Finanzierung beteiligt. Dessen Geschäftsführerin Kirsten Niehuus verbringt ihren Urlaub gerade in Fornalutx und ließ sich den Setbesuch nicht entgehen. Das Medienboard stellt mit 450.000 Euro die höchste deutsche Förderbeteiligung: „Beim ersten Teil des Films hat sich das für uns sehr ­ausgezahlt, was man investiert, kommt vielfach wieder rein."

Dass allein die bis zu 80 Mitarbeiter umfassende Filmcrew auf der Insel auch reichlich Geld ausgibt, bestätigen die Stars des Films: Während Hauptdarsteller Möhring für den zwischenzeitlichen Besuch von Frau und Kindern eine Finca bei Sa Pobla mietete, quartierte Schauspielerin Jentsch Mann und Tochter in einem Hotel ein - von den vielen Restaurantbesuchen und den Ausgaben für die Miete von technischer Ausrüstung vor Ort ganz zu schweigen.

Die Gesamtkosten des Films, der laut Thies „in der Bundesliga der deutschen Kinobranche" angesiedelt sei, liegen bei etwa sechs Millionen Euro. „Rund vier Millionen kostet der Dreh auf der Insel", so Thies. Die restlichen zwei Millionen gehen für die Postproduktion und vor allem für die Promotion des Films vor Kinostart drauf.

Vielleicht könne man ja dann bei diesem Schritt auf finanzielle Beteiligung aus Mallorca hoffen, schließlich erfülle der Film doch alles, was sich die politisch Verantwortlichen wünschen: „Es ist eine charmante Komödie mit intelligentem Humor, kein Schenkelklopfer." Die Geschichte spiele auf dem mondänen Anwesen einer fiktiven Verlegerfamilie - der Besitz „La Fortaleza" sei dafür die ideale Kulisse und „zeigt eine Seite der Insel, die viele in Deutschland noch nicht kennen", so Alexander Thies. Allein das Medieninteresse, das der Film in Deutschland hervorrufe, sei eine hervorragende Mallorca-Werbung. Da könne die Regierung doch ruhig auch ein bisschen­ investieren.

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