Zwei Bistro-Tische, umgeben von einer Absperrung aus rotem Stoffband - und davor eine schier undurchdringliche Menschentraube, aus deren hinteren Reihen fast unisono die Frage „Ist er da?!" ertönt: Dass Peter Maffay am Donnerstag (10.10.) höchstpersönlich den Can Sureda-Shop in der Fußgängerzone von Palma eröffnet, hat sich unter seinen Fans in Windeseile herumgesprochen. Bewaffnet mit Handy- und anderen Kameras, warten sie sehnsüchtig darauf, einen Blick auf ihr Idol zu erhaschen.

Der aber unterhält im Innern des Ladens in der Carrer Sant Domingo 2 die eigens angereiste deutsche Journalisten­schar. „Wir hätten die Presse­konferenz auch in Deutschland machen können", sagt Laden­inhaberin Wicky Botzeck, „aber hier ist der Ursprung der Produkte." In dem unweit des Rathausplatzes gelegenen Laden können die auf Maffays Bio-Finca bei Pollença erzeugten Produkte erstanden werden. Und per Online-Shop werden diese bald auch direkt nach Deutschland verschickt. Botzecks Lebenspartner Robert Müller ist für den Online-Vertrieb von Feigenessig, Mandel­paste oder Tomatenkonfitüre zuständig. Zuvor betrieben die beiden an gleicher Stelle ein E-Plus-Geschäft.

Nicht alle im Laden in Palma erhältlichen Produkte kommen von der Finca, vieles wird auch von anderen Herstellern eingekauft. Allerdings nie ohne den Segen Maffays: „Ich bin ein alter Meckerarsch", grinst der Sänger auf Nachfrage, „und mische mich in alles ein, auch wenn ich nichts davon verstehe." Aber er habe eben einen „Normalo-Geschmack", und der sei ihm bei der Auswahl der Produkte durchaus behilflich. Dass Weine, Öle oder anderes nur „gecheckt" in den Laden kommen, ist ihm wichtig: „Schließlich trage ich da ja auch mein Gesicht zu Markte."

Dass er heute persönlich zur Eröffnung erschienen ist, soll den bereits seit dem Frühjahr geöffneten Laden „pushen". „Das Problem war bisher, dass die Leute den Markennamen „Can Sureda" nicht mit Peter Maffay in Verbindung gebracht haben", sagt Botzeck. Deswegen sollen die geladenen Journalisten jetzt mit eigenen Augen sehen, wo die Produkte angebaut werden - am Tag nach der Ladeneröffnung wird eine Führung über die Finca anstehen.

Und auch für die lukullische Glaubwürdigkeit ist gesorgt: Starkoch Alfons Schuhbeck wird für die deutsche Presse-Schar am Abend in Pollença noch eigens ein Mahl mit Can Sureda-Produkten zubereiten. Die verdienen schon wegen des Preises die Bezeichnung Delikatessen - aber schließlich geht ein jeweils unterschiedlicher Prozentsatz des Verkaufserlöses an ­Maffays Tabaluga-­Stiftung, die unter anderem auf Mallorca trauma­tisierten Kindern und Jugendlichen eine Auszeit ermöglicht.

Während Maffay den „interessanten Schritt von Rock´n´Roll zur Feinkost" und somit auch das Konzept seiner Finca erklärt, wird die Unruhe vor der Tür größer. „Gehen Sie doch mal aus dem Bild", ertönt es von hinten, und wo man mit Zurufen nicht weiterkommt, da wird hektisch durch die Scheibe gestikuliert. Als Maffay endlich nach draußen tritt, um symbolisch das rote Band des Ladens zu durchschneiden, da klicken die Kameras, was das Zeug hält. Zahlreiche Autogrammjäger kommen zum Zug, und für ein paar Wenige geht gar der Traum vom gemeinsamen Foto in Erfüllung. Dann verschwindet Maffay, verfolgt von Kamerateams, Richtung Rathausplatz. Dort knipsen ihn dann auch japanische

Urlauber - ob sie ihn erkennen oder wegen der Fernsehkameras einfach mal draufhalten, sei dahingestellt.

Manche erhaschen nur noch einen flüchtigen Blick von hinten. „Wer war das?", fragt eine etwa 40-jährige Touristin. Auf die Antwort der Redakteurin erwidert sie ein entgeistertes „Waaaaas?". Es ist ihr ganz deutlich anzusehen: Dass sie Maffay verpasst hat, verdirbt ihr gerade den Rest ihres Urlaubs.

Im E-Paper sowie in der Printausgabe vom 17. Oktober (Nummer 702) lesen Sie außerdem:

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