Es war einer der Aufreger zum vergangenen Saisonbeginn: Ballermann-Barde Peter Wackel bewarb seinen (nur ganz leicht) fäkalsprachigen Sommerhit für 2013 auf einer riesigen Werbetafel an der zur Playa de Palma führenden Hauptstraße. Und da selbst die Einheimischen mittlerweile wissen, was „Scheiss" bedeutet, und dieses auch noch in großen Lettern in Verbindung mit „Mallorca" zu lesen war, schlug die Empörung über die vermeintliche Verunglimpfung unserer schönen Gastgeber-Insel erstmal hohe Wellen.

Die Erklärung, dass der vollständige Titel „Scheiss´ drauf, Mallorca ist nur einmal im Jahr" lautete und somit die „Einmal im Jahr hauen wir so richtig auf die Pauke"-Attitüde des durchschnittlichen Ballermann-Besuchers recht originalgetreu wiedergab, half da irgendwie wenig. Das eingängige Schunkelliedchen mit einem Titel, der auch (oder gerade erst) ab 2,5 Promille so richtig schön mitgebrüllt werden konnte und dann auch noch ein - ho, ho! - „böses" Wort enthielt, entwickeltet sich tatsächlich zum Kracher der Saison.

Wackels einziges ­Problem: In öffentlich-rechtlichen Fernseh- und Radiosendern hatte er damit keine Chance - die sind in Sachen anstößige Begrifflichkeiten fast so empfindlich wie die Mallorquiner. Aber was tut man nicht alles fürs Geschäft: Um auch die Zuschauer des ZDF-Fernsehgartens in den Genuss seiner Sommer-Hymne kommen zu lassen, passte Wackel den Refrain kurzerhand an und sang senioren­freundlich „Pfeif drauf".

Weil man das Eisen schmieden sollte, so lange es noch heiß ist, bringt Steffen Peter Haas, so sein bürgerlicher Name, am Freitag nun auch noch eine Fußball-Version mit eben diesem Titel heraus: „Heiß drauf" („...wir holen den Pokal dieses Jahr") lautet der Refrain der jugendfrei-entschärften Kicker-Version, mit der er es zur diesjährigen WM auch in die Öffentlich-Rechtlichen schaffen will (eine Hörprobe gibt es hier).

Auf die Frage, die wievielte Version des Titels das jetzt eigentlich sei, erklärt Wackel am Dienstag lachend: „Die 423.000." Und versichert dann sehr ernst, dass es diesmal wirklich eine ganz neue Produktion sei: Nicht nur der Text, der wie schon das Original aus der Feder der Bamberger Kerwa Band stamme, sei gänzlich anders, „auch die Musik ist neu eingespielt, richtig mit Schlagzeug und Gitarre". So könne man den „eher rockigen" Song bei ARD und ZDF „auch visuell als Band rüberbringen".

Die Fans, erzählt Wackel, spalte das dauernde Weiterdrehen seines Hits in zwei Lager: „Den einen werden die Versionen langsam zu viel - und die anderen beschweren sich, dass wir nicht auch noch ihr Dorf in einem eigenen Lied besungen haben. Aber ich kann den Song ja nicht tausendmal aufnehmen". Wobei er diese Marke zumindest gefühlt schon geknackt hat: Statt der Mallorca-Version hat er bei seinen Auftritten in den hintersten Winkeln Deutschlands nämlich auch schon Geburtstag, Party, Karneval, Après-Ski, Silvester usw. mit seiner „Morgen ist mir doch egal"-Hymne beschallt.

Doch die Insel-Variante ist und bleibt vom Publikum gefragt, beim ersten Auftritt Montagnacht im Oberbayern habe er sie dreimal singen müssen. Seine einzige Sorge: „Die Kellner werden mich wohl irgendwann killen." Warum? „Weil sie´s nicht mehr hören können."