Der leicht untersetzte Mann hantiert mit dem Mikrofon so virtuos, als hätte er schon Jahrzehnte Hitparaden-Erfahrung hinter sich: Jens Büchner, durch die Auswanderer-Sendung „Goodbye Deutschland" bei „Vox" wegen Geldsorgen und Turbulenzen im Privatleben zu einem gewissen Prominenten-Status gelangt, singt das Lied „Pleite, aber sexy" in die Kamera seines Hauskanals und vor durchaus zahlreichen Neugierigen in der deutschen Hochburg Cala Ratjada. Die sind zum Teil aufgeregt auf die Terrasse eines eher funktionell aussehenden Lokals geströmt, das einst „Bella Italia" hieß und nun unter dem Namen „Der zwölfte Mann" (C/. Clot Gran) weitergeführt wird.

Mit dem Namen spielt der 44-Jährige auf die elf Mann zählenden Teams im Fußball an und darauf, dass er eine Weile auf der Ersatzbank gesessen habe. Er hatte den Laden „innerhalb von nur einer Woche" zusammen mit On-off-on-Freundin Nadine Hildegard hergerichtet. „Wir sind insgesamt sieben Leute, haben von 18 bis 2 Uhr geöffnet und eine Lizenz für Live-Musik." Hildegard, eine 28-jährige Studentin aus Frankfurt am Main hatte Büchner im „Bierkönig" am ­Ballermann kennengelernt, als es ihm schlecht ging. Der Versuch, eine Boutique in Cala Millor aufrechtzuerhalten, war kläglich gescheitert, seine Beziehung zu einer auch auf Mallorca verorteten Ex-Freundin namens ­Jennifer Matthias ebenfalls. So weit die TV-Story, die der Boulevardpresse auf jeden Fall reichlich Futter lieferte, wie es sich gehört.

Dass sich so etwas zumindest kurzfristig auszahlt - man kennt das ja von Katzenberger & Co. - sieht man hier in Cala Ratjada erneut: Viele Fans der Sendung lassen sich mit Büchner fotografieren oder machen ein selfie mit ihm, zwischendurch wuselt der neue Wirt behände und ­aufgedreht an den Tischen vorbei und bedient die Gäste, die sich nicht immer botmäßig verhalten. „Das ist zwar alles guad hier, aber der wird doch wieder scheitern", wird auf Bayerisch an einem Tisch geröhrt, nebenan wird Büchners Engagement von einer beleibten älteren Dame mit Kurzhaarfrisur, die an einem rosa Handy nestelt, laut gelobt.

Er wolle „richtig dolle Gas geben", so der Mann, dem der Blätterwald zuweilen eine gewisse Trägheit unterstellt hatte. Büchners Lokal liegt zwar nicht so zentral wie etwa der „Bierbrunnen", aber Horden vor allem junger feierwütiger Deutscher bewegen sich dennoch an ihm vorbei vom und zum schönen Agulla-Strand. Und deswegen glaubt Büchner fest, dass er bis zum 31.10. mit Pizzas und Cocktails zu Kampfpreisen (5.20 Euro pro „Mojito") Kasse machen wird, zumal ja die Fußball-WM ansteht und er Bildschirme aufstellen will.

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