Eines haben Mallorca und Brasilien auf jeden Fall gemeinsam - schöne Strände. Und doch geht es an den sandigen Uferstreifen dies- und jenseits des Atlantiks ganz unterschiedlich zu, wie die auf der Insel lebenden Brasilianer bestätigen. „Als ich zum ersten Mal hier am Strand war und Frauen oben ohne gesehen habe, war ich richtig schockiert - das ist in Brasilien verboten", erzählt Ana Paula, Model aus São Paulo. Dafür kämen ihr die Bikinis der Einheimischen ziemlich „großmütterlich" vor: „Bei uns zu Hause bestehen sie aus viel weniger Stoff", lacht die 28-Jährige.

Auch ihrer Landsfrau Ana Lucia kommt bei der Frage nach Unterschieden am Strand sofort der Begriff topless in den Sinn: „Die Frauen hier zeigen sich gerne - allerdings vor allem die, die es sich gar nicht leisten können", bemerkt die Personal Trainerin, die seit sechs Jahren zwischen München und Mallorca pendelt. Brasilianer hingegen legten viel Wert auf ihr Äußeres und einen gut trainierten Körper, wobei die Frauen oft sogar übertreiben: „Die sind teils so muskulös, dass sie fast schon wieder männlich wirken. Da machen die Männer schon eine bessere Figur", sagt die 47-Jährige.

Und die wird dann natürlich auch gezeigt: „Shorts sind an brasilianischen Stränden verpönt", weiß Pilateslehrerin Andrea, „auch Männer tragen bei uns eng anliegende Badehosen, die den Körper betonen. Weite Shorts sieht man eigentlich nur bei Surfern." Die Frauen hingegen besitzen ganze Strandkollek­tionen, erklärt Cecilia, die in Palma einen eigenen Frisörsalon führt: „Viele Brasilianerinnen haben nicht etwa einen, sondern bis zu 20 Bikinis", erklärt die 27-Jährige, die in Sao Paolo aufgewachsen ist. Dass auch die Flip-Flops oder havaianas sowie Taschen und andere Accessoires farblich zum Strandoutfit passen, versteht sich fast von selbst.

Vervollständigt wird das Ganze mit einem Pareo, der in Brasilien canga genannt wird und eine doppelte Funktion erfüllt: Der oft bunt bedruckte leichte Stoff dient nicht nur als Wickelkleid oder -rock, sondern ersetzt auch das auf ­Mallorca und vor allem unter deutschen Touristen obligatorische Handtuch - sowohl zum Drauf­legen als auch zum Abtrocknen. Der dicke Frotteestoff sei in Brasilien einfach zu warm, so Trainerin Ana Lucia: „Und das dünne Tuch trocknet auch viel schneller."

Außerdem nimmt es auch nicht so viel Platz weg - denn ein weiterer Unterschied ist das Ausmaß des Strandgepäcks. „In Rio nehmen die Leute nicht den halben Hausstand mit an den Strand wie hier", berichtet Leandro. Der 30-Jährige lebt in Sóller, arbeitet als Maurer und spielt in der Basketballmannschaft des Ortes. Auffällig findet er, dass ­Mallorquiner und Touristen einfach nur im Sand liegen und höchstens mal ins Wasser gehen: „Bei uns wird am Strand sehr viel Sport gemacht, man spielt Volley- oder Fußball. Das liegt aber auch daran, dass unsere Strände viel größer sind und es eigene Volleyballfelder gibt, wo sich die Leute treffen."

Trainerin Ana Lucia weiß, warum ihre Landsleute weniger beladen zum Strand gehen als die Einheimischen auf Mallorca: „Dort ist es groß in Mode, sich Schirm und Liege zu mieten. Damit zeigt man, dass man sich das leisten kann - obwohl es oft gar nicht der Fall ist." Doch auch mit den Essgewohnheiten hängt der Umfang des Strandgepäcks zusammen, erklärt ­Frisörin Cecilia: „Wir nehmen selten etwas mit, sondern kaufen bei den Strandverkäufern Obst und Snacks." Außerdem gehe man in ihrer Heimat auch an den Strand, um Leute kennenzulernen. Am besten gehe das in den zahlreichen quiosques, in denen man an den brasilianischen Stränden auch gut den ganzen Tag verbringen kann: „Getränke und Essen sind dort längst nicht so teuer wie hier - und außerdem ist der Liegestuhl oft im Preis inbegriffen." Ganz oben auf der Top-Ten der Getränkeliste stehen übrigens eisgekühlte Fruchtsäfte und Kokoswasser, erzählt sie.

Der mallorquinische Lieblingsstrand von Model Ana Paula ist der von Illetes: „Es war der erste, den ich besucht habe, und er hat mir wahnsinnig gut gefallen." Vor allem wegen dem türkisen und klaren Wasser: „Bei uns ist das Meer eher grünlich und nicht so türkis wie hier," sagt sie. Basketballer Leandro lobt nicht nur das klare Wasser: „Die Leute hier halten die Strände viel sauberer als bei uns."

Nicht vergleichbar sind übrigens auch die Grundvoraussetzungen für einen Strandbesuch: „Bei Temperaturen unter 30 Grad würde in Brasilien kein Einheimischer an den Strand oder gar ins Wasser gehen - das wäre uns viel zu kalt", kichert Ana Paula.